Ein Vorbild namens Mr. G

Mit 28 Jahren SOS-Vater im Kinderdorf in Florida

Mentor, Erzieher, großer Bruder. Gervens Casimir, Mr. G genannt, ist mit seinen 28 Jahren einer der jüngsten SOS-Dorfväter weltweit. Dennoch hören die Teenager-Jungen auf ihn, die unter seiner Obhut im SOS-Kinderdorf Coconut Creek in Florida leben. Im Sunshine State, an der Ostküste, unweit der Urlaubsparadiese Boca Raton und Fort Lauderdale, wo die Reichen und Schönen hausen, bemüht sich Gervens, den aus zerrütteten Familien stammenden Dorfkindern einen Weg hinaus in ein geregeltes Leben zu ebnen.

Ein Kumpel, für den sich die Jungs ins Zeug legen

Gervens Casimir, Mr. G genannt, ist SOS-Vater im Kinderdorf Coconut Creek in Florida. Foto: Alejandra Kaiser

Es ist der geringe Altersunterschied, der es Mr. G leicht macht, sich in seine Schutzbefohlenen hineinzuversetzen – und umgekehrt. Denn es ist nicht allzu lange her, da teilte Mr. G noch die gleichen altersbedingten Sorgen und Ängste, wurde mit ähnlichen Problemen des Erwachsenwerdens konfrontiert wie die jungen Männer, denen er sich widmet.

Für die meisten ist Mr. G zur richtigen Vaterfigur geworden, für viele gar der erste, der einzige Vater, den sie je hatten. Und sie hören auf ihn.

"Wenn ich ihnen sage, dass sie sich in einem Schulfach oder einer bestimmten Sportart verbessern müssen, dann nehmen sie sich das zu Herzen und legen sich mehr ins Zeug."

Die Jungen und Mr. G teilen allesamt die gleiche Leidenschaft für Sport und andere Freizeitaktivitäten. Er bringt ihnen das Angeln bei, wirft mit den Jungen Körbe auf dem Basketball-Platz und verbringt mit den Jugendlichen auch mal Abende vor der Spielkonsole. Einige Kinder sind mittlerweile auch begeisterte Hobbyköche geworden und helfen Mr. G in der Küche.

Keine klassische Rollenverteilung

Mr. G hat sie erfahren, die Liebe in einer intakten Familie. Eine Mutter, ein Vater, fünf Geschwister. Und er mittendrin. Seine Eltern lebten ihm Werte vor wie Fürsorge, Respekt und Nächstenliebe. Sie inspirierten ihn, anderen zu helfen, vor allem denen, die ohne Schutz und Anerkennung leben. Gervens’ Kindheit und Jugend prägten seine Arbeit im SOS-Kinderdorf, in dem es keine klassische Rollenverteilung gibt, denn Mr. G ist das ‚Mädchen für alles’.

Er weckt seine Jungen am Morgen, bereitet das Frühstück zu und schickt sie in die Schule, damit sie einen Abschluss machen, einen Beruf erlernen und etwas aus ihrem Leben machen.

"Ich will, dass diese Jungen all das schaffen, was sie sich wünschen. Einer von ihnen möchte Rap-Musiker werden, der andere ein berühmter Chef-Koch. Ich hoffe, dass sie ehrgeizig genug sind, ihre Ziele zu verfolgen, um eines Tages ihre Träume zu leben. Ich unterstütze sie dabei, so gut ich kann." 

Ein Geben und Nehmen

Mr. G scheint in seiner Rolle als SOS-Dorfvater seine Erfüllung gefunden zu haben. Er geht in seinem Beruf auf. Nimmt seine Aufgabe ernst – vor allem die Verantwortung, die er für diese Kinder übernommen hat und der er sich jeden Tag aufs Neue stellt. "Ich behandle diese Jungen, als wären sie meine jüngeren Brüder und ich ihr Mentor", sagt er mit Stolz, "ich lerne so ungemein viel von ihnen. Sie haben mir beigebracht, ein Vater zu sein, mich in Geduld zu üben, den Alltag zu leben und zu schätzen. Sie haben mir gezeigt, was es heißt, glücklich zu sein." In ein paar Jahren werden diese Jungen das Dorf hinter sich lassen und auf eigenen Beinen stehen. Doch in Mr. G haben sie einen Freund auf Lebenszeit gefunden. Einen großen Bruder. Und den Vater, den manche von ihnen nie hatten.

 

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