08. November 2019 | NEWS

Ostukraine: Kinder in Lebensgefahr

SOS-Kinderdörfer warnen vor Winter-Katastrophe

Nach fünfeinhalb Jahren Krieg ist der Gesundheitszustand der Menschen in der Ostukraine alarmierend. Die SOS-Kinderdörfer warnen dringlich, dass der bevorstehende Wintereinbruch die Situation noch dramatisch verschärfen könnte.

"Die Menschen können nicht mehr. Sie sind erschöpft, Herzinfarkte oder psychische Zusammenbrüche häufen sich, Tuberkuloseerkrankungen nehmen zu und Kinder erhalten kaum noch Impfschutz. Für sie ist die Situation besonders schlimm. Wenn jetzt auch noch der Winter kommt, droht uns ein gesundheitlicher Kollaps", sagt Serhii Lukashov, Leiter der SOS-Kinderdörfer in der Ukraine.

38 Prozent der Bewohner innerhalb der ersten 20 Kilometer zur Kontaktlinie mangle es an ausreichender ärztlicher Versorgung, innerhalb der ersten fünf Kilometer seien es sogar 57 Prozent*. Insgesamt 50 Dörfer mit 68.000 Einwohnern seien aufgrund der andauernden Gefechte komplett abgeschnitten. "Hier gibt es keine Versorgung mehr. Es fehlt an Ärzten, Wasserversorgung, Müllabfuhr", sagt Lukashov.

Zu wenig Ärzte und kaum Krankenschwestern

Allein 35 Prozent der Kliniken seien durch die Gefechte zerstört worden und außer Betrieb, etliche weitere Einrichtungen seien dringend reparaturbedürftig. Auch das medizinische Personal fehle. "In den von der Regierung kontrollierten Gebieten der Oblast Luhansk gibt es nach Angaben der Behörden 40 Prozent zu wenig Ärzte und kaum Krankenschwestern. Entlang der Frontlinie fehlen Entbindungsstationen und Spezialisten wie Neurologen oder Optiker. Das verbleibende ärztliche Personal ist oft schlecht ausgebildet und mit der Lage überfordert", sagt Lukashov. Krankenwagen fahren aufgrund der hohen Minengefahr oder aus Mangel an Treibstoff nur sehr eingeschränkt und wegen der andauernden Gefechte prinzipiell nicht nach Einbruch der Dunkelheit, so der SOS-Leiter weiter.

Vor allem für die Kinder sei die Situation oft lebensbedrohlich. "Allein eine Diagnose zu bekommen, dauert bis zu zwei Monate. In dieser Zeit verschlimmern sich die Symptome häufig oder die Kinder werden in der Not mit den falschen Medikamenten behandelt", sagt Lukashov. Besser ausgestattete Kliniken finde man nur in den größeren Städten, "aber der Weg dorthin ist weit, die Fahrt ist teuer und die Straßen sind in einem Zustand, den man keinem Kranken zumuten möchte."

Wenn nun der Winter kommt, drohe eine humanitäre Katastrophe – zumal auch die Häuser der Ostukrainer in einem miserablen Zustand seien. Allein in den von der Regierung kontrollierten Gebieten der Oblast Luhansk müssten 1200 Häuser dringend repariert werden.

* Quelle: UNOCHA

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