08. Juli 2015 | PRESSEMITTEILUNG

„Gaza, die vergessene Katastrophe“ / Ein Jahr nach Beginn des Krieges hat sich das Elend im Gazastreifen verschärft / Zum Jahrestag am 8.07.2015

08.07.15, München/Rafah – Ein Jahr nach Beginn des jüngsten Gaza-Krieges (8.07.2014) weisen die SOS-Kinderdörfer weltweit darauf hin, dass sich die Situation der Menschen seit Kriegsende nicht verbessert, sondern verschlechtert hat. Vor allem Kinder seien die Leidtragenden der seit dem Krieg herrschenden Blockade des Gazastreifens. Am 8. Juli 2014 eskalierte die Gewalt zwischen Israel und radikal-islamischen Palästinensergruppen zu einem 50-tägigen Krieg. Nach einem Jahr leidet die Bevölkerung im Gazastreifen noch immer schwer unter den Folgen des Konfliktes.

"Gaza - das ist eine vergessene Katastrophe, wenn nicht gerade Raketen und Granaten fliegen. Es ist ein Chaos, ökonomisch und menschlich", sagt Samy Ajjour, Leiter des SOS-Kinderdorfes Rafah im Süden des Landstrichs. Laut Weltbank hat der Gazastreifen mit 43 Prozent inzwischen eine der höchsten Arbeitslosenquoten weltweit. Fast 80 Prozent der Bevölkerung ist auf Hilfeleistungen angewiesen, vier von zehn Menschen leben dennoch unter der Armutsgrenze.

Laut den SOS-Kinderdörfern fehlt es an allem: „Die Menschen haben keine Häuser, hausen in Ruinen. Es gibt kaum Wasser, kaum Licht, kaum Nahrung, keine Medikamente. Nichts“, erklärt Ajjour. Einen Wiederaufbau gäbe es nicht, da Gaza seither von Israel und Ägypten fast völlig abgeriegelt worden sei. So können praktisch keine Baumaterialien und andere Hilfsgüter in das Gebiet gelangen.

Viele Familien müssen noch immer unter extrem einfachen Bedingungen in Flüchtlingsunterkünften wohnen. Die Verzweiflung der Erwachsenen und die Schutzlosigkeit ließen die Kinder immer häufiger zu Opfern von Gewalt und Missbrauch werden.

Weiterhin haben viele Kinder Schwierigkeiten das Erlebte zu verarbeiten. Auch im SOS-Kinderdorf Rafah waren mehr als die Hälfte der Kinder nach dem Krieg auf psychosoziale Unterstützung angewiesen. „Da gibt es Kinder, die noch immer keine Nacht durchschlafen, weil sie nicht verstehen, wie es sein kann, dass bei einem Angriff ihre ganze Familie starb. Das vertraute Zuhause liegt in Trümmern – die Schreckensbilder der Bombennächte haben sich in ihr Gedächtnis eingebrannt“, berichtet der Leiter des SOS-Kinderdorfs.
 

Die SOS-Kinderdörfer weltweit planen eine Übergangseinrichtung, in der bis zu 1000 schwer traumatisierte Kinder über einen Zeitraum von ein paar Tagen bis zu einigen Monaten leben, ausreichend ernährt und psychologisch betreut werden sollen.

Weitere Informationen:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-259
E-Mail: louay.yassin@sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de

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