"Es brach mir das Herz", erzählt Mavis Mbele, "als ich die Kinder sah." Die 52-Jährige ist eine der SOS-Mütter, welche die Anfänge des SOS-Kinderdorfs Umtata miterlebt haben. Im November 1997 öffnete das Dorf seine Pforten. Mavis und die anderen Mütter nahmen damals die ersten Kinder in ihren SOS-Familien auf. Unter ihnen waren viele Babys, die in einem Krankenhaus ausgesetzt worden waren. Die älteren Kinder, die ins Dorf kamen, waren Waisen, verängstigt und abgemagert. "Die Kinder so zu sehen, war sehr traurig, für uns alle - aber später hat sich unser Mitleid in Stolz verwandelt."
Das SOS-Kinderdorf in Umtata (auch Mthatha) entstand in einer der ärmsten Städte Südafrikas. Vom Elend zeugte nicht zuletzt die hohe Zahl ausgesetzter Kinder. In Umtatas Krankenhäusern richtete man für sie eigene Stationen ein. Diese waren meist überfüllt, zum Teil lagen die Babys auf dem blanken Boden.
Auch zwei von Mavis' SOS-Kindern, Sibulele and Qawekazi, waren Säuglinge, als sie im Herbst 1997 ein neues Zuhause im Kinderdorf fanden. "Die beiden waren furchtbar kleine Babys. Ich bin glücklich, dass sie sich so prächtig entwickelt haben! Sie sind gut in der Schule und haben viele Freunde. Ich bin wirklich sehr stolz auf sie, wie auf alle meine neun Kinder. Ich liebe sie alle, als wären sie meine eigenen Söhne und Töchter!"
"Wir alle sind sehr stolz auf unsere Kinder!"
Eines ihrer SOS-Kinder verließ Mavis' Familie nach zwei Jahren wieder: ein Junge, den Mavis zusammen mit Sibulele and Qawekazi als Baby aufgenommen hatte. Die Mutter des Jungen meldete sich im Kinderdorf und beanspruchte ihr Kind. "Der Junge weinte, weil seine Mutter für ihn eine Fremde war. Er wollte nicht weg. Es war schrecklich. Aber die Frau war nun mal nachweislich seine Mutter. Als ihr Kind zur Welt kam, war sie in einer verzweifelten Situation. Nun war sie in der Lage, für ihren Jungen zu sorgen, und nahm ihn zu sich." Mavis hält bewegt inne, bevor sie lächelnd fortfährt. "Ich denke oft an den Kleinen. Ich habe gehört, dass es ihm gut geht. Darüber bin ich sehr froh."
Wenn Mavis an die vergangenen zehn Jahre im SOS-Kinderdorf zurückdenkt, dann erzählt sie von den Mädchen und Jungen. "Die Kinder, die damals als Babys zu uns kamen, besuchen jetzt die SOS-Schule bei uns im Dorf. Und diejenigen, die schon etwas älter waren, gehen jetzt an die High School oder machen eine Ausbildung. Sie interessieren sich für Fußball, traditionelle Tänze und so viele andere Dinge. Wir alle sind sehr stolz auf unsere Kinder! Es ist schön zu sehen, wie sie heranwachsen und sich jedes Kind unterschiedlich entwickelt. Ich freue mich schon auf die nächsten zehn Jahre hier bei uns im SOS-Kinderdorf!"