Zahlreiche Familien leiden unter den steigenden Preisen für Verbrauchsgüter
Die Kleinstadt Keila liegt im Nordwesten von Estland unweit der Hauptstadt Tallinn. Laut Volkszählung von 2011 hat Keila etwa 10 000 Einwohner. Das SOS-Kinderdorf wurde ca. 3 km vom Stadtzentrum entfernt in einem ruhigen Wohngebiet errichtet. In unmittelbarer Nähe findet man Schulen, Geschäfte und ein Krankenhaus.
Zahlreiche Familien leiden an den Folgen der jüngsten globalen Wirtschaftskrise und dem Anstieg der Preise für Lebensmittel und Verbrauchsgüter. Viele Eltern, die keine Arbeit haben oder nur schlechtbezahlte Gelegenheitsjobs verrichten, können ihre Kinder nicht ausreichend versorgen. Die Kinder alleinerziehender Haushalte oder kranker bzw. drogenabhängiger Eltern sind in besonderem Maße vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht. Viele von ihnen leiden an Unterernährung. Der Mangel an Lebensmitteln und das Aufwachsen unter solch prekären Verhältnissen gefährden die gesunde körperliche und geistige Entwicklung der Kinder. Viele leiden an Verhaltensstörungen. Manche Kinder gehen nicht zur Schule, weil sich ihre Eltern die Kosten für Schuluniformen und Unterrichtsmaterial nicht leisten können. Vor allem im Winter bleiben viele Kinder dem Unterricht fern, weil ihre Familien kein Geld für winterfeste Kleidung und Schuhe haben. Arme Familien werden häufig gesellschaftlich ausgegrenzt und wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen.
Die staatlichen Sozialleistungen reichen nur selten zum Überleben. Daher ist unser SOS-Familienstärkungsprogramm von größter Bedeutung. Wir helfen Familien, finanziell unabhängig zu werden und sich selbst versorgen zu können.
Angebot der Unterstützung in Zusammenarbeit mit den Behörden
Obwohl die Regierung einige Hilfsprogramme für Kinder ohne elterliche Fürsorge ins Leben gerufen hat, ist unsere Arbeit in der Region heute noch genauso wichtig wie zu Beginn unserer Tätigkeit. SOS-Kinderdorf arbeitet sehr eng mit den lokalen Behörden zusammen, damit Kinder bedarfsgerechte Unterstützung erhalten, sei es psychologischer Beistand oder Zugang zu Bildung.
Unsere Arbeit in Keila
Familienstärkung: Wir unterstützen Familien, die vom Auseinanderbrechen bedroht sind. Wir arbeiten direkt mit den Familien und Gemeinden, sodass sie ihre Kinder schützen können. Viele dieser Familien erleben häusliche Gewalt und benötigen spezifische Beratung und Unterstützung.
Betreuung in SOS-Familien: Kinder, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in einer SOS-Familie ein neues Zuhause. Für jedes Kind und jeden Jugendlichen wir eine maßgeschneiderte Entwicklungsplanung entworfen. Diese wird regelmäßig besprochen und an die wechselnden Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen angepasst. Das Kinderdorf Keila umfasst zwölf Familienhäuser. Die Kinder aus den SOS-Familien besuchen die nahegelegenen Schulen zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft und sind daher gut in ihre Umgebung integriert.
Unterstützung für junge Menschen: Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen, können in die SOS-Jugendprogramme nach Keila oder in das nahegelegene Tallinn wechseln. Hier werden sie in betreuten Wohngemeinschaften während ihrer Ausbildung oder ihres Studiums von ausgebildeten Fachkräften auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereitet.
Betreuung für unbegleitete Flüchtlingskinder: Wir bieten Betreuung, Unterkunft und rechtliche Unterstützung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.