"Meine SOS-Mutter ist meine Mentorin"

Laxman Bhusal ist in einem SOS-Kinderdorf in Nepal aufgewachsen. Jetzt studiert er in München Neurotechnik, damit er später den Menschen in seiner Heimat helfen kann

Wann immer Laxman nicht weiter weiß, fragt er seine Mutter Sakunrala um Rat. Das ist bis heute so geblieben, auch, wenn der 25-Jährige seit kurzem so weit entfernt von zu Hause lebt, wie noch nie: Sie in Nepal, er in München, wo er seit diesem Semester seinen Master in Neurotechnologie macht.

"Nach dem Studium will ich nach Nepal zurück und mit meinem Know-how das Leben dort verbessern": Laxman Bhusal studiert an der TU München Neuroengineering.

Laxman Bhusal, Ihr bisheriger Weg führte vom SOS-Kinderdorf in Nepal bis an die TU München. Wie war Ihre Situation, als Sie ins Kinderdorf kamen?
Ich war damals vier Jahre alt, mein Vater Alkoholiker und meine Mutter hatte psychische Probleme. Deshalb konnte ich nicht bei Ihnen bleiben und kam ins Kinderdorf. Dort habe ich mich sofort an meine neue Mutter Sakunrala geklammert und geweint, wenn sie nur kurz den Raum verließ. Ich hatte Angst, dass auch sie mich im Stich lassen würde. Mit der Zeit konnte ich dann Vertrauen zu ihr aufbauen. Sie war immer für mich da, war mir ein Vorbild und hat mich immer liebevoll unterstützt.

Gemeinsam groß werden: Für Kinder ist es wichtig, voneinander zu lernen. Diese Jungen im SOS-Kinderdorf Jorpati, Nepal, helfen sich gegenseitig bei den Hausaufgaben. Foto: Nina Ruud

Heute studieren Sie Neurotechnik. Wie kommt man auf so einen ungewöhnlichen Berufswunsch?
Eigentlich wollte ich Medizin studieren, bekam aber trotz guter Schulnoten keinen Studienplatz. Ich war sehr enttäuscht, wurde aber von den Menschen im Kinderdorf unterstützt. Vor allem meine Mutter Sakunrala hat mich getröstet und ermutigt, über Alternativen nachzudenken. Sie ist meine Mentorin und beste Freundin! Inzwischen glaube ich, dass ich das Richtige getan habe. Nach dem Studium will ich nach Nepal zurück und mit meinem Know-how das Leben dort verbessern.

Worum geht es in Ihrem Studium?
Es geht darum, Technologien und Geräte zur Vorsorge oder Behandlung von Gehirnerkrankungen zu entwickeln. Ich beschäftige mich zum Beispiel gerade damit, Brutkästen für Frühchen zu verbessern, damit ihre Gehirne keine Schäden nehmen.

Jetzt sind Sie aber weit weg von ihrer Mutter und Ihrer Heimat.
Das stimmt, aber ich kann ja immer, wenn ich will, mit meiner SOS-Mutter telefonieren. Zudem wohne ich zum Glück bei einem Bruder aus dem Kinderdorf, der auch hier studiert und gleich ein paar wichtige Tipps parat hatte: "Gehe nicht auf dem Fahrradweg" oder "Stemple dein Ticket vor dem Busfahren". Ich freue mich darauf, die Menschen hier kennenzulernen und in München richtig anzukommen.

Fundament für persönliches Wachstum

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Mädchen und Jungen in 135 Ländern auf vielfältige Art und Weise. Kinder, die keine Eltern mehr haben, finden in den Kinderdörfern seit fast 70 Jahren ein neues Zuhause, Familien in Not werden unterstützt, sodass Kinder erst gar nicht verlassen werden. Dabei legt die Organisation großen Wert auf tragfähige Bindungen. Sie sind das Fundament für persönliches Wachstum. In den zahlreichen SOS-Bildungseinrichtungen werden die Kinder bestmöglich auf das Leben vorbereitet.

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