Am 15. April 1951, also genau vor 65 Jahren, wurde das erste SOS-Kinderdorf der Welt im österreichischen Dorf Imst eröffnet. Über 500 Dörfer in mehr als 130 Ländern auf der Welt sind seitdem dazugekommen und auch Familien- und Sozialzentren, Schulen und medizinische Einrichtungen hat SOS seitdem in vielen Ländern errichtet. Wie das Kinderdorf Imst heute aussieht und warum die Idee des SOS-Gründers Hermann Gmeiner auch nach 65 Jahren noch zeitgemäß ist, darüber spricht Jörg Schmidt, Leiter des Kinderdorfes in Imst.
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Herr Schmidt, ist es für Sie eigentlich etwas ganz Besonderes das Kinderdorf in Imst zu leiten? Oder spielt es im Alltag dann doch eher keine Rolle, dass genau dort vor 65 Jahren das erste Kinderdorf der Welt entstanden ist?
Ja es ist in der Tat für mich etwas Besonderes das SOS-Kinderdorf in Imst zu leiten. Es ist, auch wenn es schon 65 Jahre alt ist, das allererste SOS-Kinderdorf auf der gesamten Welt. Das wirkt sich auch nach wie vor dahingehend aus, dass wir Besuchsgruppen haben aus der gesamten Welt. Das ist etwas, das uns alltäglich begleitet. Andererseits wird natürlich auch gerade jetzt nach Imst geschaut: Wie ändert sich das erste SOS-Kinderdorf? Wie richtet es neue Angebote auf die Ansprüche der Gesellschaft aus?
Wie sehr hat sich denn SOS seitdem verändert? Von der Grundidee her ja eigentlich gar nicht, oder?
Das ist korrekt. Wenn wir uns jetzt genau unsere Angebote in Imst ansehen, dann sind wir einerseits ganz nah an der Gründungsidee des Hermann Gmeiner. Andererseits entwickeln wir natürlich auch neue Betreuungssettings. Konkret sind das einmal das „Eltern-Kind-Wohnen“, das heißt nicht nur die Kinder kommen ins SOS-Kinderdorf, sondern die leiblichen Eltern kommen dazu. Und das zweite neue große Angebot ist natürlich die Unterbringung von Flüchtlingen.
Gibt es denn heute noch Kontakt zu Bewohnern und Mitarbeitern aus den Anfangsjahren des Dorfes in Imst?
Ja den gibt es. Es gibt einen Verein, der heißt „ClubWir Verein der ehemaligen Kinderdorf-Kinder“, dessen Mitglieder sich jährlich einmal treffen und die wir zu den Festen im Dorf einladen. Also da gibt es Kontakt. Und hochbetagte ehemalige SOS-Kinderdorfmütter – inzwischen gut über 80 Jahre alt – leben nach wie vor im Mütterhaus im Kinderdorf in Imst. Zu denen findet wöchentlich ein Kontakt statt, da wir uns im Alltag begegnen.
Das klingt so, als ob SOS-Gründer Hermann Gmeiner seine wahre Freude daran hätte, so wie es heute in Imst – und nicht nur da – läuft.
Das glaube ich auch! Momentan mit dem neuen Angebot und der Aufnahme von inzwischen 22 Flüchtlingen würde Hermann Gmeiner glaube ich einen Luftsprung machen. Schlicht und ergreifend deswegen, weil Hermann Gmeiner so wie ich ihn kennengelernt habe, damals auf einen Anspruch der Gesellschaft reagiert hat – und genau das Gleiche tun wir jetzt auch.