Kinderschutzverletzungen in Russland

Entscheidung über die Suspendierung von SOS-Kinderdorf Russland

Update Juni 2023

05.06.2023 - Nachdem der russische Länderverein zum 18. Mai 2023 aus der Föderation der weltweiten SOS-Kinderdörfer suspendiert wurde, hat dieser nun seine Entscheidung mitgeteilt, die internationalen Patenschaftsdienste einzustellen. Wir (SOS-Kinderdörfer weltweit, Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.) hatten bereits im März alle Patenschaften für Russland – in Abstimmung mit unseren Patinnen und Paten – beendet.

Eine der dringendsten Fragen ist es nach wie vor, die Herkunft und den Verbleib der ukrainischen Kinder zu klären, die in Einrichtungen des russischen Ländervereins aufgenommen wurden. Die Untersuchungen sind sehr komplex und dauern noch an.

Da der russische Verein über ausreichend eigene finanzielle Mittel verfügt, ist die Versorgung der Kinder weiter gewährleistet.

Update Mai 2023

26.05.2023 - Im Kontext der Unterbringung von 13 ukrainischen Kindern in Programmen der SOS-Kinderdörfer in Russland sind umfassende weitere Untersuchungen und Maßnahmen erfolgt. Nach sorgfältigen Überlegungen und Beratungen hat der Internationale Senat die Mitgliedschaft von SOS-Kinderdorf Russland in der Föderation mit Wirkung zum 18. Mai 2023 suspendiert. Sämtliche finanzielle Mittel an SOS-Kinderdorf Russland waren bereits zuvor eingefroren.

Eine Aufhebung der Suspendierung kann nur dann erfolgen, wenn der russische Länderverein weitreichende Maßnahmen ergreift – unter anderem den Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden veranlasst, die Kinder beim Internationalen Roten Kreuz registrieren lässt sowie sich aktiv um die Rückführung der Kinder bemüht. 

Die SOS-Kinderdörfer treten weltweit für die Rechte eines jeden Kindes ein und setzen sich für Veränderungen ein, damit alle Kinder in einem für sie förderlichen Umfeld aufwachsen können. Unsere Arbeit orientiert sich an der UN-Konvention über die Rechte des Kindes und den UN-Richtlinien für die alternative Betreuung von Kindern. Ein Verstoß gegenüber diesen Leitlinien ist unter keinen Umständen zu verzeihen und trägt entsprechende Konsequenzen mit sich.

Update März 2023

03.03.2023 - Wie angekündigt, haben wir bezüglich dieses Vorfalles umgehend umfassende Untersuchungen eingeleitet und mit höchster Dringlichkeit weitere Maßnahmen evaluiert. Im Zuge dessen hat sich der Senat, das höchste Gremium der SOS-Kinderdörfer, am 02. März 2023 dazu entschieden, die Suspendierung der Mitgliedschaft von SOS-Kinderdorf Russland einzuleiten. Außerdem wurden sämtliche finanzielle Mittel an SOS-Kinderdorf Russland mit sofortiger Wirkung eingefroren.

Unsere Untersuchung ergab, dass SOS-Kinderdorf Russland mit unzureichender Transparenz über die Vorfälle informiert und Details zu den Vorfällen auf Nachfrage missverständlich gegenüber dem Rest der Föderation kommuniziert hatte. Wir müssen davon ausgehen, dass operative Entscheidungen getroffen wurden, ohne uns darüber in Kenntnis zu setzen, wodurch eine politische Instrumentalisierung der Arbeit der SOS-Kinderdörfer ermöglicht wurde. Unserer Erkenntnis nach wurde von SOS-Kinderdorf Russland ein Antrag auf Fördergelder an die russische Regierung gestellt und genehmigt. Die Gelder sollen für die Unterstützung ukrainischer Kinder aus von Russland besetzten Gebieten eingesetzt werden. Zudem haben wir feststellen müssen, dass der Vorstandsvorsitzende des russischen Ländervereins öffentlich und auch gegenüber Kindern pro-russische Propaganda verbreitet.

Das ist ein untragbarer Zustand, der die Werte unserer Organisation massiv verletzt hat. Die Nutzung der Programme der SOS-Kinderdörfer für politische Zwecke gefährdet die Integrität unserer Arbeit und unsere Fähigkeit, die humanitären Grundsätze der Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit zu wahren.

Deshalb distanzieren wir uns von SOS-Kinderdorf Russland.

Update Februar 2023

20.02.2023 - Die sehr ernst zu nehmenden Vorgänge bei SOS-Kinderdorf Russland, über die wir im November 2022 in Kenntnis gesetzt wurden, werden von uns weiterhin intensiv geprüft und evaluiert. Die genaue Herkunft der 13 ukrainischen Kinder konnte bislang nicht geklärt werden. Die Kinder wurden von den örtlichen Behörden in Pflegefamilien untergebracht. Die Pflegeeltern wurden von den russischen Behörden rekrutiert und sind dort angestellt. Die SOS-Kinderdörfer in Russland nahmen die Pflegefamilien auf und leisteten psychosoziale Unterstützung für die Kinder und ihre Pflegefamilien.

Im Zuge der Unterbringung der Kinder soll es zu einem Besuch durch Maria Lvova-Belova, Beauftragte des russischen Präsidenten für Kinderschutz, sowie der Teilnahme der Pflegefamilien an einer Parteiveranstaltung gekommen sein. Die SOS-Kinderdörfer weltweit sind entschieden gegen den Einsatz von Kindern für jegliche Form von politischer Arbeit und Propaganda und prüfen auch diesen Vorfall genau.

Wir wissen, dass die Arbeit unserer Organisation in verschiedenen, oftmals unsicheren Umfeldern komplexe Herausforderungen mit sich bringt. In diesem Kontext werden der Umfang der Tätigkeit und unsere Handlungsspielräume erheblich von einem sensiblen politischen Klima bestimmt. Die Mitarbeiter:innen vor Ort sind oft mit schwierigen Bedingungen konfrontiert und müssen sich an staatliche Anordnungen halten, um den Schutz der betreuten Kinder zu gewährleisten. Eine Verweigerung amtlicher Befugnisse kann negative Folgen haben und die regulären Aktivitäten zum Schutze des Kindeswohls gefährden.

Unser oberstes Ziel ist der Kinderschutz. Dieser Grundsatz gilt gleichermaßen auf allen Seiten eines Konfliktes. Die Organisation ist in der Ukraine seit über 19 Jahren aktiv und hat seit Beginn des Krieges mehr als 74.000 Kinder unterstützt, beispielsweise mit Unterkünften, humanitärer Hilfe, finanziellen Mitteln oder psychosozialen Angeboten. In Russland ist die Organisation seit über 30 Jahren tätig und betreut derzeit mehr als 600 Kinder.

November 2022

14.11.2022 - Kürzlich wurden wir über sehr ernst zu nehmende Vorgänge bei SOS-Kinderdorf Russland in Kenntnis gesetzt: Wir wissen, dass derzeit 13 Kinder aus der Oblast Donezk an zwei Programmstandorten in Russland betreut werden. Dies wurde von der russischen Regierung veranlasst und auch von dieser finanziert. SOS-Kinderdorf Russland bietet den Kindern und ihren Pflegefamilien eine Unterkunft und psychosoziale Unterstützung.

In krisengeprägten Regionen werden Kinder, vor allem solche ohne angemessene elterliche Fürsorge, in eine akut gefährdete Situation gebracht. Es ist dementsprechend wichtig, alle verfügbaren Ressourcen zu nutzen, um diesen Kindern ein förderliches Umfeld zu ermöglichen. Deshalb haben wir in Konflikten auf der ganzen Welt Kinder auf allen Seiten betreut, auch in Russland und der Ukraine. Das ist ein wichtiges, aber komplexes Unterfangen. In allen Fällen liegt unser Schwerpunkt darauf, dass die Kinder jene individuelle, fürsorgliche Betreuung erhalten, auf die sie ein Recht haben. Das Wohl des Kindes steht immer an erster Stelle.

Bisher konnte SOS-Kinderdorf Russland die Herkunft der Kinder nicht bestätigen, was uns zu großer Beunruhigung veranlasst. SOS-Kinderdorf International prüft den Vorfall aktuell genau, um ausschließen zu können, dass hier ein Zusammenhang zu Zwangsumsiedlungen von ukrainischen Kindern in die Russische Föderation besteht. Wir tun alles in unserer Macht stehende, um absolute Transparenz über die Vorgänge zu erhalten und die Sicherheit der Kinder garantieren zu können.

Zum derzeitigen Zeitpunkt liegen uns leider noch keine genaueren Informationen bezüglich der Herkunft der Kinder vor. Aufgrund der aktuellen politischen Situation ist eine Anfrage bezüglich der Herkunft der Kinder derzeit nicht möglich. Das Generalsekretariat von SOS-Kinderdorf International verfolgt die Situation genau und wird zeitnah über weitere Maßnahmen entscheiden. Wir haben uns dazu entschieden, Zahlungen, die nicht direkt Patenkinder betreffen, vorübergehend einzufrieren, bis wir volle Transparenz über die Situation haben. Über weitere Entwicklungen und Maßnahmen werden wir proaktiv informieren.  

Die SOS-Kinderdörfer arbeiten weltweit, um Kindern das Aufwachsen mit den Bindungen zu ermöglichen, die sie brauchen, um sich bestmöglich zu entwickeln. Wenn ein Kind nicht bei seiner Herkunftsfamilie bleiben kann, versuchen wir immer sicherzustellen, dass die angebotene Unterstützung im besten Interesse des Kindes ist. Unsere Arbeit orientiert sich an der UN-Konvention über die Rechte des Kindes und den UN-Leitlinien für die alternative Betreuung von Kindern. Deshalb sind wir zutiefst betroffen in Angesicht der Möglichkeit, dass es sich hierbei um einen Verstoß gegen die oben genannten Konventionen handelt, und setzen alles daran, die Situation schnellstmöglich aufzuklären.

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