Ich wollte nur, dass endlich jemand gut zu uns ist

Bettelnde Straßenkinder gehören auf den Philippinen zum Stadtbild: Auf der Suche nach Essbarem streifen sie durch die Straßen und lungern auf öffentlichen Plätzen herum. Gibt es irgendwo eine Gelegenheit, den knurrenden Magen zu füllen? Im täglichen Kampf ums Überleben schlagen sie sich mit Gelegenheitsjobs, häufig auch Prostitution durch. Viele ertragen das nur mit Alkohol oder billigen Drogen. Ohne Schule und Ausbildung sind sie im Teufelskreis aus Not und Hoffnungslosigkeit gefangen. So wie Jack und seine beiden jüngeren Brüder.


Unzählige philippinische Kinder wachsen in erbärmlichen Verhältnissen auf. Wo Unterstützung fehlt, mündet Armut oft in eine familiäre Katastrophe - Foto: Benno Neeleman
"Mein Vater verdiente nur sehr wenig und gab fast alles für Alkohol aus", erzählt Jack. Die Erinnerungen wühlen ihn sichtlich auf. "Das Geld reichte oft nicht einmal für eine Mahlzeit am Tag. Ständig gab es Krach und meine Eltern schrien sich an und beschimpften sich." Jacks Mutter flüchtete sich ebenfalls in eine Sucht: das Kartenspiel. Damit verbrachte sie mehr Zeit als mit ihren vier Kindern.

 

Wieviel Leid kann ein Kind aushalten?

Als Jack sechs Jahre alt war, geschah ein entsetzliches Unglück: Während die Kinder wieder einmal sich selbst überlassen waren, ertrank seine kleine Schwester in einem Kanal. In ihrer Ohnmacht gab die Mutter Jack die Schuld und schlug den Jungen fast tot.

Dann kam der Tag, an dem sie einfach verschwand. Zwei Jahre später starb Jacks Vater und die drei Jungen blieben alleine zurück. Sie kamen bei einem Onkel unter, doch dort hatten die Kinder es keineswegs besser. Mit trauriger Stimme berichtet Jack: "Unser Onkel hat sich nicht um uns gekümmert. Wenn er betrunken war, dann zwang er mich sogar, meinen kleinen Bruder zu schlagen." Jack brach die Schule ab und streunte umher, um etwas zu essen zu erbetteln. Manchmal arbeitete Jack auch als Träger, um sich ein paar Pesos zu verdienen.

Schwieriger Neuanfang

 


Jack hat endlich eine neue Familie gefunden. Er ist eines von 113 Kindern, die im SOS-Kinderdorf Iloilo zu Hause sind.
Jack und seine Brüder bekamen die Chance auf einen Neubeginn. Ein SOS-Sozialarbeiter wurde auf die verwahrlosten Jungen aufmerksam. So kamen sie ins SOS-Kinderdorf Iloilo. Doch der Start in ein neues Lebens war für Jack nicht einfach. Seine SOS-Mutter Ann erinnert sich: "Es war wirklich schwer für mich, Jacks Vertrauen zu finden. Er war so ernst und verschlossen. Ständig prügelte er sich mit seinen SOS-Geschwistern." Auch der Wiedereinstieg in die Schule fiel ihm schwer. Mutter Ann wurde wegen Jacks Verhalten von den Lehrern häufig in die Schule bestellt.

 

"Früher habe ich mich wirklich schlecht benommen", sagt Jack heute. "Ich habe hinter dem Rücken meiner SOS-Mutter auch geraucht und getrunken. Vielleicht war das meine Art, Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich wollte es jedem heimzahlen, dass ich und meine Brüder so viel durchgemacht hatten. Und ich wollte einfach nur, dass endlich jemand da ist, der gut zu uns ist und sich um uns kümmert."

Liebe, Geduld und professionelle Hilfe

 


Für einander da sein. In den SOS-Kinderdörfern bleiben leibliche Geschwister zusammen.
SOS-Mutter Ann kämpfte für Jack. Sie tat alles, damit er sich zu Hause fühlte. Jack bekam psychologische Hilfe, wechselte die Schule - und erfuhr viel Geduld und Liebe. Es half. "Jack ist heute ein ganz anderer Junge als noch vor zwei Jahren. Er zeigt Verantwortung, sowohl zu Hause als auch in der Schule. Und er ist ein liebevoller Bruder und großes Vorbild für seine jüngeren Geschwister. Ich bin sicher, er wird sein Leben meistern", ist Ann zuversichtlich.

 

Jack ist jetzt 13 Jahre alt und besucht das erste Jahr auf der High-School. "Ich bin so froh, im SOS-Kinderdorf zu sein", erzählt er. "Wir können zur Schule gehen, haben ordentliche Kleidung und Schulsachen, wir haben ein Zuhause – so wie andere Kinder auch."

Und wie sehen Jacks Zukunftspläne aus? "Ich möchte Seemann werden und um die Welt reisen. Aber erst mal, helfe ich meinen Geschwistern, damit sie gut in der Schule sind, das ist sehr wichtig für später." Nachdenklich fügt er hinzu: "Wenn ich es einmal zu etwas gebracht habe, dann mache ich mich vielleicht auf die Suche nach meiner leiblichen Mutter."

 

 

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