28. August 2015 | NEWS

Zukunft für Jugendliche am Balkan

SOS bietet Traingsprogramme für Jugendliche in Bosnien an

Hoffnung und Zukunft wolle sie auf dem Balkan unterstützen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Abschluss der Westbalkan-Konferenz gestern. „Das ist längst überfällig. Wenn das hier so weiter geht, erleben wir einen ‚brain-drain‘, die totale Abwanderung, junger qualifizierter Fachkräfte“, sagt die bosnische Programmdirektorin Lejla Cisic, der SOS-Kinderdörfer. „Unsere Jugendlichen wollen nur noch eins: weg!“


Düstere Zukunft für viele Jugendliche auf dem Balkan. SOS versucht mit Trainingsprogrammen den Jugendlichen eine Perspektive im eigenen Land zu geben.

Laut einer UN-Umfrage sind gut 80 Prozent der Jugendlichen bereit Bosnien und Herzegowina zu verlassen. In anderen Balkanstaaten wie Mazedonien, Albanien, Serbien oder Montenegro ist es ähnlich. Jugendarbeitslosenquoten von bis zu 60 Prozent und Löhne, die die Versorgung von Familien unmöglich machen, treiben junge Leute in die westlichen EU-Länder. „Der Balkan braucht dringend finanzielle Hilfen für eine Reform des Bildungsbereichs, um Jugendlichen eine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen“, appelliert Cisic an die EU-Regierungen.

Laut Studien beendet jedes vierte Kind die Schule nicht. Nicht weniger als 27 Prozent der Studenten brechen ihr Studium ab. Ein Grund: Das Schulsystem und die Lehrpläne sind überholt und bereiten die Heranwachsenden nicht annähernd auf die Anforderungen am Arbeitsmarkt vor. Weiterbildungsprogramme gibt es kaum. Die blühende Korruption schreckt viele ausländische Unternehmen ab, langfristig in den Balkanstaaten zu investieren. Wenn wir unsere Jugend weiterhin vernachlässigen, es nicht schaffen ihnen durch gute Ausbildung eine Zukunft zu geben, wird der Balkan seine Chance auf Entwicklung verlieren.


Die SOS-Kinderdörfer vermitteln den Jugendlichen auch berufsspezifische Praktika, wie hier beim Optiker. Foto: Senad Gubelić

Von dem für jeden Fortschritt so wichtigen kreativen Potential der jungen Erwachsenen werden dann andere Länder profitieren“, meint die SOS-Direktorin. „Das ist ein irreparabler Schaden für die Gesellschaft.“ Die SOS-Kinderdörfer bereiten Jugendliche auf dem Balkan in Sozialzentren mit berufspraktischen Trainingsprogrammen, wie Sprach- und Computerkursen aber auch Unternehmenspraktika auf den Arbeitsmarkt und die Zukunft vor. In Bosnien haben ehemalige SOS-Kinder mit anderen Jugendlichen selbst die Initiative ergriffen und eine eigene Jugend-Hilfsorganisation gegründet. Ziel: Netzwerke zu Unternehmen zu schaffen und Gleichaltrigen durch Fortbildungen den Einstieg in den Job erleichtern.
 

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