Fünf Jahre Krieg haben die Wasserversorgung und Sanitäranlagen in vielen Teilen Syriens fast vollständig kollabieren lassen. Die hygienischen Zustände, besonders in den provisorischen Behausungen der Binnenflüchtlinge, sind extrem schlecht. Vor allem Kinder macht die mangelnde Trinkwasserversorgung anfällig für Krankheiten.
Der zehnjährige Syrer Ahmad trägt schon zum dritten Mal an diesem Tag die Wassercontainer seiner Familie vom Brunnen ins Flüchtlingslager. Fast zwölf Stunden am Tag ist er mit Wasserschleppen beschäftigt. Trinkwasser gibt es nur aus dem Brunnen, der 15 Minuten zu Fuß entfernt ist.
Schon die Kleinsten stehen über mehrere Stunden in der Gluthitze Schlange. Sie warten darauf Flaschen und Kanister an der einzigen Trinkwasserquelle der Gegend zu füllen, um die schweren Kanister dann heim zu schleppen. Rund 5.000 Familien müssen mit gerade einmal sechs Brunnen auskommen.
„Manchmal sind die Schlangen so lang, dass wir nach drei bis vier Stunden Warten mit leeren Händen heimkehren“, berichtet der zehnjährige Ahmad. „Gestern sah ich, wie mein vier Jahre alter Nachbar Rama auf dem Rückweg wegen der Hitze kollabierte.“
15 Minuten Fußweg mit einem vollen Wasserkanister legen die Kinder bei extremer Hitze zurück. Hatten sie Glück, konnten sie zwei Kanister nach drei Stunden anstehen füllen. „Oft ist das Behältnis aber so schwer, dass ich die Hälfte des Wassers auf dem Weg verschütte“, erzählt Ahmad. „Gestern hat mich ein Mann geschlagen, der seinen Wasserkanister verloren hatte. Er nahm mir meinen Kanister einfach weg.“
Während er über die staubtrockene Erde schlurft, zeigt Ahmad plötzlich auf eine weit entfernte schwarze Rauchwolke am Horizont. „Da! Dort haben wir früher gelebt. Dort gab es glasklares Wasser und wir konnten jeden Tag duschen. Heute duschen wir einmal im Monat, weil es nie genug Wasser für alle gibt“, sagt er.
Ahmad klingt zornig, gar nicht wie ein Kind, als er hinzufügt: „Anstatt mit den Schlafliedern meiner Mutter einzuschlafen, begleitet mich jetzt das Donnern der Granaten in den Träumen.“ Spielen gehört für den Zehnjährigen schon lange nicht mehr zum Alltag.
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