Nicht ohne meine Töchter!

Mit Unterstützung der SOS-Familienhilfe in Gaza beginnt für eine geschiedene Mutter und ihre Kinder ein neues Leben

Samah ist erst 26 Jahre alt, doch ihre Augen lassen sie deutlich älter aussehen. Ihr Blick wirkt oft traurig und müde. Jahrelange Schläge und Demütigungen haben tiefe seelische Wunden hinterlassen. Doch die geschiedene Mutter hat nie aufgehört, für ihre Kinder zu kämpfen. Mit Unterstützung der SOS-Familienhilfe in Gaza beginnt sie nun ein neues Leben.

 

Ein selbstbestimmtes Leben durch wirtschaftliche Unabhängigkeit: Mit Unterstützung der SOS-Familienhilfe macht sich Samah als Schneiderin selbständig
Bereits mit 16 wurde Samah von ihrer Familie verheiratet. Sie brachte zwei Töchter zur Welt, die heute neun und drei Jahre alt sind und die Samah über alles liebt. Doch die Ehe war für sie ein Martyrium. Ihr Mann prügelte und quälte sie. Schließlich hielt sie es nicht mehr länger aus und fasste den Entschluss, sich von ihrem Mann zu trennen. Dann, endlich, war die ersehnte Scheidung vollzogen. Doch wohin sollten sie und ihre Kinder gehen? Samah hatte keinen Beruf erlernt, kein Einkommen und erhielt auch keinen Unterhalt. So sah sie nur eine Möglichkeit: Sie bat ihren Vater um Hilfe.

 

Geächtet: Das Stigma einer allein lebenden Frau

Doch in ihrem Elternhaus war Samah nicht willkommen. Als alleinstehende, geschiedene Frau, die ihren Mann verlassen hatte, war sie gesellschaftlich geächtet. Nur widerstrebend nahm der Vater seine Tochter und ihre Kinder auf. Damit begann ein weiteres Kapitel von Samahs Leidensgeschichte.
Der Vater wollte sie so schnell wie möglich wieder verheiraten. Um Samahs Chancen zu verbessern, einen neuen Mann zu finden, forderte er, sie müsse ihre Kinder weggeben und in ein Waisenhaus bringen. Da Samah sich vehement weigerte, setzte es erneut Schläge.
"Ich wurde von meinem Vater und meinen Brüdern vor meinen Kindern geschlagen. Sie schrien, ich sei für die Familie eine Schande und eine Last. Aber ich sagte: Ich werde meine Kinder niemals aufgeben!" Der Vater misshandelte auch Samahs Töchter und oft bekamen sie nur wenig zu essen. Geld, um ihr ältere Tochter zur Schule schicken zu können, hatte Samah auch nicht. Hilfesuchend wandte sie sich an Verwandte. Doch auch dort erhielt sie keine Unterstützung. "Ich war kurz davor, zu verzweifeln, und fühlte mich ganz alleine."

 


Mädchen in der SOS-Schule in Bethlehem  - Foto: Robert Fleischanderl
Beistand durch die SOS-Familienhilfe

Ihre letzte Hoffnung war das SOS-Sozialzentrum in Gaza, von dem sie gehört hatte, dass man ihr dort vielleicht helfen könnte. Und tatsächlich: Die SOS-Mitarbeiter hörten ihr dort zu, stellten Fragen, sahen sich ihre verängstigten und abgemagerten Kinder an – und handelten.
Als erstes erhielt Samah finanzielle Unterstützung beim Schulgeld und für die medizinische Versorgung ihrer Kinder. Außerdem bekam sie regelmäßig Lebensmittelpakete, um ihren Töchtern eine gesunde Ernährung bieten zu können.

Neues Selbstbewusstsein

Parallel besuchte Samah im SOS-Sozialzentrum Informationsabende zu Frauen- und Kinderrechten. Außerdem besuchte sie Therapiesitzungen, die ihr halfen, neues Selbstbewusstsein zu finden. Halt und Kraft gaben ihr auch die anderen Frauen, die sie im SOS-Sozialzentren kennenlernte und mit denen sie sich anfreundete - Frauen, die oft ein ähnliches Schicksal hatten wie sie, Frauen, die dabei waren, ein neues Leben zu beginnen.
Als der Vater ihr die Lebensmittelpakete wegnehmen und verkaufen wollte, setzte sich Samah erfolgreich zur Wehr. Er wagte es auch nicht mehr, sie und ihre Kinder zu schlagen.

Auf dem Weg zu voller Unabhängigkeit

Um wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen zu können, erhielt Samah Berufsberatung und begann eine Fortbildung zur Schneiderin. Dabei erwies sie sich als äußerst begabt und geschickt, denn Samahs Mutter hatte als Näherin gearbeitet und ihr bereits viel beigebracht.
Schließlich, nachdem Samah ihre Schneiderei-Ausbildung abgeschlossen hatte, finanzierte ihr die SOS-Familienhilfe eine Nähmaschine, um sich als Schneiderin selbständig machen zu können.

Dann kam der lang ersehnte Tag: Samah und ihre Kinder zogen aus dem Haus ihres Vaters aus. In ihrem neuen Zuhause richtete sie sich eine Schneiderwerkstatt ein.

Das Geschäft läuft gerade erst an und Samah weiß, dass es nicht leicht werden wird. Aber sie ist optimistisch. "Ich freue mich auf unser neues Leben und werde hart für meine Kinder und meine Unabhängigkeit arbeiten", sagt sie - und in ihren Augen leuchtet der Glanz neuen Selbstbewusstseins.

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