Die versinkende Stadt

Wie die SOS-Kinderdörfer in Indonesiens überfluteten Häusern helfen

In Semarang, einer Hafenstadt auf der indonesischen Insel Java, versinken ganze Stadtbezirke im Meer. Auch die Familie der kleinen Dinda kann dort nicht wegziehen: Sie haben nichts außer dem Grundstück und ihrem Haus. Also leben sie mit und im Wasser. Jeden Tag.

Haus unter Wasser: Dinda kocht sich trotzdem ihr Mittagessen.

Vor den Häusern im Bezirk Desa Sajung brennen Bündel von Räucherstäbchen. Sie überdecken kaum den Geruch nach Feuchtigkeit und Fäulnis. Jedes zweite Haus steht leer, statt einem Fundament breitet sich eine riesige Pfütze aus. Es ist Mittagszeit.

"Morgens, so gegen fünf Uhr, kommt das Wasser", erzählt Safa, die seit fünf Jahren mit ihren Kindern in Desa Sajung wohnt. "Bei Vollmond ist es am schlimmsten, da steigt es schon mal bis zu einem Meter."

Sie deutet auf ihr Haus, in dem ihre elfjährige Tochter Dinda knietief im Wasser steht und sich ihr Mittagessen warm macht. Die Betten sind hochgelegt, alle Habseligkeiten der Familie auf selbst gezimmerten Podesten verstaut.

Zu sechst leben sie hier auf etwa 70 Quadratmetern: Safa, ihre drei Töchter, ihr Mann und der Schwager. Das Haus hat nicht einmal ein Dach, die Plastikfolie hält nur leichten Regen ab.

Woher kommt das Wasser?

"Das Wasser kommt von überall her", erklärt Yani Tejo Leiterin des SOS-Familienprogramms in Semarang. "In der Regenzeit von oben, täglich aus dem Meer. Es ist unhygienisch, die Familien sind krank. Und es ist gefährlich: Wasserschlangen schwimmen in die Häuser."

Seit etwa fünf Jahren wird die Siedlung Desa Sajung am Rand von Semarang überschwemmt. Vor der Flut gab es hier günstige Grundstücke, viele Arbeiterfamilien siedelten sich an. Man weiß nicht genau, was die Ursache für die Überschwemmungen ist. Manche machen den Klimawandel dafür verantwortlich, manche die Hafenanlage, die vor fünf Jahren gebaut wurde. Sie drängt durch die massiven Befestigungen das Wasser nach Desa Sajung. Manche glauben auch, dass die Industrie zu viel Grundwasser absaugt und so der Lehmboden in sich zusammensackt und absinkt.

Fundamente aus Müll

Dindas Mutter mit ihren Geschwistern: Sie können nicht wegziehen, das Haus ist alles, was sie haben.

Viele der Familien haben ihre Häuser hochgelegt: Sie haben dafür eigentlich kein Geld, deshalb sammeln sie Müll und gießen Beton darüber.

"Ein Haus hochzulegen, damit das Wasser nicht mehr hineinläuft, kostet umgerechnet 1.500 Euro", erklärt Yani Tejo. "Manchmal übernimmt die Regierung einen Teil der Baumaterialien. Aber das restliche Geld müssen die Familien selbst aufbringen. Sie verdienen zwischen 500 und 700 Euro pro Monat. Damit reicht das Geld oft nicht mehr für den Schulbesuch der Kinder."

Schulgeld für die Kinder

Hier helfen die SOS-Kinderdörfer: Dinda und ihre Schwestern bekommen Schulgeld von den SOS-Kinderdörfern, Schulmaterialien und Hausaufgabenhilfe. Außerdem erhält die Familie einen Mikrokredit, damit sie das Haus höher bauen kann. "Wegziehen können die Familien nicht", sagt Yani Tejo, "die Preise sind gestiegen, niemand kann sich ein neues Grundstück leisten."

"Wenn ich mit der Schule fertig bin", erklärt Dinda, "werde ich Ärztin, dann haben wir genug Geld, um hier wegzuziehen.“

 

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