20 Jahre nach dem Bosnienkrieg leben viele Kinder und Familien noch immer in schwierigen Verhältnissen. Schon während des Krieges begann SOS, sich mit verschiedenen Hilfsprogrammen um Kriegswaisen und in Not geratene Familien zu kümmern. Nach Kriegsende entstanden zwei SOS-Kinderdörfer. Im August startet nun auch in Srebrenica ein Programm zur Stärkung bedürftiger Familien. Dort, wo die schlimmsten Gräueltaten des Krieges verübt wurden, leben heute viele Kinder und Familien in Armut.
Auch 20 Jahre nach dem Ende des Krieges sind dessen Auswirkungen noch immer in Bosnien-Herzegowina zu spüren. Zwar sind in Srebrenica viele der zerstörten Gebäude wieder aufgebaut, doch man merkt, dass der Krieg vor allem in den Menschen tiefe Wunden hinterlassen hat. Für Kinder und Familien ist es keine einfache Situation, dort zu leben, wo im Jahr 1995 rund 8.000 Menschen ermordet wurden. Die schrecklichen Kriegserlebnisse, die viele immer noch vor Augen haben, belasten die Menschen noch heute stark psychisch.
Auswirkungen des Kriegs sind noch zu spüren
Neben den psychischen Problemen geht es den meisten Familien besonders finanziell schlecht. Der Alltag ist für sie ganz und gar nicht leicht. Das Nettodurchschnittseinkommen in Bosnien liegt bei rund 380 Euro monatlich. In Srebrenica liegt die Arbeitslosenquote bei fast 50 Prozent. Die Sozialhilfe reicht hier nicht aus, um eine mehrköpfige Familie zu ernähren. Die Kinder leiden unter dieser Situation am meisten. Das zeigt auch eine von SOS kürzlich veröffentlichte Studie: Knapp die Hälfte aller Familien in dieser Region leben unterhalb oder nur knapp über der staatlich festgelegten Armutsgrenze. Der Staat hat keine Möglichkeit allen Familien zu helfen. Die Sozialzentren sind unterbesetzt, schlecht ausgestattet und haben kaum finanzielle Möglichkeiten den vielen Menschen zu helfen, denen es schlecht geht.
Hoffnung durch die SOS-Familienhilfe
Die SOS-Kinderdörfer schaffen im Rahmen der Familienhilfe die Möglichkeit, 150 Kinder und ihre Familien zu unterstützen. "Wir werden uns vor allem auf die Hilfe in den Familien konzentrieren. Wir werden auf die Eltern und Kinder zugehen und sie zu Hause besuchen." erklärt Lejla Čišić, Programmverantwortliche von SOS in Bosnien-Herzegowina. So können die SOS-Mitarbeiter die Lebensumstände der Familien kennenlernen und gemeinsam an einer Verbesserung der Situation arbeiten. Viele der Familien hausen in baufälligen Wohnungen, den Kindern mangelt es oft am Notwendigsten.
Neben materiellen Fragen kümmern sich die SOS-Sozialarbeiter auch darum, dass die Kinder Zugang zu medizinischer Versorgung haben und die Schule oder den Kindergarten besuchen können. Zudem bietet SOS den Kindern und Familien eine psychologische Betreuung wie z.B. Familientherapie an. Außerdem können Eltern an einem Bewerbungstraining teilnehmen und sich über Fortbildungsmöglichkeiten informieren.