04. April 2021 | NEWS

Rekordzahl von minderjährigen Flüchtlingen in US-Obhut

SOS-Kinderdörfer: "Zahl wird weiter wachsen!"

Kind Grenze Mexiko USA

Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die sich aktuell in der Obhut der US-Behörden befinden, hat mit knapp 18.000 einen neuen Höchststand erreicht.

"In den nächsten Monaten werden es noch deutlich mehr sein", sagt Tim McCormick, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Illinois, USA. Interne Schätzungen der US-Regierung prognostizierten, dass zwischen April und September mindestens 158.000 weitere unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an der Grenze eintreffen könnten.

Keine kindgerechte Unterbringung

Die Regierung sei mit den wachsenden Zahlen überlastet. McCormick sagt: "Fast 5.800 der betroffenen Kinder und Jugendlichen sind in Einrichtungen der Grenzschutzbehörde untergebracht, die alles andere als kindgerecht sind. Über 600 Kinder sind dort sogar mehr als zehn Tage betreut worden. Das ist sehr beunruhigend." Vorgesehen sei eine maximale Zeit von drei Tagen. Weitere 11.900 Kinder und Jugendliche werden vom Heimatschutzministerium betreut.

Risiko von Gewalt

Viele der Kinder befänden sich bei ihrer Ankunft in einem kritischen Zustand. "Die meisten kommen aus Zentralamerika und haben eine Reise von zwei Wochen oder länger hinter sich. Ohne den Schutz ihrer Familien sind sie dem Risiko von Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. Häufig sind sie bei ihrer Ankunft erschöpft und ausgelaugt, weil ihnen Wasser oder Nahrung ausgegangen sind."

Fluchtursachen bekämpfen

Um Abhilfe zu schaffen, sei es nötig, auf vielen Ebenen aktiv zu werden. "Wir brauchen dringend mehr und bessere Einrichtungen für Kinder und müssen sicherstellen, dass sie psychologische Unterstützung und medizinische Versorgung bekommen. Kinder und Familien, die in den USA Zuflucht suchen, müssen Hilfe und Begleitung bekommen", fordert McCormick. Langfristig sei eine Veränderung nur möglich, wenn die Menschen in ihren Herkunftsländern unterstützt werden. "Eltern schicken ihre Kinder nur in allergrößter Not alleine auf so eine riskante Reise. Ihr Leben ist von Gewalt, Hunger und Unsicherheit bestimmt. Da müssen wir ansetzen und die Fluchtursachen bekämpfen!"

SOS-Kinderdörfer vor Ort

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Familien in Lateinamerika vielfältig und helfen unbegleiteten Kindern und Familien entlang der Flüchtlingsroute sowie in den USA.

Kinder auf der Flucht

Noch nie waren so viele Menschen gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen: Ende 2019 befanden sich 79,5 Millionen Menschen auf der Flucht, etwa 30 bis 34 Millionen davon Kinder. In dieser Serie beleuchten die SOS-Kinderdörfer Fluchtbewegungen und ihre Ursachen unter anderem in Mexiko/den USA, Bangladesch, Libanon, Kenia und Griechenland.

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