Kämpfe, Explosionen, physische und psychische Folter und die ständige Angst ums eigene Leben: Die jahrelangen Machenschaften des IS im Irak haben bei den Opfern schlimme Spuren hinterlassen.
Rund 2,1 Millionen Menschen sind aus ehemaligen IS-Hochburgen wie Mossul geflohen, 1,5 Millionen dieser intern Vertriebenen leben momentan in der Region Kurdistan. "Die meisten sind schwer traumatisiert. Sie benötigen dringend psychosoziale Hilfe. Alleine können sie die schlimmen Erlebnisse der letzten Jahre nicht verarbeiten", sagt Bashir Said, Projektleiter der SOS-Kinderdörfer im Irak. "Die Diskrepanz zwischen den zur Verfügung stehenden Psychologen und der Anzahl derjenigen, die hier gebraucht werden, ist riesig."
Angst zurückzukehren
Außerdem benötigten die Kinder unbedingt besseren Schutz sowie die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. In den Flüchtlingscamps werde bereits in Schichten unterrichtet, um möglichst vielen Kindern und Jugendlichen Bildung zu bieten, doch dadurch verkürze sich die Anzahl der Schulstunden. "Ursprünglich waren die Camps lediglich als Übergangslösungen von maximal einem Jahr vorgesehen. Aber die Menschen haben Angst zurückzukehren. Angst davor, was sie in ihrem vorherigen Zuhause erwartet beziehungsweise, was es dort nicht mehr gibt. Der IS gilt zwar offiziell als besiegt, doch noch immer kommt es zu Anschlägen. Deshalb möchten die Menschen nicht zurückkehren", sagt Said.
Hilfe für traumatisierte Kinder und Eltern
Die SOS-Kinderdörfer haben seit 2016 über 10.000 Menschen – hauptsächlich Jesiden – in Dohuk geholfen. Seit einigen Wochen unterstützt SOS zusätzlich auch arabische Kinder und Familien an einem weiteren Standort im Gouvernement Erbil im Nordosten des Iraks. Die meisten von ihnen sind aus Mossul geflohen.
In den Camps helfen SOS-Mitarbeiter rund 1.400 Kindern zwischen acht und 18 Jahren sowie 800 Eltern und Betreuern in den kommenden zwei Jahren durch sogenannte "Teaching Recovery Techniques" (TRT). "Die TRT-Sitzungen helfen den Kindern, mit ihren traumatischen Erfahrungen umzugehen. Wir sind die einzige NGO im Irak, die diese Hilfe anbietet", erzählt Said. Zudem gibt es Projekte und Hilfsmaßnahmen für Jugendliche, Eltern, Lehrer und Betreuer. Diese Herangehensweise sei sehr wichtig, um der dringenden Notwendigkeit, die vielen Menschen psychosozial bestmöglich zu betreuen, nachzukommen.