In den Rohingya-Flüchtlingslagern spielt sich ein Bildungsdrama ab. Fast zwei Jahre nach der gewaltsamen Vertreibung der Rohingya aus Myanmar sitzen nach Angaben der SOS-Kinderdörfer weltweit im benachbarten Bangladesch immer noch rund 600.000 Kinder in Flüchtlingslagern fest – "die überwältigende Mehrheit von ihnen hat keine Chance auf Schulbildung", sagt Enamul Haque, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Bangladesch.
Es gebe zwar rudimentäre Lernzentren, unterrichtet würden die Kinder dort aber von Eltern und Freiwilligen. "Eine richtige Schule aber kann das nicht ersetzen”, sagt Haque. "Wenn es uns nicht gelingt, diesen Kindern bessere Lernqualität zu ermöglichen, wächst in den Lagern eine verlorene Generation heran."
Mit schlimmen Folgen für die Kinder. "Ohne Bildung kommen die Kinder weder mit ihrer Lage in den überfüllten Lagern zurecht, noch haben sie eine Perspektive auf ein menschenwürdiges Leben nach der Rückkehr in ihre Heimat", sagt Haque. Sie seien deprimiert, weil sie nicht wüssten, wie es mit ihnen weitergehe und traumatisiert von ihren schrecklichen Erlebnissen.
Zum bald beginnenden Monsun betont Haque, dass es den Hilfsorganisationen vor Ort und der Regierung von Bangladesch gelungen sei, die Situation der Menschen im Vergleich zur Lage vor dem Monsun 2018 erheblich zu verbessern. Die meisten Menschen wohnten nun in befestigten Notunterkünften, Impfkampagnen und eine verbesserte sanitäre Infrastruktur würden das Risiko eines größeren Ausbruchs von Krankheiten deutlich reduzieren.
Mit fünf Nothilfe-Kitas haben die SOS-Kinderdörfer kinderfreundliche, sichere Orte eingerichtet, an denen Jungen und Mädchen das Erlebte verarbeiten, spielen, und an denen sie Grundbildung erlernen können. Das Angebot soll ausgeweitet werden.