08. März 2016 | NEWS

Frauentag: Bildung statt Diskriminierung

SOS-Vorstand Petra Horn über den langen Weg zur Gleichberechtigung der Frauen

Am 8. März begehen Frauen in aller Welt den internationalen Frauentag. Seit mehr als 100 Jahren fordern Frauen an diesem Tag Gleichberechtigung und prangern die in vielen Ländern herrschende Gewalt gegen Frauen an. Petra Horn, Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit, spricht im Radiointerview über den Stand der Gleichberechtigung in der Welt und wie die SOS-Kinderdörfer sich für die Rechte von Mädchen und Frauen stark machen.

Anhören:

Petra Horn ist seit November 2015 Mitglied des Vorstandes der SOS-Kinderdörfer weltweit. Im Interview spricht sie über die Gleichberechtigung der Frauen in der Welt.

Frau Horn, wie steht es denn um die Gleichberechtigung der Frau hier bei uns in Deutschland? Ist bei uns alles "im grünen Bereich"?

Aus meiner Sicht werden die Frauen in Deutschland weniger benachteiligt. Wenn man allerdings hinschaut auf das Rollenbild der Frau – auch in der Arbeitswelt – gibt es immer noch einen sehr hohen Nachholbedarf. Es gibt immer noch weniger Frauen in Führungspositionen und Frauen verdienen immer noch weniger bei gleicher Qualifikation und bei gleichem Jobprofil. Es sind die historisch gewachsenen Strukturen, die wir haben. Frauen müssen aus meiner Sicht lernen von den männlichen Kollegen. Männer netzwerken einfach viel besser als Frauen, sie sprechen viel positiver und öfter über ihre Leistungen als Frauen. Frauen müssten sich selber wesentlich positiver verkaufen.

Welche Länder sind uns denn in Sachen Gleichberechtigung voraus?

Was ich aus meiner eigenen Erfahrung gesehen habe, sind die Skandinavierinnen auf jeden Fall besser positioniert als wir. Die Skandinavier haben ja auch mit einer Frauenquote angefangen. Heute brauchen sie diese Quote nicht mehr – die Bezahlung ist auf dem gleichen Niveau wie bei den männlichen Kollegen. Da haben wir ein gutes Beispiel, an das wir uns halten können.

Wenn wir uns die Lage der Frau weltweit anschauen, sehen wir natürlich, dass Frauen in vielen  Ländern um ganz grundlegende Menschenrechte kämpfen müssen, z. B. in Afghanistan, Saudi-Arabien oder im Einflussgebiet des sogenannten Islamischen Staates. Haben Sie weitere Beispiele von Ländern, in denen die Rechte der Frau eklatant missachtet werden?

Generell sind wir weltweit noch lange nicht an dem Punkt angekommen, an dem wir ansatzweise von der Gleichberechtigung der Frauen sprechen können. Ein Land ist für mich Indien. Die Frauenrechte in Indien sind katastrophal. Oder wenn wir nach Afrika gucken, in den Niger gucken – es gibt sehr viele Beispiele, wo Frauen überhaupt keine Rechte haben.

Die SOS-Familienhilfe unterstützt Frauen mit Weiterbildungen und Mikrokrediten – damit sie ihren Kindern aus eigener Kraft eine Perspektive bieten können. Foto: Daniel van Moll

Wie kann man Frauen – egal, unter welchen Bedingungen oder in welchen Gesellschaftsformen sie leben – stark machen und ihnen damit indirekt auch zu mehr Gleichberechtigung verhelfen? Was sind da Ihre Erfahrungen in Ihrer internationalen Arbeit?

Für die SOS-Kinderdörfer weltweit ist Bildung statt Bevormundung und Diskriminierung der ausschlaggebende Faktor. Wir haben 182 Hermann-Gmeiner-Schulen und dort werden zum Beispiel 52.000 Mädchen unterrichtet. Wir haben SOS-Ausbildungszentren. Wir haben aber auch die SOS-Familienhilfe: Dort werden Mütter geschult und vorbereitet, die bisher noch nicht lesen und schreiben können. In den Kinderdörfern wachsen derzeit bei uns 30.000 Mädchen auf. Sie haben dort auf jeden Fall die gleichen Bildungschancen wie die Jungs.

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