Wenn man Moritz Goedicke und Carlo Torelli fragt, was sie in letzter Zeit Spannendes erlebt haben, könnten die Beiden ein Buch schreiben. Aber kurz in einem Satz: Sie haben 18.000 km von Mumbai nach Hamburg zurückgelegt, dabei 100.000 Höhenmeter überwunden und den höchsten Grenzübergang der Welt überquert! Das Ganze sollte eigentlich nur ein neues Abenteuer für die beiden Vielreisenden werden. Doch sie haben ihrer Reise einen tieferen Sinn gegeben und im Rahmen ihrer Aktion "Dropped Off" eine Spendenaktion für SOS-Kinderdörfer weltweit gestartet.
"Wir waren schon mal in Indien und haben dort sofort gemerkt, wie ungleich alles ist, vor allem im Vergleich zu dem, was wir selbst haben", erzählen die beiden. Viele Freunde und Verwandte finden ihre Idee "mega" und fragen, wie sie helfen können. So wird die Reise mit einer Online-Aktion begleitet. Die Spendenaktionsseite der SOS-Kinderdörfer ist schnell eingerichtet und damit die Möglichkeit gegeben, die Reisenden mit steigendem Spendenstand anzufeuern. Zusätzlich dokumentieren Moritz und Carlo ihre Reise mit spannenden Videos und teilen diese auf Social Media. Sie sehen sich als eine Art Botschafter, die mit ihrer Reise auf die Not vieler Kinder aufmerksam machen wollen. So sammeln sie über 10.000 Euro, die nun hilfsbedürftigen Kindern und Familien zu Gute kommen.
Kulturelle Erlebnisse und viel Gastfreundschaft
Mit großem Optimismus starten die beiden Mitte Mai 2024 in ihr Abenteuer, das im indischen Mumbai beginnt. Ihr Plan ist, über Land- und Seeweg zurück nach Deutschland zu fahren. Auf ihrer Route liegen Indien, Pakistan, China, Kirgistan, Usbekistan, Kasachstan, Aserbaidschan, Georgien, die Türkei und der Balkan. Insgesamt legen sie rund 18.000 Kilometer zurück, davon weite Strecken zu Fuß. Viel geht per Anhalter oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, denn das Budget ist knapp.
So haben sie die Chance auf viele persönliche Begegnungen mit beeindruckenden Menschen und können verschiedene Kulturen und Länder hautnah erleben. "Auf unseren vergangenen Reisen waren die Menschen durchwegs superfreundlich und hilfsbereit", erinnert sich Moritz. Und auch das ist ein Grund, warum sie etwas zurückgeben möchten.
Luxus ist den beiden nicht wichtig: Manchmal schlafen sie auf der Straße oder zelten, aber das empfinden sie nicht als Nachteil. Das ist einfach Teil des Abenteuers. Klar gibt es auch mal Tiefs, aber das gehört bei einer viermonatigen Reise dazu. Immer wieder erleben sie hautnah, wie Familien unter schwierigsten Bedingungen ihr Leben bestreiten, sehen, dass Kinder arbeiten müssen – und schärfen das Bewusstsein dafür in ihrer Community zu Hause und in ihren Spendenaufrufen.
Die Herausforderung: Zurückkommen!
Die große Herausforderung für die beiden Studenten ist es, herauszufinden, wie sie Tag für Tag weiterkommen. Sie haben nur einen groben Plan und Infos über die nötigen Visa. Mehr nicht. Manchmal ist es nicht ganz einfach, die nötigen Tickets zu besorgen oder die nächste Verbindung ohne Internet herauszufinden. In Kirgistan reisen sie zum Beispiel im "Cargobus", einem Sprinter mit einem kleinen Holzbett, das sie sich zu dritt mit einem Schweizer Reisenden teilten. "Die Sprinterfahrer verdienen sich damit ein bisschen was dazu", erzählen die beiden.
Spannende Einblicke und Erlebnisse
Viele spannende Erfahrungen sammeln sie auf der Reise. Das meiste kann man nur wie im Zeitraffer wiedergeben. In den ehemaligen Sowjetstaaten sind zum Beispiel viele Leute überrascht, dass sie kein Russisch sprechen. "Die haben ein ganz anderes Weltbild als wir, und das war echt neu für uns", sagt Carlo. Perspektivwechsel gibt es unterwegs ständig. Auf dem Balkan fahren sie fast 2000 Kilometer per Anhalter. "Die Fahrer haben uns teilweise eine Stunde weitergefahren, obwohl sie da gar nicht hinmussten", erzählen sie. "In vielen Kulturen ist es eine Pflicht, anderen zu helfen und davon können wir uns alle eine Scheibe abschneiden", ergänzt Carlo. "Wenn jemand Hilfe braucht, dann bekommt er die", das durften die beiden auch selbst erfahren.
Gastfreundschaft groß geschrieben
Überall erleben die beiden Backpacker Gastfreundschaft. Die Menschen sind unglaublich großzügig, obwohl sie selbst nicht viel haben. In Pakistan werden sie häufig zu Leuten nach Hause eingeladen und bekommen beispielsweise Mandeln und Aprikosen aus eigenem Garten angeboten, anderswo werden ihnen Getränke für die Reise mitgegeben.
An Nordalbanien denken die beiden auch gern zurück. Ein Fremder, der mit ihnen ins Gespräch kam, lädt sie zu sich nach Hause ein und bietet ihnen an, zu übernachten. Sie lernen die ganze Familie kennen und erleben eine Menge Herzlichkeit und Unterstützung.
In Montenegro machen Moritz und Carlo mit einem russischen Fahrer ein gemeinsames Picknick, auch wenn sie sich kaum verständigen können. Als sie sich verabschieden, nimmt er beide in den Arm und murmelte etwas in seiner Muttersprache. Durch das Wort "Amen" merken sie, dass er sie in sein Gebet eingeschlossen hat – das ist sehr berührend.
Einblicke in das Foto-Tagebuch zur Reise
Hitze und andere Herausforderungen
Die Hitze ist oft die größte Herausforderung. Temperaturen von über 48 Grad sind selbst für die beiden hartgesottenen Jungs zu viel. Eine 24-stündige Zugfahrt bei 42 Grad ohne Klimaanlage von Usbekistan nach Kasachstan werden sie nie vergessen. Aber die vielen Kinder im Abteil entschädigen sie für die Strapazen. "Die finden es super spannend, dass wir da sind. Wir haben angefangen, mit ihnen zu spielen und ihnen ein bisschen Englisch beigebracht", erzählt Moritz. Den beiden Studenten ist klar, dass diese Kinder vielleicht niemals die Chance auf eine Schulbildung haben werden, wie wir sie kennen.
Schneebedeckte Gipfel und hohe Pässe
Neben den menschlichen Erlebnissen und kulturellen Highlights begeistern die unterschiedlichen Regionen und atemberaubende Aussichten in den Bergen die Reisenden. Auf ihrer langen Reise erleben sie die unterschiedlichsten Landschaften, darunter unberührte Natur und schöne Bergseen. Dabei gehen die Beiden buchstäblich hoch hinaus: Sie überqueren den auf 4.693 Höhenmetern gelegenen Khunjerab-Pass zwischen Pakistan und China oder machen eine mehrtägige Wanderung zum Basislager des Nanga Parbat. Wer kann schon erzählen, dass er den berühmten Grenzübergang von Indien und Pakistan überquert hat und bei der täglich stattfindenden Grenzparade dabei war?
Gesund wieder in Hamburg zurück, werden die Reisenden von Familie und Freunden feierlich empfangen. Und von einer stolzen Spendensumme! Diese Reise hat erneut den Erfahrungshorizont der beiden jungen Männer erweitert und ihnen Erlebnisse beschert, die sie nicht vergessen werden. Die Zwei können solch eine Erfahrung nur empfehlen.
Sie möchten mehr Menschen, die eine Reise planen, dazu ermutigen, diese mit einer Spendenaktion zu verbinden. Denn die Not ist vielerorts groß, das haben sie selbst mit eigenen Augen gesehen. "Es ist wirklich kein großer Aufwand, eine Spendenaktionsseite einzurichten. Gerade in Zeiten, in denen viele Abiturienten nach der Schule auf Reisen gehen, wäre es super, wenn das ein paar Leute inspiriert", fassen sie ihre Aktion zusammen.
Carlo und Moritz, ihr seid auf jeden Fall ein Vorbild! Danke dass ihr auf Eurer besonderen Reise immer auch an das Wohl anderer gedacht habt und für diese außergewöhnliche Aktion!