Liberia: Ein Ebola-Waise erzählt

Wie der Junge ohne Vater und Mutter lebt

Seine alleinerziehende Mutter und seine ältere Schwester sind wegen des tödlichen Ebola-Virus gestorben: Saye* (10) aus Monrovia hat keine Familie mehr und wohnt jetzt in einem Auffangheim in Liberia.


Nachdem Ebola ihn zum Waisen gemacht hat, kam der 10-jährige Saye* in ein Auffangheim - keiner seiner Verwandte konnte oder wollte ihn aufnehmen. Foto: Nurudeen Sanni
Ebola tötet Menschen und zerstört viele Familien in Westafrika: Mindestens 3700 Kinder in Liberia, Sierra Leone und Guinea haben seit Ausbruch der Seuche schon ihre Eltern verloren. Eines davon ist der zehnjährige Saye* aus Monrovia. Er musste mit ansehen, wie seine Mama und seine Schwester an Ebola starben und war plötzlich ganz allein auf der Welt. Zusammen mit 16 anderen Ebola-Waisen fand er Schutz im "Hawa Massaquoi Child Care Centre" - einem Auffangheim in Unification City, etwa 60 Kilometer von Monrovia entfernt. Trotz des tragischen Verlusts seiner Familie und den damit verbundenen Ängsten kommt Saye mit seiner schwierigen Situation zurecht.

Ebola-Waisen: Hoffnung auf die Zukunft

Im Auffangheim ist er auf seinen Cousin Blessing*, ebenfalls zehn Jahre alt, gestoßen. Auch dessen Eltern haben eine Ebola-Infektion nicht überlebt. Die beiden Jungen geben sich gegenseitig Halt. Sie spielen zusammen, sie reden über ihr Schicksal und schmieden Pläne. "Ich will nicht, dass Ebola mir meine Zukunft raubt. Ich werde mein Bestes geben, um meine Eltern im Himmel stolz zu machen", sagt Saye tapfer. Auf seinem T-Shirt steht "I'll be famous..." Und das ist seine Hoffnung: Saye glaubt daran, dass er eines Tages berühmt sein wird - wenn er dafür kämpft und eine Ausbildung bekommt.

Der Glaube an Gott gibt dem Ebola-Waisen Kraft

Wenn er seine Familie besonders stark vermisst, zieht Saye sich mit seiner kleinen Puppe zurück. Er hat sie "God knows" getauft. Saye glaubt an Gott und ist davon überzeugt, dass dieser weiß, was für eine schlimme Zeit er durchmacht. Und dass Gott Antworten auf seine Fragen hat. Was aus ihm werden soll, wie seine Zukunft ohne Familie aussieht. Denn eines hat ihn tief getroffen: Die anderen 16 Ebola-Waisen aus dem "Hawa Massaquoi Child Care Centre" sind inzwischen bei Verwandten untergekommen. Nur Saye und seine Cousin Blessing sind übriggeblieben. Niemand wollte die beiden Jungen aufnehmen.

SOS-Kinderdörfer: Hilfe für Ebola-Waisen

Für Kinder wie Saye und Blessing setzen sich die SOS-Kinderdörfer im Kampf gegen Ebola ein. Die SOS-Kinderdörfer werden ihre Einrichtungen und Programme in Westafrika in den kommenden Jahren ausbauen, um den Ebola-Waisen langfristig zu helfen. Auch in der aktuellen Krise handeln die Kollegen vor Ort: Sie klären ab, wer die elternlosen Kinder eigentlich sind und suchen Verwandte, bei denen sie unterkommen können. Zudem schaffen sie Zonen, in denen die Kinder geschützt sind – so lange, bis klar ist, wo sie bleiben können. Kinder, für die niemand sorgen will, können später in einem SOS-Kinderdorf eine neue liebevolle Familie finden.

* Die Namen sind zum Schutz der Kinder geändert.


 

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