Jedes zweite Waisenkind in Bolivien hat Familie

SOS-Kinderdörfer rufen Jugendrichter und Politiker zusammen, um eine landesweite Lösung zu finden

Immer wieder werden in Bolivien tragische Entscheidungen getroffen: Kinder werden in Heime gesteckt, obwohl sie mit Unterstützung bei ihren Familien bleiben könnten. Die SOS-Kinderdörfer engagieren sich vielfältig für eine Änderung dieser Praxis.

Kinder brauchen kein Waisenheim, sondern Familie! Wenn Eltern in Not Unterstützung bekommen, können sie oft wieder gut für ihre Kinder sorgen.

Von einem Tag auf den anderen verloren Marcella und ihre Geschwister ihre komplette Familie: Ihre Mutter hatte schwere psychische Probleme und so wurden die Geschwister in Heimen untergebracht – aus Platzmangel kam jedes Kind woanders unter, gefragt hatte sie niemand und niemand hatte über Alternativen nachgedacht: Vielleicht hätten die Kinder mit Unterstützung ja bei ihrem Vater bleiben können?

Immer wieder werden in Bolivien solche tragischen Entscheidungen gefällt! Eine Untersuchung, die die SOS-Kinderdörfer gemeinsam mit der katholischen Universität durchgeführt haben, ergab, dass von den 30 000 Kindern, die in bolivianischen Waisenheimen untergebracht sind, jedes zweite entweder noch ein Elternteil oder Angehörige hat, bei denen es leben könnte!

Oft vergessen die bolivianischen Gerichte, dass sich auch ein Vater, wenn die Mutter nicht mehr da ist, um seine Kinder kümmern kann.

Im Rahmen der SOS-Familienhilfe haben wir schon viele Kinder aus Heimen zurück zu ihre Familie bringen können und die Eltern so unterstützt, dass sie in der Lage waren, für ihre Kinder zu sorgen. Jetzt organisierten wir einen großen Kongress: 40 Jugendrichter, Politiker und zuständige Beamte aus verschiedenen Bezirken kamen in Sucre zusammen, um eine dauerhafte Lösung zu finden.
Wir trafen uns in den Räumen des obersten Gerichtshofs. Wenn irgendwo wichtige Entscheidungen getroffen werden, dann dort! Viel und ernsthaft wurde im Laufe der zwei Tage diskutiert und es wurde immer deutlicher, dass es dringender Änderungen bedarf. Am Ende formulierten die Teilnehmer Lösungsvorschläge:

  • Richter müssen umfassend über die Situation eines Kindes informiert sein, bevor sie eine Entscheidung treffen.
  • Das Budget für Familienhilfe und Prävention muss deutlich erhöht werden. Wenn es gelingt, Familien so zu unterstützen, dass sie ihre Armut oder psychischen Probleme überwinden können, bleibt Kindern ihr Zuhause erhalten.
  • Kinder müssen bei allen Entscheidungen, die sie betreffen, gehört werden! Ombudsleute unterstützen sie und erklären ihnen ihre Rechte.​​​
Nur im äußersten Notfall darf ein Kind aus seiner Familie genommen werden", sagt Alfonso Lupo, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Bolivien.

Alfonso Lupo, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Bolivien, sagte in seinem Schlusswort: "Wir müssen alles tun, damit ein Kind in seiner Familie bleiben kann. Nur im äußersten Notfall darf es herausgenommen werden und selbst dann sollten wir überprüfen, ob es nicht später mit entsprechender Unterstützung wieder zu seinen Eltern zurückkehren kann!"

Der entscheidende Anstoß ist getan. Wir werden nicht locker lassen, bis sich hier wirklich etwas ändert!

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