"Mein Kind soll nicht leiden wie ich!"

Wie das SOS-Sozialzentrum in Bogotá Raquel und ihrem kleinen Sohn hilft

Als Raquel vier Jahre alt war, starb ihre Mutter. Das Mädchen wuchs in den Straßen von Calle del Cartucho auf: einem der ärmsten Viertel Bogotás. Dort leben die Müllsammler, Kriminalität, Prostitution und Drogenmissbrauch sind allgegenwärtig. Heute ist Raquel 37 Jahre alt. Sie hat einen kleinen Sohn, der ihr die Kraft gegeben hat, am Leben zu bleiben. Dank der Unterstützung durch das SOS-Sozialzentrum Cazucá in Bogotá glaubt die alleinerziehende Mutter wieder an die Zukunft.


Dieses Mädchen lebte früher auf der Straße. Heute wird sie durch das SOS-Gemeindezentrum "Las Cruces" in Bogotá betreut.
Bereits als Kind nahm Raquel Drogen - wie viele Straßenkinder, die sich betäuben, um die Kälte in den Nächten aushalten zu können, wenn sie unter freiem Himmel auf dem nackten Asphalt schlafen. Immer wieder kam sie in ein Kinderheim und lief wieder weg. Das Mädchen stahl und prostituierte sich, um zu Überleben.

Ohne Ausbildung und Halt blieb Raquel auch als Erwachsene gefangen in dem Milieu, in dem sie aufgewachsen war. Sie schlug sich durch - und erfuhr viel Leid und Schmerz. Als Raquel  35 Jahre alt war, wurde sie auf der Straße brutal vergewaltigt. Sie wehrte sich mit aller Kraft, so wie sie es bereits als Straßenkind gelernt hatte. Doch der Täter schlug sie brutal zusammen, bis sie das Bewusstsein verlor.

Durch die Vergewaltigung wurde Raquel schwanger. Sie hatte Selbstmordgedanken und dachte mehrmals daran, das Kind abzutreiben. Doch letztlich entschied sie sich für das Kind. "Ich hatte die Hoffnung, dass ich in meinem Leben etwas verändern könnte", erzählt Raquel.

Vor zwei Jahren gebar sie ihren Sohn: Camilo. Nach der Geburt wandte sie sich an das SOS-Sozialzentrum Cazucá in Bogotá. In dem Zentrum gibt es eine Kindertagesstätte und eine Beratungsstelle, die alleinerziehenden Müttern zur Seite stehen. Es sind Frauen, deren Familien an Gewalt und Alkohol zerbrochen sind - Frauen, die mit ihren Kindern allein auf sich gestellt sind und in bitterer Armut leben. Viele der 130 Mütter, die das SOS-Sozialzentrum derzeit betreut, haben ähnliche Schicksale wie Raquel.


Neuer Lebensmut: Frauen vor dem SOS-Sozialzentrum in Bogotá
Raquel fasste langsam Vertrauen

Als Raquel mit ihrem Baby zum ersten Mal zum SOS-Sozialzentrum kam, war sie verwahrlost und völlig verzweifelt. Es war offensichtlich, dass sie Hilfe brauchte. Sie bekam einen Krippenplatz für Camilo, so dass sie sich eine geregelte Arbeit suchen konnte. Schnell zeigte sich auch, dass Raquel gegenüber ihrem Kind oft aggressiv war - sie tat sich schwer, ihrem Sohn die Liebe zu geben, die sie selbst als Kind nicht bekommen hatte.

In den verschiedenen Gesprächen und Therapiesitzungen begann Raquel, sich immer weiter zu öffnen. Sie erzählte ihre Geschichte, offenbarte ihre seelische Wunden. "Ich kann hier darüber sprechen, was mir angetan wurde und was ich getan habe. Man hört mir zu und verurteilt mich nicht sofort."


Ein Armenviertel in Bogotá
Die Vergangenheit hinter sich lassen

Nachdem Raquel Vertrauen gefasst hatte, gestand sie den Sozialarbeitern, dass sie sich im SOS-Zentrum unter einem falschen Namen angemeldet hatte. Auch die Geburtsurkunde ihres Kindes hatte sie gefälscht. Aufgrund ihrer bewegten Vergangenheit hatte sie Angst gehabt, dass man ihr ihren Sohn wegnehmen würde. Doch ohne amtliche Dokumente hatten beide keinen Zugang zur staatlichen Gesundheitsversorgung. SOS-Mitarbeiter halfen ihr, die entsprechenden Papiere zu beantragen.

Raquel will sich mit Hilfe des SOS-Sozialzentrums auch beruflich fortbilden, um sich und ihrem Kind eine bessere Zukunft bieten zu können. "Ich will für meinen Jungen da sein. Ich will, dass er es besser hat als ich - er soll niemals das erleiden, was ich durchmachen musste."

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