31. Januar 2021 | NEWS

Von der Welt vergessen

Hungernde Familien in Madagaskar essen aus Verzweiflung Rinde und Lehm

Immer mehr Kinder in Madagaskar leiden unter Mangelernährung und lebensbedrohlichem Hunger. "Drei aufeinanderfolgende Dürrejahre haben die Menschen im Süden des Landes in schwere Not getrieben. Durch die Corona-Pandemie, vor allem den Mangel an Jobs in diesem Zusammenhang, hat sich die Zahl der Menschen, die nicht genug zu essen haben, fast verdoppelt", sagt Jean François Lepetit, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Madagaskar. Litten im Juli 2020 in den betroffenen Gebieten 700.000 Menschen unter Lebensmittelknappheit, so waren es im November 1,3 Millionen.

Anhaltende Dürre hat in Madagaskar zu Lebensmittelknappheit geführt. Foto: Katja Snozzi

Jedes zehnte Kind unterernährt

Am härtesten sei die Situation für Kinder: In den drei am stärksten betroffenen Regionen gelten inzwischen über zehn Prozent der Kinder als unterernährt. "Sie sind entwicklungsverzögert und leiden unter Krankheiten wie Durchfall, die in diesem Zustand schnell lebensgefährlich werden", sagt Lepetit. Nur noch ein Viertel aller Kinder hier gehe zur Schule. Lepetit sagt: "Alle anderen betteln oder sind zusammen mit ihren Eltern auf der Suche nach Essbarem!" In ihrer Verzweiflung würden die Menschen alles essen, Wurzeln, Rinde und sogar Lehm.

Lebensmittel werden bei jedem Dritten knapp

UN-Prognosen gehen davon aus, dass sich die Krise in den kommenden Monaten weiter verschärfen wird, sodass im Süden Madagaskars 1,35 Millionen Menschen von Lebensmittelknappheit bedroht sein könnten.  Demnach werden 135.000 Kinder an Unterernährung leiden, 27.000 davon schwer. "Es ist keine Zeit zu verlieren! Die Kinder müssen dringend mit Lebensmitteln versorgt werden", sagt Lepetit. Langfristig müsse eine Antwort auf den Klimawandel gefunden werden, von dem Madagaskar massiv betroffen sei.

SOS-Kinderdörfer in Afrika

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Kinder und Familien in Madagaskar seit Jahrzehnten und sind in zahlreichen Ländern Afrikas Wegbereiter für klimastabile Anbaumethoden.

Vergessene Krisen weltweit

Von der Weltbevölkerung vergessen, aber nicht vom Virus: In zahlreichen Staaten kämpfen Kinder und Familien seit Jahren ums Überleben – im Schatten der Öffentlichkeit und zum großen Teil abgeschnitten von wirkungsvoller Hilfe. Die SOS-Kinderdörfer berichten in dieser Serie über die aktuelle Situation in Konfliktländern, in denen die Corona-Pandemie die ohnehin katastrophale Lage dramatisch zuspitzt. Über "Vergessene Krisen" in der Ukraine, Madagaskar, Mexiko, Kolumbien, Zentralafrika, Syrien, Niger, Burkina Faso und Bangladesch.

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