Tödlicher Blitzschlag zerstört Familie

Ein tragischer Unfall erschüttert im Frühjahr 2008 eine acht-köpfige Familie in Bolivien: Nachdem die Mutter durch einen Blitzschlag verunglückt ist, bricht die Familie zusammen. Der Vater ist mit fünf Kindern überfordert und verzweifelt. Wie soll es weiter gehen?

An einem Tag, als niemand einen Sturm erwartet, geschieht im Dorf Tomaycuri in Bolivien ein schlimmes Unglück. Wolkenbruchartige Regenfälle und ein heftiges Gewitter brechen buchstäblich aus heiterem Himmel los. Es blitzt und donnert stark. Eine Mutter von sechs Kindern, die gerade mit ihrem Baby auf dem Rücken auf dem Feld arbeitet, kann sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen. Ein Blitz trifft sie und das Kind und tötet beide sofort.

Der Ehemann und fünf Kinder bleiben geschockt zurück. Mit dem Verlust der Mutter bricht die Organisation der Familie völlig zusammen: Feldarbeit, Haushalt, Kochen und fünf kleine Kinder zu versorgen überfordert den Vater. Der Mann, der gleichzeitig mit Schock und Trauer über das Unglück zu kämpfen hat, weiß weder ein noch aus. Er sieht sich gezwungen, nach Hilfe zu suchen.

So kommt es, dass der Dorfleiter des SOS-Kinderdorfs in Sucre von der Familie erfährt. Er bietet dem Mann an, die Kinder im Kinderdorf unterzubringen. Der Vater könnte dort aber nicht mit ihnen leben, sondern sie nur besuchen. Will der Vater das? Es ist eine schwere Entscheidung.

Das Department Potosis, wo das Heimatdorf der Familie liegt, ist die ärmste Gegend in Bolivien. Die 200 Einwohner leben in kleinen, ärmlichen Lehmhütten ohne Wasserversorgung und Kanalisation. Landbau und Schafzucht bilden die karge Lebensgrundlage. Dort gibt es niemanden, der der Familie helfen könnte, zu überleben. Für den Mann, der als Vater das Beste für seine Kinder will, bleibt im Grunde genommen keine Wahl: Als Alleinernährer der Familie kann er es nicht schaffen. „Es ist sehr hart für mich, meine Kinder unter einem anderen Dach zu wissen“, sagt er traurig, als er uns seine Entscheidung mitteilt, „aber ich habe viel von SOS-Kinderdörfern gehört und weiß, dass es meinen Kindern dort gut gehen wird.“

Es ist also entschieden: Die fünf Geschwister sollen ins SOS-Kinderdorf nach Sucre kommen. Als nächstes wird beraten, wo die Kinder im Dorf wohnen sollen. Da leibliche Geschwister in den SOS-Kinderdörfern nicht getrennt werden, können die Kinder nicht auf bestehende Familien aufgeteilt werden. Und so wird etwas beschlossen, das in solchen Fällen nicht selten ist: Die große Geschwister-Gruppe soll eine völlig neue SOS-Familie formen.


SOS-Mutter Susana besucht die Kinder in ihrem Heimatdorf Tomaycuri
Susana, eine junge Frau, die sich schon lange wünscht, Kindern in Not wieder ein Zuhause geben zu können, arbeitet schon seit über einem Jahr als Familienhelferin im Kinderdorf. Sie erklärt sich sofort bereit, für die fünf Geschwister da zu sein, auf sie aufzupassen und sie zu umsorgen, bis sie erwachsen sind. Für sie ist es ein Herzenswunsch, SOS-Mutter zu sein.

So kommt es, dass Susana nach Tomaycuri fährt und die Kinder in ihrem Heimatdorf besucht.
Susana spricht neben Spanisch auch Quechua, die Muttersprache der Kinder. Sie erzählt den Kindern vom Kinderdorf, den Kindern dort und den anderen Menschen, die dort leben. Besonders versichert sie ihnen, dass sie als Geschwister auf jeden Fall zusammen bleiben werden und dass sie ihren Vater so oft es geht sehen werden. “Ich bin glücklich, dass mein Traum, eine SOS-Kinderdorf-Mutter zu werden, wahr geworden ist. Aber ich sehe die Traurigkeit der Kinder und bete zu Gott, dass ich es schaffe, wieder ein Lächeln in ihre Gesichter zu bringen”, erzählt sie dem Dorfleiter bei ihrer Rückkehr.

Das Willkommen


Die fünf Kinder sind mit ihrem Vater im Kinderdorf angekommen
Einige Wochen später ziehen die Kinder in das SOS-Kinderdorf Sucre um. Dort ist natürlich erst einmal alles neu für sie. Die Begeisterung, mit der die anderen Kinder und Mütter im Dorf sie empfangen, lockert ihre Anspannung ein wenig. Susana umarmt die Kinder. Sie weiß, dass es viele Wochen dauern wird, bis die Kinder ihren Schmerz überwunden haben und das Leben für sie wirklich weiter geht. „Aber ich weiß auch, dass ich den Kindern viel Liebe geben kann, denn ich habe sie lange in meinem Herzen für sie aufgehoben. Ich freue mich wahnsinnig, dass sie hier bei mir sind“, sagt sie.

Die SOS-Kinderdörfer sind überzeugt davon, dass es für das Wohl und die Entwicklung von Kindern entscheidend ist, die Verbindung zur Ursprungsfamilie aufrecht zu erhalten. Für den Fall, dass die Kinder noch leibliche Eltern oder nahe Verwandte haben und positive emotionale Verbindungen bestehen, setzen wir uns dafür ein, dass der Kontakt erhalten und glücklich bleibt.

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