22. Oktober 2020 | NEWS

Bergkarabach-Konflikt

SOS-Kinderdorf Ganja in Aserbaidschan evakuiert

SOS-Kinderdorf in Ganja evakuiert

Nach der Eskalation des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan und dem schweren Raketenangriff auf die aserbaidschanische Stadt Ganja, musste das dortige SOS-Kinderdorf evakuiert werden.

Die 50 Kinder und ihre Betreuerinnen wurden mit Bussen aus der Gefahrenzone gebracht und sind nun sicher im 360 Kilometer entfernten SOS-Kinderdorf Baku untergekommen. "Die Kinder sind traumatisiert und werden von unseren Psychologen betreut", sagt Tom Malvet, zuständig für die SOS-Kinderdorf-Arbeit in Osteuropa und dem Mittleren Osten. Unmittelbar in der Nähe des Kinderdorfs Ganja war es zu Raketeneinschlägen gekommen, eine Einkaufspassage sei völlig zerstört worden.

Explosion in Ganja

Halida Telmanova, die als SOS-Kinderdorf-Mutter fünf Jungen und Mädchen betreut, erzählt: "Wir sind mitten in der Nacht von einer Explosion aufgewacht. Das ganze Haus hat gewackelt. Die Kinder haben geweint und hatten große Angst. Seit Beginn der Kämpfe haben wir alle zusammen in einem Raum geschlafen – in unserer Alltagskleidung, damit wir jederzeit fliehen können." Auch nach der Evakuierung seien die Jungen und Mädchen noch sehr verängstigt.

Die SOS-Kinder und -Mitarbeiter in Aserbaidschan mussten evakuiert werden

Tausende Tote im Bergkarabach-Konflikt

Seit der Konflikt um die Region Bergkarabach Ende September erneut ausgebrochen war, sind nach Angaben der SOS-Kinderdörfer bereits 20.000 Kinder, Frauen und alte Menschen vertrieben und 500 Menschen getötet worden, darunter auch Kinder. Außerdem sind Krankenhäuser, Schulen, hunderte von Häusern und Straßen zerstört worden.

SOS-Kinderdörfer vor Ort

Auch auf armenischer Seite könnte es nach Angaben der Hilfsorganisation zu einer Evakuierung des SOS-Kinderdorfs Ijevan kommen. Es liegt 18 Kilometer von der Grenze entfernt und es sei nicht auszuschließen, dass die Kampfhandlungen in diese Region vordringen. Die Hilfsorganisation leitet derzeit auf beiden Seiten der Grenze Nothilfe-Maßnahmen ein. In Armenien sollen 3.000 Kinder und ihre Familien unterstützt werden. Im armenischen Kinderdorf Kotayk seien bereits 57 Jungen und Mädchen aufgenommen worden, die ihr Zuhause verloren haben.

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