Zahlreiche Familien von städtischer Armut und andere Risiken bedroht
Das SOS-Kinderdorf Vontovorona liegt in einem Vorort der madagassischen Hauptstadt Antananarivo. Die Metropolregion umfasst knapp zwei Millionen Einwohner und ist damit die größte Stadt der Insel. Seit den politischen Unruhen des Jahres 2009, die das Land in eine sozioökonomische Krise gestürzt haben, breiten sich besonders in der Hauptstadt Armut und Kinderarbeit weiter aus.
Zahlreiche kleine Jungen und Mädchen aus den ländlichen Gebieten ziehen auf der Suche nach Arbeit nach Antananarivo. Die Mädchen verdingen sich meist als Hausangestellte. Fernab ihrer Familien sind sie oft völlig hilflos und werden Opfer von Missbrauch und Ausbeutung.
Aufgrund der Zunahme der Kinderarbeit erhalten immer mehr Kinder und junge Menschen keine Bildung. Dadurch haben sie nur wenige Chancen, als Erwachsene den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Die unmittelbaren Bedürfnisse von Familien sind häufig wichtiger als die langfristigen Hoffnungen und Träume ihrer Kinder: wenn die Eltern nicht genug Essen auf den Tisch bringen können, wird Bildung zum nachrangigen Problem. Viele Kinder müssen gefährliche oder gesundheitsschädliche Arbeiten verrichten. Erschwerend kommt hinzu, dass viele arme Familien keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben und nur mangelnde Kenntnisse über Gesundheit und Hygiene besitzen.
Tausende Familien leben in Antananarivo unter extrem prekären Bedingungen: sie hausen in Slums entlang offener Abwasserkanäle in notdürftigen Baracken und ohne fließendes Wasser oder Strom. Die Zukunft der Kinder und Jugendlichen ist in hohem Maße gefährdet.
SOS-Sozialzentren für ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung der Gemeinde
Das SOS-Kinderdorf Vontovorona wurde im Jahr 1989 eröffnet. Heute leitet unser SOS-Sozialzentrum in Antananarivo ein Familienstärkungsprogramm, um die Situation der lokalen Bevölkerung nachhaltig zu verbessern. Das Zentrum leitet eine Tagesbetreuung für Kinder erwerbstätiger Eltern. Darüber hinaus bieten wir Lehrgänge in den Bereichen Tischlerei und Schneiderei. Eltern erhalten Unterstützung bei der Einkommensförderung, damit Kinder nicht arbeiten müssen und in einem stabilen und sicheren Umfeld aufwachsen können.
Das SOS-medizinische Zentrum steht der lokalen Bevölkerung kostenlos zur Verfügung und sichert die medizinische Versorgung von Menschen, die sich sonst keine Behandlung leisten können. Die Angebote umfassen die Betreuung von Schwangeren und Kleinkindern, Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen und Krankheitsprävention.
Unsere Arbeit in Vontovorona
Bis zu 150 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 15 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Jede Familien züchtet Geflügel und Schafe, und das Dorf hat einen eigenen Obstgarten sowie Gemüsebeete, Bienenstöcke und Kaninchenställe.
Die Kinder aus den SOS-Familien besuchen den SOS-Kindergarten zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. In den SOS-Hermann-Gmeiner-Schulen werden etwa 400 SchülerInnen in der Primär- und Sekundarstufe unterrichtet.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen und werden von qualifizierten Fachkräften beim Übergang ins Erwachsenenleben begleitet.
In Vontovorona gibt es auch ein SOS-Berufsbildungszentrum, das auf einer SOS-Farm angesiedelt ist. Hier lernen junge Menschen, wie man Obst, Gemüse und Nutzpflanzen anbaut oder Blumen und Vieh züchtet. Mit Hilfe ihrer Ausbildung können sie moderne Anbaumethoden umsetzen und als Erwachsene für ihren Lebensunterhalt sorgen.