Ohne Vertrauen geht es nicht!

Die große SOS-Familie in Sri Lanka wartet fieberhaft darauf, dass der Bau des neuen SOS-Kinderdorfes Jaffna im ehemaligen Bürgerkriegsgebiet vorankommt. Aber der Bau allein ist längst nicht alles, es werden Menschen gebraucht, die sich um die Kinder im Kinderdorf kümmern. Menschen, die mit ihrem Geist, ihrem Enthusiasmus Leben in die zukünftige Dorfgemeinde hineintragen. Einer davon ist der 27 Jahre alte Thevara. Seit kurzem ist er als Erzieher in dem Haus tätig, in dem die Jungen untergebracht sind, bis das SOS-Kinderdorf fertig ist.

 


Thevara kümmert sich als Erzieher um die größeren Jungs, die in das Jugendhaus des neuen SOS-Kinderdorfs Jaffna einziehen werden - Foto: D. Sansoni
Divakar Ratnadurai ist stellvertretender Nationaldirektor der SOS-Kinderdörfer in Sri Lanka. Er kennt das ehemalige Kriegsgebiet sehr gut, er spricht singhalesisch und tamilisch, die Sprachen der ehemals Verfeindeten. Und er sucht die Leute zusammen, mit denen das große Projekt in Jaffna gelingen soll. So wurde er auf Thevara aufmerksam: "Er kommt aus der Gegend, er kennt den Menschenschlag hier und er hat die Ausstrahlung, die man im Umgang mit pubertierenden Jungs braucht", charakterisiert Divakar seinen Neuzugang.

 

Und Thevara selbst geht mit einer gesunden Mischung aus Demut und Selbstbewusstsein an seine Arbeit: "Wenn du hier mit den Jungs den Boss spielen wirst, geht das nicht lange gut. Du brauchst ein Vertrauensverhältnis zu ihnen. Genügend Nähe, damit das Vertrauen kommt, aber auch genügend Distanz, dass Betreuung nicht zur Kumpanei wird", sagt er. In den Monaten, die er jetzt dabei ist, wurde Thevara klar, dass das Leben im Kriegsgebiet mit all diesem Wahnsinn seine Spuren in den jungen Menschen hinterlassen hat. Manche sind verschlossen, andere temperamentvoll, wieder andere sind so verletzt an ihrer Seele, dass sie nicht merken, wenn sie andere verletzen. Das Miteinander, das die Würde des Anderen respektiert, muss oft erst wieder gelernt werden, wenn die Jahre des Wahnsinns einem selber die Würde genommen haben. An sich selber, an die Welt, an das Leben glauben und andere Menschen respektieren geht oft Hand in Hand. Aber das will erst einmal erfahren sein.

"Über Sprach- und Kulturgrenzen hinausschauen"

Darum kümmert sich Therava. Er wirft seine Jungs früh um halb sechs aus dem Bett zum Frühsport. Dann wird gemeinsam das Frühstück zubereitet, anschließend geht es in die Schule. In dieser Zeit hat Therava Zeit für Verwaltungskram. Mittags wird gekocht, gegessen und die Küche im Innenhof wieder sauber gemacht, und dann geht es wieder zur Schule. Therava wagt den Balanceakt zwischen klarer Führung seiner Jungs als Gruppe und der Aufmerksamkeit für den Einzelnen, wenn irgendwas auf der Seele lastet. Dann nimmt er sich Zeit. Und genau so macht er sich bei seinen Jungs glaubwürdig. Er kann das – und ist doch bescheiden genug zu sagen: "Ich muss noch viel lernen." Er wird auf SOS-Fortbildung in die Hauptstadt geschickt, er geht ins SOS-Kinderdorf Nureliya, wo schon seit langem singhalesische und tamilische Kinder zusammen leben, er lernt Englisch. "Das SOS-Kinderdorf Jaffna wird für uns alle eine große Herausforderung sein, denn wenn wir die SOS-Familie in Sri Lanka zusammen halten wollen, müssen Tamilen und Singhalesen ihren Platz haben", sagt Theravas Chef Divakar. "Es muss eine neue Generation heranwachsen, die über Sprach- und Kulturgrenzen hinausschauen kann", fügt er hinzu. Er redet von SOS-Sri Lanka, aber eigentlich meint er Sri Lanka als Land nach dem Ende eines grausamen Krieges. Therava ist einer von dieser jungen Generation.

 

 

 

 

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