Am 22. März ist "Weltwassertag". Ziel dieses von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenen Tages ist es, daran zu erinnern, dass viele Menschen auf der Welt gar nicht vor der Frage stehen: soll ich noch schnell duschen? Denn sie haben kaum genug Wasser zum Trinken oder Kochen. Benjamin Pahlich, Umweltbeauftragter der SOS-Kinderdörfer weltweit, im Interview.
Herr Pahlich, die Vereinten Nationen sagen, Zugang zu sauberem Wasser sei ein Grundrecht. Um das mehr Menschen auf der Welt zu ermöglichen, wurde die Verbesserung der Wasserversorgung mit in die UN-Millenniumsziele aufgenommen. Die sahen vor, bis Ende 2015, also bis Ende dieses Jahres, deutliche Verbesserungen herbeizuführen. Ist das - global betrachtet - gelungen?
Es konnten tatsächlich Ergebnisse erzielt werden. Seit 1990 haben zum Beispiel 2,3 Milliarden Menschen Zugang zu einer verbesserten Trinkwasserquelle erhalten. Nichtsdestotrotz gibt es aber immer noch 748 Millionen Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Und es gibt auch nach wie vor eine Milliarde Menschen, die keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen haben.
Wie wird es in Zukunft aussehen? Werden neue Techniken das globale Problem eher entschärfen oder wird der Wassermangel in 20 oder 30 Jahren dramatischer sein als heute?
Die OECD geht davon aus, dass sich bis 2050 der Wasserbedarf weltweit verdoppelt wird. Und dass etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung von Wasserknappheit betroffen sein wird. Das heißt also: Es wird in Gesellschaften verstärkt Konflikte geben, um die Verteilung von Wasser. Und es wird auch verstärkt zwischen Nationalstaaten zu Spannungen kommen. Und deshalb ist es auch so wichtig, dass die internationale Gemeinschaft Wasser ganz oben auf die politische Agenda setzt.
SOS-Kinderdörfer gibt es in nahezu allen Teilen der Welt. Man braucht wohl nicht allzu viel Fantasie um zu erraten, dass auch SOS in vielen Regionen von dem Wassermangel betroffen ist. Wie lösen Sie denn das Problem, bzw. können Sie es in den betroffenen Kinderdörfern zufriedenstellend lösen?
In den Kinderdörfern selbst ist die Situation recht stabil. Wir arbeiten hier vor allem auch mit Wasseraufbereitungsanlagen. Wir sind aber tatsächlich in vielen Regionen, die von Wasserknappheit betroffen sind. Und da schauen wir, dass wir verstärkt auch im Umfeld der SOS-Kinderdörfer arbeiten. Wir gehen also in die Gemeinden, die in der Umgebung Kinderdörfer sind und unterstützen Familien dabei, dass sie Zugang haben zu Trinkwasser und zu sanitären Einrichtungen.
Wir haben hierzulande ja das große Glück, dass sauberes Trinkwasser im Überfluss vorhanden ist. Dennoch, auch wir setzen natürlich auf Geräte die wenig Wasser verbrauchen, auf Regenwassersammelanlagen etc. Haben wir damit alles getan oder geht da noch viel mehr?
Ich denke schon, dass es in Deutschland viele gute Ideen und auch Technologien gibt, um den Wasserverbrauch effizienter zu gestalten. Gleichzeitig sehe ich aber schon, dass wir als Verbraucher ein Bewusstsein dafür haben müssen, dass viele der Produkte, die wir konsumieren, zur Wasserknappheit in der Welt beitragen. Wenn Sie heute Morgen eine Tasse Kaffee getrunken haben, geht man davon aus, dass genau für diese Menge Kaffee etwa 130 Liter Wasser für die Produktion aufgebracht werden müssen. Durch unseren Konsum verschärfen wir die Wasserknappheit in den Produktionsländern.
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