02. August 2019 | NEWS

Ware Kind: Menschenhandel in Indien

In Indien wird alle acht Minuten ein Kind vermisst

Kinderhandel in Indien ist ein riesiges Problem. Foto: SOS Archiv

Geringe Kosten, hohe Profite - alle acht Minuten wird in Indien ein Kind vermisst und in den allermeisten Fällen von Menschenhändlern verschleppt. Das vermeldet die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer. Die Zahl basiert auf Erkenntnissen des staatlichen „National Crime Records Büro“ und deckt sich mit dem, was SOS-Mitarbeiter täglich erleben. „Manchmal verschwinden Kinder buchstäblich über Nacht“, sagt Shubha Murthi, Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Asien. „Kinderhandel in Indien ist ein riesiges Problem. Die Jungen und Mädchen werden zur sexuellen Ausbeutung und als Kindersklaven für Betriebe, die Landwirtschaft oder Haushalte vermittelt“, so Murthi weiter.

"Die Kinder werden gekidnappt und vermarktet, in anderen Fällen mit falschen Versprechungen geködert: Es heißt, sie bekämen einen guten Job, Bildung und Wohlstand. Viele bezahlen die jahrelangen Gräuel im kommerziellen Sexgeschäft oder in der modernen Slaverei mit ihrem Leben." So schildert Murthi die Geschäftspraktiken der Menschenhändler. Ein Großteil des Kinderhandels würde innerhalb des Landes abgewickelt, aber auch Kinder aus angrenzenden Ländern wie Nepal und Bangladesch an zahlungskräftige Inder verkauft. Indische Kinder wiederum würden in Nachbarstaaten verschleppt.

Nur selten gelinge es den Behörden, das Verbrechen aufzudecken und die Kinder zu befreien. Manche dieser Kinder, deren Familien nicht mehr ausfindig gemacht werden können, bekämen in den SOS-Kinderdörfern ein neues Zuhause.

Bildung und schärfere Gesetze dringend notwendig

Die Ursachen für den Kinderhandel sieht Murthi unter anderem in der großen Armut, der die Menschen zu entkommen versuchen, in Gesetzeslücken, mangelnder Rechtssicherheit und der Diskriminierung und Benachteiligung ganzer Bevölkerungsgruppen. "Diese Menschen sind aufgrund von Not und Unwissenheit besonders gefährdet und zudem unzureichend geschützt", sagt Murthi. Man könne das Problem nur mit umfassenden Lösungen in den Griff bekommen: "Bildung, soziales Bewusstsein und ein Ende der Diskriminierung sind hier die Schlüsselpunkte. Außerdem brauchen wir schärfere Gesetze!"

Die SOS-Kinderdörfer setzen sich seit Jahren mit einer Reihe von Maßnahmen gegen Kinderhandel in Indien ein, unter anderem durch Aufklärung und die SOS-Familienstärkung, die die Familien dabei unterstützt, Wege aus der Armut zu finden, ohne dass sie ihre Kinder weggeben müssen.

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