Hungersnot in Ostafrika: Flüchtlinge berichten

Jeden Tag kommen hunderte Menschen im Camp Badbado (dt: "Rettung") in Mogadischu an. Die Flüchtlinge in Ostafrika sind nicht nur geschwächt, unterernährt und krank. Sie müssen auch mit dem Verlust ihrer Herde, ihrer Felder und ihrer Heimat zurechtkommen.

 

Vater und Sohn im Flüchtlingslager Badboda, Mogadischu - Fotos: Jens Honoré
Ga'al stolpert in die SOS-Klinik mit dem 7jährigen Sohn im Arm. Joseph war zu schwach zum Laufen, also trug ihn sein völlig erschöpfter Vater. "Meine anderen Kinder sind auch krank", sagt Ga'al, "aber ich konnte nur Joseph tragen. Ihn hat es am Schlimmsten erwischt." SOS-Arzt Hani Mohamad Hussein erkundigt sich nach Josephs Zustand. Ga'al erzählt ihm, dass Joseph vor zehn Tagen Masern bekam, sie aber überstanden hat. "Aber es geht ihm immer noch sehr schlecht", ergänzt er. Hani glaubt, dass Joseph eine Atemwegsentzündung hat, was nach Masern häufig vorkommt. Außerdem stellt er fest, dass Joseph starken Durchfall hat. "Er muss sehr viel trinken", rät der Arzt dem Vater.

 

Vor der Dürre waren wir glücklich

Ga'al und seine Familie sind zu Fuß nach Mogadischu gekommen. Sie lebten 60 Kilometer weit entfernt und ließen ihre 32 Kühe zurück. "Schon letztes Jahr war die Dürre ein großes Problem für uns. Wir konnten den Tieren nicht genug Futter und Wasser geben und daran starben sie dann", erzählt Ga'al. Seine neun Kinder sind zwischen fünf Monaten und 15 Jahren alt. Er hatte Glück. Alle Kinder überlebten.

SOS-Nothilfe-Station im Flüchtlinglager Badbode, Mogadischu

"Meine Frau hat sich für das Essen angestellt", sagt er, "ein paar Kinder sind bei ihr, die anderen warten im Camp." Ga'als Familie ist nun schon seit einem Monat im Camp.
"Die Kinder haben es nicht viel besser hier", meint er, "aber natürlich ist es besser, als irgendwo auf der Straße, wo es kein Essen gibt. Wären wir zuhause geblieben, hätten wir nichts mehr gehabt. Vor der Dürre waren wir glücklich. Wir hatten genug zu essen und ich hatte etwas zu tun."

 

Zehn Kühe würden ausreichen

Ga'al würde gerne wieder zurückkehren – und Joseph auch. "Die Kinder sitzen hier nur herum, haben keinen Platz zum Spielen. Zuhause konnten sie herumrennen und hier und da etwas helfen."
Joseph bekommt Medizin. Die nächsten zehn Tage muss er Penizillin einnehmen und dann noch einmal zur Kontrolle zurückkommen.
"Wenn wir doch nur bald zurückkehren könnten", seufzte Ga'al. "Ich könnte neu anfangen. Zehn Kühe würden ausreichen."
 

 

Eine Großmutter mit ihrem Enkel

Adam und seine Oma

Adam, drei Jahre alt kam gerade mit seiner Großmutter Mogay an. In ihrer Verzweiflung beschloss seine Mutter, die beiden loszuschicken in der Hoffnung, dass es ihrem Kleinsten im Camp besser geht als in ihrer Heimat Diinsoor. Das liegt 350 Kilometer entfernt vom Camp. Oma Mogay und Adam brauchten für die Strecke mehr als eine Woche. Die Großmutter selbst ist am Ende ihrer Kräfte, sie schafft es kaum, den Kleinen hochzuheben, wenn er weint.
"Wir versuchen von dem zu leben, was wir hier bekommen", sagt die Großmutter. "Aber Kinder können nicht allein von Reis leben. Ich hätte für Adam gerne in bisschen mehr zu Essen."

"Im Oktober sind wir wieder zuhause"

Als der Arzt den kleinen Adam untersucht, stellt er fest, dass Adam schweren Durchfall hat und einen hartnäckigen Husten. "Außerdem ist er unterernährt", sagt Dr. Hani, während er die Handflächen des Kindes betrachtet. Wenn sie zu weiß sind, bedeutet das, dass das Kind auch noch unter Blutarmut leidet. Sie sind weiß. Der Arzt gibt Oma Mogay Medizin und erklärt ihr, wie sie sie geben soll. Es ist nicht einfach, sich um ein kleines Kind zu kümmern, wenn man schwer an Wasser und Essen kommt.
"im Oktober werden wir wieder nach Hause gehen und die Felder bestellen – wenn es bis dahin angefangen hat zu regnen", sagt Mogay.

 

 

 

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