Reden wir Klartext!

Statt netter Plaudereien sucht EU-Botschafterin Hélène Cavé den offenen Austausch mit SOS-Schülerinnen aus Liberia

Hélène Cavé, EU-Botschafterin für Liberia, bat SOS-Schülerinnen am Internationalen Mädchentag zur "Palaver-Hütten-Diskussion". In dieser traditionellen Versammlung kommt alles auf den Tisch.

Die Schülerinnen der Internationalen Hermann-Gmeiner-Schule sprachen mit EU-Botschafterin Hélène Cavé über Benachteiligung, fehlende Bildungschancen und sexuelle Gewalt gegen Mädchen in ihrem Land Liberia.

Was bewegt euch? Was sind eure Sorgen? Als Hélène Cavé, EU-Botschafterin für Liberia, am Internationalen Mädchentag am 11.Oktober ins SOS-Kinderdorf Monrovia kam, wollte sie keine Nettigkeiten austauschen, sondern von den Mädchen ehrlich hören, was sie beschäftigt. Deshalb bat sie Schülerinnen der Internationalen Hermann-Gmeiner-Schule Monrovia zu einem Gespräch der besonderen Art, der "Palaver-Hütten-Diskussion": Das Palaver ist eine afrikanische Form der Versammlung, in Liberia wurde sie unter anderem erfolgreich genutzt, um die verfeindeten Parteien nach dem Bürgerkrieg zu versöhnen.

Wir wollen nicht mehr als Hausfrauen in der Küche stehen!

In der Palaver-Hütte wird Klartext gesprochen – die zehn Teilnehmerinnen ließen sich nicht lange bitten. Sie brachten viele ihrer Probleme zur Sprache: Bedu, eine Siebtklässlerin, sagte der Botschafterin, dass die Mädchen in Liberia nicht mehr bereit seien, als Hausfrau in der Küche zu stehen. Aber noch nicht alle Liberianer würden das akzeptieren. Ihnen an der SOS-Schule gehe es gut, aber immer noch hätten viele andere Mädchen keine Chance, die Schule zu besuchen und einen Beruf zu erlernen.

"Eine erfolgreiche junge Frau ist eine Unterstützung für ihre ganze Familie."

Im SOS-Kinderdorf Monrovia wurde EU-Botschafterin Hélène Cavé von Dorfleiter Augustine A. Allieu (blaues Hemd) emfangen. Die 6-jährige Caroline (2.v.l.) überreichte ihr Blumen.

Tarwon aus der achten Klasse stimmte ihr zu und betonte, dass es Aufgabe der Gesellschaft sei, hier etwas zu ändern. Assata, Klasse 11, vertrat die Ansicht, dass es der ganzen Gesellschaft helfe, wenn Mädchen ihre Fähigkeiten voll nutzen und einbringen können. "Eine erfolgreiche junge Frau ist nicht nur selbstbewusster und zufriedener, sondern eine Unterstützung für ihre ganze Familie, auch ökonomisch. Sie leistet einen wertvollen Beitrag für das ganze Land."

"Kämpft für eure Träume!"

Auch sexuelle Ausbeutung und Gewalt gegen Mädchen kamen zur Sprache sowie die Auswirkungen von Ebola. Auch zwei Jahre nachdem die Seuche in Liberia für besiegt erklärt wurde, hätten sich viele Familien nicht erholt und blieben in der Armut gefangen. Im Zweifel seien es dann doch die Mädchen, die im Haus blieben und mithelfen – anstatt in die Schule zu gehen.

Botschafterin Hélène Cavè erzählte ebenfalls aus ihrem Leben, das nicht immer einfach gewesen sei, und ermutigte die Mädchen, nicht aufzugeben. Wie ihnen gehe es leider immer noch vielen anderen Frauen auf der Welt, die in von Männern dominierten Ländern leben. Am Ende des langen und intensiven Gesprächs forderte die Botschafterin die Mädchen auf, sich nicht entmutigen zu lassen. "Kämpft für eure Träume!"

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