Syrien: Scharfschütze feuert auf Schulkinder

Zwei 12-Jährige werden in einer Schule schwer verwundet

In Syrien hat das neue Schuljahr begonnen - mitten im Bürgerkrieg. Längst haben die Kämpfe das ganze Land erfasst. Kinder auf dem Schulweg können jederzeit in die Schusslinie geraten, vor Terrorangriffen sind die Mädchen und Jungen auch in Schulen nicht sicher. Schulpsychologin Asma berichtet als Augenzeugin davon, wie an einer Schule in einem Vorort von Damaskus zwei zwölfjährige Kinder von einem Scharfschützen niedergeschossen wurden.


"Bleibt weg von den Fenstern!": Ein Mädchen drückt seine Schultasche an sich - Fotos (3): Carole Alfarah

"Als die Schule wieder begann, haben sich die Kinder gefreut. Für sie ist die Schule ein Ort, an dem sie Freunde treffen, spielen und lernen können - vor allem auch ein Ort, an dem sie sich sicher fühlen.

An jenem Tag war alles so ruhig - wie an einem ganz normalen Schultag.
Die Schüler waren in ihren Klassen, und die Sechstklässler hatten im Schulhof Sportunterricht.
Plötzlich rannte eine Lehrerin an meiner Tür vorbei durch den Korridor, Angst und Entsetzen auf ihrem Gesicht. Sie weinte und schrie: 'Der Junge, der Junge!'

Wir rannten zum Hof, um zu sehen, was passiert war. Zu unserem Entsetzen sahen wir einen zwölfjährigen Jungen am Boden liegen - in einer Blutlache. Er wurde sofort ins nächste Krankenhaus gebracht. Wir dachten alle, er wäre tot. Doch er befindet sich im Koma und liegt auf der Intensivstation.


Schulpsychologin Asma wurde Augenzeugin des Terrorangriffs - Foto: Rasha Muhrez

Es war ein entsetzlicher Schock. Ein zweiter Junge lag am Boden, ganz nah bei seinem Freund, und rührte sich nicht. Wir dachten erst, er sei in Ohnmacht gefallen. Ich besprenkelte sein Gesicht, mit Wasser, um ihn zu wecken. Doch er regte sich nicht. Als ich versuchte ihn anzuheben, sah ich das viele Blut und bemerkte, dass eine Kugel ihn in die Brust getroffen hatte. Ich fühlte seinen Puls. Er lebte noch! Wir brachten auch ihn sofort ins Krankenhaus, er wurde operiert und die Ärzte entfernten die Kugel. Er hat zum Glück überlebt.

Alles geschah in wenigen Minuten, gefühlt waren es jedoch Stunden. Wir sagten den anderen Kindern, sie sollten ihre Klassenzimmer nicht verlassen und von den Fenstern weg bleiben.
Wir waren nicht sicher, woher geschossen worden war, und wussten nicht ob, die Lage weiter eskalieren würde.

Die Kinder in den anderen Klassen wussten nicht, was mit ihren Freunden geschehen war. Die Lehrer wussten es und konnten nicht aufhören vor ihren Schülern zu weinen. Die 7-jährige Schwester eines der beiden Jungen, die niedergeschossen worden waren, nahm ich zu mir ins Büro. Sie sollte nicht unvorbereitet davon erfahren, was mit ihrem Bruder geschehen war."

Schulalltag im Bürgerkriegsland Syrien


Auf dem Weg zur Schule: Mitten im Bürgerkrieg hat der Unterricht wieder begonnen.

Sollen wir unsere Kinder zu Schule schicken, damit sie etwas für ihre Zukunft lernen – oder sollen sie zu Hause bleiben, wo es weniger gefährlich ist als auf der Straße? Eltern im Bürgerkriegsland Syrien stehen jeden Tag vor diesem Dilemma.
Öffentliche Schulen, die sich in relativ sicheren Gegenden und Stadtvierteln befinden, sind überfüllt. An einigen unterrichten die Lehrer daher die Klassen in Schichten.
Auch nachdem das Schuljahr im September 2013 wieder begonnen hat, werden laufend weiter neue Schüler aufgenommen: Flüchtlingskinder, die gerade erst in der Gegend Zuflucht gefunden haben. In vielen Fällen ist es schwierig zu entscheiden, welche Klasse die Mädchen und Jungen besuchen sollen: Muss ein Kind, das wegen Flucht und der ständigen Kämpfe ein halbes Jahr nicht oder nur sporadisch zur Schule gehen konnte, die Klasse wiederholen - oder kann es trotzdem vorrücken?

SOS-Nothilfe: Schulbücher, Lebensmittel und Kinderkleidung


Schulklasse bei Damaskus: SOS unterstützt 16.000 syrische Kinder mit Schulmaterialien.

Die SOS-Kinderdörfer in Syrien ermöglichen Flüchtlingskindern den Schulbesuch: SOS unterstützt 16.000 Jungen und Mädchen in Damaskus,  Aleppo und Latakia: mit Schultaschen, Heften, Stiften sowie durch Schulgeld.

SOS-Mitarbeiter versorgen zudem Flüchtlingsfamilien mit Hilfsgütern wie Lebensmitteln, Babymilch, Hygieneartikeln und Kinderkleidung sowie mit Spielsachen. Seit Mitte 2012 hat die SOS-Nothilfe in Syrien insgesamt 80.000 Menschen erreicht.
Bitte helfen Sie mit!
 


 

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