10. Oktober 2014 | NEWS

Bildung: Was Mädchen weltweit brauchen

Ein SOS-Interview zum Internationalen Mädchentag

Ulla Sensburg, Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit, schildert in einem Interview die Situation von benachteiligte Mädchen weltweit und erklärt, welche Maßnahmen Hoffnung für die Zukunft machen.

Anhören:

 


Bildung verändert das Leben von Mädchen und schenkt ihnen eine Zukunft: Drei Mädchen aus einem indischen SOS-Kinderdorf in Schuluniform. Foto: Ahmad Firoz
„Weil ich ein Mädchen bin“ – auch wenn dieser Song von Lucilectric schon etwas Staub angesetzt hat: Der Refrain könnte das Motto des Internationalen Mädchentags sein. Im Dezember 2011 haben die Vereinten Nationen den 11. Oktober zum „International Day of the Girl Child“ erklärt, um die Rechte von Mädchen zu stärken. Er soll daran erinnern, dass Jungen und Mädchen noch immer nicht die gleichen Chancen haben und Millionen Mädchen weltweit diskriminiert, ausgebeutet und missbraucht werden.

In welchen Ländern werden Mädchen besonders benachteiligt und missachtet?
Mädchen werden in weiten Teilen Afrikas oder auch in Asien nach wie vor verkauft zwangsverheiratet und zwar schon in sehr jungem Alter. Sie werden zur Prostitution gezwungen oder versklavt. Es gibt so viele Beispiele – ich würde mich da gar nicht auf ein Land festlegen.

Die Diskriminierung von Mädchen hat ja viele Gesichter – wo sehen Sie besonders großen Handlungsbedarf?
Von den 780 Millionen Analphabeten auf der Welt sind zwei Drittel Mädchen und Frauen. Das sind 500 Millionen Analphabetinnen – das ist einfach zu viel.

Um auch mal nach positiven Entwicklungen zu fragen: Hat sich denn seit der Einführung des Internationalen Mädchentags vor drei Jahren etwas an der Situation verbessert?
Der Druck der öffentlichen Meinung, der dadurch aufgebaut wird, bewirkt schon eine Veränderung. Und es gibt auch durchaus positive Entwicklungen: Es gibt Biografien von Mädchen, die Zugang zur Bildung erhalten haben. Deren Eltern haben verstanden, was das für einen Unterschied im Leben der Mädchen machen kann.  Und diese jungen Frauen sind schon weltweit in Führungspositionen anzutreffen.

Äußert sich im Interview zum Internationalen Mädchentag: Ulla Sensburg, Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit.

Wie gehen Sie denn als SOS-Kinderdörfer mit dem Problem der weltweiten Benachteiligung von Mädchen um?
Das ist natürlich ein Riesenthema – schon allein, weil wir in Asien und weiten Teilen Afrikas weitaus mehr Mädchen als Jungs in den SOS-Kinderdörfern haben. Der Grund: Wenn die Familie eines Tages zerbricht oder die Eltern wegfallen, werden die Jungs noch eher in der erweiterten Familie aufgenommen, die Mädchen aber sehr schnell weggegeben. Deshalb haben wir sehr viel mehr Mädchen, denen wir natürlich jede Möglichkeit eröffnen und Zugang zur Bildung verschaffen. Zum Beispiel gibt es in Bangladesch in jedem Kinderdorf einen „SOS-Girls-Club“, wo wir die Mädchen ganz konkret schulen - hinsichtlich Rhetorik, Selbstverteidigung, Stärkung des Selbstwertgefühls und zum Beispiel auch Vernetzung.

Dabei haben die Frauen, die als SOS-Mütter in den Kinderdörfern arbeiten, vermutlich eine große Vorbildfunktion?
Natürlich haben die Mütter, die ihren Beruf ausüben auch eine Vorbildfunktion. Und es ist uns auch ein großes Anliegen, die Mädchen in ihrem Selbstwertgefühl so zu stärken, dass sie dann in ihrem späteren Leben als Frau auch für diesen Wert stehen  und weiter ihn in die Gesellschaft tragen.

 

Spenden Sie jetzt!

Ihre Spende gibt gefährdeten Mädchen in Indien wieder eine Zukunft und die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben.

 

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Erhalten Sie regelmäßig Informationen zu aktuellen Projekten.

Ihre Spende an die SOS-Kinderdörfer weltweit können Sie von der Steuer absetzen. Die SOS-Kinderdörfer weltweit sind als eingetragene gemeinnützige Organisation anerkannt und von der Körperschaft- und Gewerbesteuer befreit. (Steuernummer 143/221/91910)