München/Harare - Die schwerste Hungerkrise im südlichen Afrika seit Jahren spitzt sich weiter zu. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer sind bereits heute 45 Millionen Menschen von Lebensmittelknappheit betroffen, mit verheerenden Auswirkungen auf die Kinder. Jetzt schlägt die Hilfsorganisation Alarm: Nur eine massive Ausweitung der humanitären Hilfe könne eine Katastrophe noch verhindern, Kinderleben seien in Gefahr.
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Pressefotos: Dürre südliches Afrika
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Der Avis-Damm am östlichen Stadtrand von Windhoek ist komplett ausgetrocknet. Eigentlich müsste er im Februar, wo normalerweise die höchsten Niederschlagsmengen zu erwarten sind, randvoll sein.
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Kostbares Gut: Das Trinkwasser ist extrem knapp und teuer. Darunter leiden besonders die Menschen in den armen Stadtteilen von Windhoek. Mit einem Guthaben auf einer Chipkarte, das umgerechnet 6 Euro kostet, kann eine Familie pro Monat 25 Liter Wasser an der Zapfsäule kaufen. Viele Familien haben gegen Ende des Monats kein Wasser mehr, denn sie dürfen nur einmal monatlich die Chipkarte aufladen.
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Im südlichen Afrika sind 16 Länder von einer schweren Dürre betroffen. Besonders kritisch ist die Situation laut der Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer in Simbabwe, wo 7,7 Millionen Menschen von Hunger bedroht sind, unter ihnen 3,8 Millionen Kinder. Das sind so viele Menschen wie nie zuvor, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist betroffen. „Die Dürre trifft Simbabwe mitten in einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre. Wir haben aktuell die höchste Inflation weltweit, die Lebensmittelpreise steigen ins Uferlose“, sagt Addmore Makunura, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Simbabwe. Das wenige Gemüse auf dem Markt vergammle, weil es sich niemand mehr leisten könne. Kinder hätten der Situation am wenigstens entgegenzusetzen. Zwar habe Simbabwe auch in der Vergangenheit Dürren und Überschwemmungen erlebt, doch der Klimawandel habe dazu geführt, dass die Niederschläge seit einigen Jahren vermehrt ausbleiben und die Dürreperioden länger werden. (Foto nur zur Verwendung im Kontext SOS-Kinderdörfer weltweit).
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"Millionen Jungen und Mädchen wissen nicht mehr, wo sie eine Mahlzeit herbekommen. Viele sind bereits jetzt so unterernährt und geschwächt, dass sie nicht mehr in die Schule gehen können. Die Not hat einen Teufelskreis in Gang gesetzt: Vielen Familien geht es wirtschaftlich so schlecht, dass sie ihre Kinder als Kinderarbeiter verdingen, zwangsverheiraten oder in die Prostitution zwingen“, sagt Ayele Sebaro, Nothilfekoordinator der Hilfsorganisation für das südliche Afrika.
16 Länder von Dürre betroffen im südlichen Afrika
Von der Dürre betroffen sind 16 Länder im südlichen Afrika. Besonders kritisch ist die Situation laut SOS-Kinderdörfer in Simbabwe, wo 7,7 Millionen Menschen von Hunger bedroht sind, unter ihnen 3,8 Millionen Kinder. Das sind so viele Menschen wie nie zuvor, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist betroffen. "Die Dürre trifft Simbabwe mitten in einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre. Wir haben aktuell die höchste Inflation weltweit, die Lebensmittelpreise steigen ins Uferlose", sagt Addmore Makunura, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Simbabwe. Das wenige Gemüse auf dem Markt vergammle, weil es sich niemand mehr leisten könne. Kinder hätten der Situation am wenigstens entgegenzusetzen. Zwar habe Simbabwe auch in der Vergangenheit Dürren und Überschwemmungen erlebt, doch der Klimawandel habe dazu geführt, dass die Niederschläge seit einigen Jahren vermehrt ausbleiben und die Dürreperioden länger werden.
Nationaler Notstand in Namibia ausgerufen
Auch in Namibia ist die Situation dramatisch. Das Land erleidet gerade die schlimmste Dürre seit 90 Jahren, 500.000 Menschen sind vom Hunger bedroht. Die Regierung hat den Notstand ausgerufen. Leonard Diergaardt, Leiter der SOS-Kinderdörfer Namibia, hat schon die schlimmsten Befürchtungen: "Ich glaube nicht, dass sich die Situation schnell verbessern wird. Selbst, wenn sich die Landwirtschaft erholen sollte, werden die Menschen hier noch bis ins nächste Jahr unter den Folgen der Dürre leiden."
In Eswatini sind allein in der Region Lubombo 150.000 Kinder vom Hunger betroffen. Die Menschen haben ihre Ernten sowie einen Großteil ihres Tierbestands verloren. Viele Brunnen und Wasserstellen sind vertrocknet. "Die Familien greifen zu extremen Überlebensstrategien und schränken ihre Mahlzeiten stark ein. Viele Kinder essen nur noch einmal pro Tag, auch Schulen können oft kein Essen mehr anbieten", sagt Loretta Mkhonta, Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Eswatini. Verdrecktes Wasser würde zudem bei vielen Jungen und Mädchen Durchfall und Magenprobleme hervorrufen. In der Not würden viele Farmer in die Städte zum Arbeiten gehen und die Kinder alleine und ohne Schutz zurücklassen. Loretta Mkhonta befürchtet: "Wir rechnen damit, dass es noch schlimmer wird."
40 Prozent aller Kinder in Sambia sind bereits heute unterernährt. Laut den SOS-Kinderdörfern versiegen immer mehr Brunnen, sodass auch der Zugang zu Wasser zu einem immer größeren Problem wird.
In Lesotho ist ebenfalls eine halbe Million Menschen betroffen. Hunger und Armut zwingt nach Angaben der Hilfsorganisation immer mehr Mädchen und Frauen in die Prostitution.
In Malawi und Mosambik leiden immer noch Millionen Menschen an den Folgen des Zyklon "Idai", der ganze Landstriche verwüstet hat, gleichzeitig sind große Teile der beiden Länder von Dürre betroffen. Auch hier häufen sich die Extreme – mit vernichtenden Überschwemmungen und Stürmen auf der einen und ungewöhnlichen Trockenperioden auf der anderen Seite. Smart Namagonya, Leiter SOS Malawi, sagt: "Auf den Märkten werden zwar Lebensmittel angeboten, aber die Preise sind zum Teil um das Doppelte gestiegen. Die meisten Menschen können sich das nicht leisten."
SOS-Kinderdörfer in Afrika aktiv
Die SOS-Kinderdörfer helfen Kindern und Familien in den betroffenen Ländern seit Jahrzehnten. Ziel ist es, sie dauerhaft zu stärken. Im Zuge des Klimawandels werden Familien auch dabei unterstützt, neue Anbaumethoden zu entwickeln und ihre Landwirtschaft an die veränderten Bedingungen anzupassen.
Quellen: WFP, UN, FAO