Türen öffnen

Karneval im SOS-Kinderdorf in Argentinien

Mit Tanz, Trommeln und Spiel, buntgeschminkt und fröhlich lachend: Die Mädchen und Jungen im SOS-Kinderdorf Mar del Plata feiern Karneval. Das ausgelassene Fest hilft Kindern wie Angelita und Mauricio ihre schmerzvolle Vergangenheit hinter sich zu lassen.

 

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Für viele Kinder ist es die erste Karnevalsfeier in ihrem Leben

Buntgeschminkter "payaso": Angelita als Zirkusclown - Fotos: Mirco Lomoth

Sie hält ganz still. Mit weißer Schminke malt SOS-Mutter María del Carmen ihr das Gesicht an, der Mund ist schon knallrot, die Augen mit grünen Rauten umrahmt. Angelita* (7) wollte unbedingt payaso sein, ein lustiger Zirkusclown, jetzt ist es endlich so weit. Sie steigt in einen rosafarbenen Anzug, der mit Pailletten besetzt ist, legt die gelbe Tüll-Krempe um und eine große Plastikfliege, steckt sich die rote Clownsnase auf und strahlt. Es ist Rosenmontag im Kinderdorf Mar del Plata in Argentinien, 400 Kilometer südlich von Buenos Aires. Zum ersten Mal feiern die Kinder hier Karneval – für viele ist es die erste Karnevalsfeier in ihrem Leben.

Rosenmontag und Karnevalsdienstag sind in Argentinien seit 2012 nationale Feiertage und die Argentinier feiern das im ganzen Land. In der Innenstadt von Mar del Plata findet ein Straßenumzug statt und im SOS-Kinderdorf ein großes Kostümfest. "Die Kinder waren sofort begeistert von der Idee", sagt Kinderdorfdirektor Mario Fantini. "Viele kommen mit großen Problemen zu uns, eine solche Feier öffnet Türen bei ihnen."

Ein nachdenklicher Zirkusclown und seine Geschichte

Mauricio schlüpft in seine Rolle: Als Magier übt er schon mal mit dem Zauberstab

In Angelitas Haus laufen die Vorbereitungen für den Nachmittag. Sie lebt mit elf anderen Kindern hier, vier davon sind ihre leiblichen Geschwister. Alle gemeinsam haben sie beschlossen, heute als Zirkustruppe aufzutreten, es gibt mehrere Clowns, einen Magier, einen Dompteur, einen Gewichtheber und zwei Akrobatinnen.

Mauricio (11) hat seinen Magierumhang schon umgehängt. "Ich mag es, wenn sie Kaninchen aus dem Hut zaubern oder sich Blumen aus dem Ohr ziehen", sagt er und fuchtelt mit seinem Zauberstab. Er kam vor einem halben Jahr ins Kinderdorf, lebte vorher in mehreren Waisenhäusern, aus denen er immer wieder weglief. Er wollte zu seiner leiblichen Mutter zurück, doch die ließ ihn oft tagelang allein und verschwand schließlich ganz, ein Onkel brachte Mauricio ins SOS-Kinderdorf. "Er war völlig verdreckt, seine Klamotten waren starr vor Schmutz", sagt María. "Die ersten Monate waren sehr schwierig für ihn, er wollte wieder abhauen und bekam Wutanfälle." Jetzt geht es ihm besser, er fühlt sich wohl und ist einer der Besten in der Schule, doch seine Mutter vermisst er sehr. "Das ist doch selbstverständlich, sie ist ein Teil seines Lebens, aber sie lässt ihn immer wieder im Stich."

"Angelita war anfangs sehr verschlossen"

"Es dauerte ein halbes Jahr, bis sie Vertrauen schöpfte": Angelita mit ihrer SOS-Mutter, bevor sie sich verkleiden.

Im Wohnzimmer sitzt Angelita gedankenversunken auf dem Sofa, ein nachdenklicher Zirkusclown. Als sie vor drei Jahren mit ihren Geschwistern ins Kinderdorf kam, hatte sie oft Kopfschmerzen und Magenprobleme, war unterernährt und verwahrlost. "Die Mutter ließ die Geschwister oft allein, die älteste Schwester Daniela musste sich dann um alle kümmern", sagt SOS-Mutter María. "Angelita war anfangs sehr verschlossen, sie schrak immer zurück, wenn ich sie in den Arm nehmen wollte, es dauerte ein halbes Jahr, bis sie Vertrauen schöpfte. Jetzt erzählt sie so viel, dass man sie stoppen muss!"

Feen und Indianer: Fröhlicher Wettbewerb der Karnevalsgruppen

Am Nachmittag beginnt das Kostümfest auf der Wiese hinter dem Fußballfeld, es gibt Musik, selbstgebackenen Kuchen und einen Wettbewerb der Karnevalsgruppen, wie es in Südamerika üblich ist. Die Feen und Gnome treten gegen Hexen und Monster an, Indianer gegen Tanzgruppe und Zirkustruppe. Die Tänzerinnen gewinnen, sie haben die Choreografie wochenlang einstudiert, die Jungs der SOS-Familie trommeln passende Rhythmen. Sie trommeln den ganzen Nachmittag weiter, Gnome, Indianer und Clowns laufen wild durcheinander, tanzen und spielen, irgendwann verwischt ein Regenschauer die Schminke. "Ich sehe sie gerne so fröhlich, es hilft ihnen dabei, die Schmerzen der Vergangenheit zu vergessen", sagt María. "Und sie lernen aus sich heraus zu kommen, viele haben ein sehr geringes Selbstwertgefühl, wenn sie zu uns kommen."

Text: Mirco Lomoth

* Namen der Kinder geändert


 

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