Ins SOS-Kinderdorf Sucre, Bolivien, kommen viele Kinder, die ausschließlich Quechua sprechen - die Sprache ihrer Vorfahren. Hier erzählt SOS-Kind Reina, wie sie zum ersten Mal Spanisch hörte: bei ihrer Ankunft im SOS-Kinderdorf. Wie erleichtert das Mädchen war, als ihre SOS-Mutter sie auch auf Quechua begrüßte!
"Mit zehn Jahren kam ich ins SOS-Kinderdorf Sucre", beginnt Reina zu erzählen. "Davor lebte ich in Potosí. Doch dann starb mein Vater und meine Mutter verschwand. Manche sagten, sie sei beim Überqueren eines Flusses ertrunken, aber niemand weiß es sicher. Sie kam nie mehr zurück. Meine Verwandten leben verstreut in verschiedenen Städten und Gemeinden, aber sie sind sehr arm, deswegen konnten sie mich nicht aufnehmen.
Eines Tages sagte eine Nachbarin zu mir: 'Da gibt es einen wunderbaren Ort, das SOS-Kinderdorf. Da kannst du zur Schule gehen. Wir bringen dich hin.' Zuerst hatte ich Angst, nach Sucre zu gehen, aber ich sagte mir, es würde herrlich sein, zu lernen, meine Schwestern könnten bei mir sein und ich müsste nie mehr Schafe hüten, um Geld für ein bisschen Essen zu verdienen. Ich muss dort hingehen!
Als ich ankam, empfing mich meine SOS-Mutter. Sie sagte etwas auf Spanisch zu mir, ich antwortete nicht. Ich hatte
Angst vor der fremden Sprache. In meinem Dorf sprachen alle nur
Quechua. Und dann, zu meiner Überraschung, sprach die Frau ein paar Sätze Quechua mit mir. Das gab mir wieder Hoffnung, ich war erleichtert. Das werde ich nie vergessen.
Mein neuer Bruder gibt mir Spanisch-Nachhilfe
Heute wünschte ich, ich könnte in der Schule schneller vorankommen. Ich bin im Rückstand mit dem Lernen, weil ich nicht so gut Spanisch spreche wie die anderen Kinder. Aber meine Mutter und meine neuen Brüder geben mir regelmäßig Nachhilfe. Ich bin schon sehr viel besser geworden.
Bis jetzt habe ich mein Dorf dreimal besucht. Ich unterhalte mich mit den Nachbarn und sie freuen sich sehr, wenn sie mich sehen und dass es mir gut geht. Ich habe ihnen erzählt, dass ich neue Geschwister habe und eine neue Mutter. Ich erzähle auch von meinen Lehrern, Klassenkameraden und all den schönen Dingen in Sucre.
Nach einem der Besuche nahm ich meinen kleinen Webstuhl mit ins SOS-Kinderdorf. In meiner Freizeit webe ich gerne und ich habe meinen Schwestern versucht, es beizubringen. Aber sie sind darin nicht sehr geschickt (Sie lacht). Aber sie geben sich Mühe und ich finde es schön, dass ich ihnen etwas beibringen kann. Vielleicht lernen sie es ja eines Tages."