Endlich angekommen

Arjuna verlor seine Eltern und Geschwister bei einem Bombenangriff während des Bürgerkriegs. Er wurde von Waisenhaus zu Waisenhaus weitergereicht, bis er endlich in die Obhut der SOS-Kinderdörfer kam.

 


Während der Kämpfe wurde Arjuna von Waisenhaus zu Waisenhaus gereicht, bis er ins Flüchtlingslager Chettikulam kam.
Arjuna ist heute elf Jahre alt. Wie die meisten Jungs in Sri Lanka liebt er Cricket, außerdem singt und zeichnet er. „Ich male furchtbar gerne“, erzählt der Junge mit einem offenen Lächeln. Niemand könnte vermuten, dass vor vier Jahren seine Eltern und vier Geschwister bei einem Luftangriff ums Leben gekommen sind. Als einziger Überlebender der Familie, ohne weitere Verwandte, wurde Arjuna von Waisenhaus zu Waisenhaus gereicht, bis er schließlich in die Obhut der SOS-Kinderdörfer kam.

 

Arjuna wurde in Puddukudiruppum, Mullaitivu, einem Bezirk im Norden Sri Lankas, geboren. Der jahrzehntelange Bürgerkrieg, der bis 2009 in Sri Lanka tobte, hat dort tiefe Wunden hinterlassen und die Armut weiter verschärft. Auch Arjunas Familie lebte in sehr ärmlichen Verhältnissen. Obwohl sein Vater und seine Mutter hart arbeiteten, gelang es ihnen kaum, ihre fünf Kinder zu ernähren. Arjuna war 4 Jahre alt, als seine Eltern beschlossen, ihn in das Heim einer örtlichen Hilfsorganisation zu geben, wo Kinder aus dem Kriegsgebiet betreut wurden. Sie konnten nicht länger angemessen für ihn sorgen.

"Plötzlich war ich ganz alleine auf der Welt"

 


Im SOS-Nothilfe-Zentrum in Chettikulam: Dort betreuten SOS-Mitarbeiter Flüchtlingskinder wie Arjuna. Die Aufnahme zeigt zwei Kinder aus dem Camp.
2009 fand der Bürgerkrieg in Sri Lanka ein blutiges Ende. Auch in der Region von Mullaitivu flammten schwere Kämpfe auf. Da Ferienzeit war, wollte Arjuna seine Familie besuchen. Doch als er Zuhause angekommen war, erfuhr er, dass seine Eltern und alle vier Geschwister bei einem Luftangriff ums Leben gekommen waren. Es ist kaum vorstellbar, was in diesem Moment in dem Jungen vorging. Er stand unter Schock. Erst viel später begriff Arjuna, was eigentlich passiert war. Heute sagt er: „Ich fühlte mich so hilflos und hatte große Angst. Plötzlich war ich ganz alleine auf der Welt. Ich wusste nicht, wie ich überhaupt überleben sollte.“

 

Wegen der Kämpfe und der ständigen Gefahr von Bombenangriffen mussten Arjuna  und andere Kinder, die in ihre Eltern entweder im Chaos verloren hatten oder deren Eltern gestorben waren, ständig von einem Ort zum nächsten gebracht werden. Immer auf der Flucht vor den andauernden Gefechten. So kam Arjuna nach dem Tod seiner Familie zunächst in ein Heim in Pudukkulam. Doch auch hier konnte er nur für zwei Monate bleiben. 

"Ich wollte irgendwo ankommen, wo ich für immer bleiben kann"

Danach musste Arjuna innerhalb von 25 Tagen noch zwei weitere Male in andere Kinderheime gebracht werden. Viele Kinder konnten inzwischen wieder zu ihren Eltern zurückgehen, die nach ihnen gesucht und sie schließlich gefunden hatten. Arjuna und die anderen Waisen blieben zurück. Sie hatte nichts mehr und es gab niemanden, der für sie sorgen konnte. Arjuna erinnert sich: „Wir wurden ständig von einem Ort zum nächsten gebracht. Mir war das alles zu viel, ich wollte endlich an einem Ort ankommen. Irgendwo, wo ich für immer bleiben kann. Ich wollte wieder zur Schule gehen und mit meinen Freunden spielen.“

 


Sie werden im neuen Kinderdorf in Jaffna ein Zuhause finden: Bürgerkriegswaisen beim Basteln in einer vorläufigen Unterkunft
Schließlich kamen Arjuna und die anderen Kinder in das SOS-Nothilfezentrum in Cheddikulam, das Flüchtlingskinder betreute. Dort bekamen die Mädchen und Jungen  auch Schulunterricht und konnten so langsam zurückfinden in einen geregelten Alltag. Nach drei Monaten musste Arjuna ein weiteres Mal umziehen, nach Jaffna. Dort hat SOS vorläufig Häuser angemietet, in denen die Kinder bereits mit ihrer neuen SOS-Familie leben können, bis der Bau des SOS-Kinderdorfes fertig gestellt ist. Ein letzter Umzug steht Arjuna also noch bevor, bis er endlich endgültig ankommen darf.

 

Bis es so weit ist, geht Arjuna  ganz normal zu der Schule, die er auch besuchen wird, wenn er im SOS-Kinderdorf lebt. Er hat eine neue Familie und eine SOS-Mutter, die für ihn sorgt und ihn beschützt. Hier kann er mit seinen neuen Freunden und SOS-Geschwistern Cricket spielen. Endlich hat er wieder Zeit, sich über andere Dinge Gedanken zu machen, seine Zukunft zum Beispiel: Er weiß zwar noch nicht genau, was er machen möchte, wenn er erwachsen ist, aber sollte sich die Chance für ihn ergeben, ein professioneller Cricket-Spieler zu werden, dann möchte er am liebsten auch in der Nationalmannschaft von Sri Lanka spielen.

 

 

 

 

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