Um in Not geratenen Kindern ein Zuhause zu geben, braucht es in erster Linie Menschen, die mit diesen Kindern leben wollen und können. Denn sie sind es, die den Kindern Liebe, Geborgenheit und Stabilität geben, um vergangene Erfahrungen bewältigen und die Zukunft positiv gestalten zu können. Deswegen nehmen die weltweit rund 5.000 SOS-Kinderdorf-Mütter eine zentrale Stellung in der pädagogischen Arbeit von SOS-Kinderdorf ein.
In einer Studie wurden 300 SOS-Kinderdorf-Mütter aus 27 Ländern zu ihrer Arbeit, ihren Sorgen und Wünschen befragt. Was sind ihre größten Anliegen? Was brauchen sie, um für Kinder und mit Kindern eine Gemeinschaft, eine neue Familie aufbauen zu können?
Wenn man SOS-Kinderdorf-Müttern zuhört, wird eines schnell klar: Diese Frauen leben ihren Beruf, teilen mit den Kindern ihr Leben und empfinden sich und die ihnen anvertrauten Kinder als eine ganz normale Familie. Sie stehen mit voller Überzeugung hinter dem SOS-Kinderdorf-Modell, in dem für jedes Kind eine Familie und feste Bezugs- und Vertrauenspersonen bestimmt ist.
Mehr Weiterbildung
Deshalb sind für sie das Miteinander und eine fürsorgliche Haltung Kindern gegenüber entscheidend. "Beständig sein", "die positiven Seiten jedes einzelnen Tages schätzen", "Liebe schenken", so beschreiben sie ihre eigene Philosophie. Der mindestens zweijährige Ausbildungsweg zur Kinderdorfmutter hat sie ihrer Meinung nach gut auf die tägliche Arbeit vorbereitet. Und sie wünschen sich spezialisierte Weiterbildungsmöglichkeiten, um die Kinder in ihrer Entwicklung noch besser unterstützen, verstehen und ihnen zuhören zu können.
Und so wie der Zusammenhalt in einer "echten" Familie bestehen bleibt, wenn die Kinder erwachsen geworden sind, wollen auch SOS-Kinderdorf-Mütter über die Kindheit hinaus mit den ihnen anvertrauten Kindern in Kontakt bleiben. Sie gestalten den Alltag in ihrer Familie so harmonisch wie möglich und achten dabei auf die Dinge, die die eigne SOS-Kinderdorf-Familie klar von anderen unterscheidet. Die Zusammenarbeit mit den biologischen Eltern ist den Müttern sehr wichtig, auch wenn dies oft mit Schwierigkeiten verbunden ist. Denn die eigene Geschichte und die eigenen Wurzeln zu kennen und anzunehmen, davon sind SOS-Kinderdorf-Mütter überzeugt, gibt den Kindern Halt und unterstützt sie in ihrer Entwicklung.
Bildung ist Zukunft
"Ich bin der Meinung, dass den Kindern ihre Herkunft wach gehalten werden soll. Es ist für sie wichtig zu wissen, woher sie kommen, wer ihre leiblichen Eltern sind, wo ihre Geschwister sind und wo sie ihre Wurzeln haben", bestätigt SOS-Kinderdorf Mutter Constanze Lucke aus Deutschland. Die Unterstützung von Fachleuten wie Psychologen oder Pädagogen für Kinder, die besonders schwer an früheren Erfahrungen zu tragen haben, empfinden Kinderdorfmütter als sehr hilfreich. Sie wünschen sich, kontinuierlich auf diese Unterstützung zurückgreifen zu können.
Die Zukunft der ihnen anvertrauten Kinder ist den SOS-Kinderdorf-Müttern ein professionelles wie persönliches Anliegen. Sie machen sich Sorgen, ob ihre Schützlinge Arbeit finden werden. Dass Bildung für einen sicheren Weg in die Unabhängigkeit von zentraler Bedeutung ist, darüber sind sie sich einig. Deswegen wünschen sich die SOS-Kinderdorf-Mütter für die Kinder mehr Unterstützung beim Lernen, zum Beispiel durch Nachhilfeunterricht, zusätzliche Lehrer oder Internetzugang.
Benachbarte Gemeinden unterstützen
Und was ist für die SOS-Kinderdorf-Mütter das Wichtigste, woher schöpfen sie jeden Tag wieder neue Kraft für ihre Arbeit? Für ihr eigenes Wohlergehen ist neben der Fähigkeit, gut auf sich selbst zu schauen, die Dorfgemeinschaft, die Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den SOS-Kinderdorf-Müttern und den anderen Mitarbeitern im Dorf entscheidend. "Wenn wir traurig sind, sprechen wir über unsere Sorgen und Probleme, und wir teilen unsere Freuden", beschreibt Subhashini, SOS-Kinderdorf-Mutter in Indien, ihr Verhältnis zu den Kolleginnen.
Trotz des engen Zusammenhalts im Kinderdorf unterstreichen SOS-Kinderdorf-Mütter, wie wichtig es ist, gut in das sie umgebende Umfeld integriert zu sein. Viele sind besorgt über die Armut, die schlechte wirtschaftliche Situation und die fehlenden Bildungsangebote in den benachbarten Gemeinden. Sie sind froh darüber, dass SOS-Kinderdorf in seinen Familienstärkungsprogrammen bedürftige Familien unterstützt, und viele wünschen sich, dass die Hilfe noch ausgebaut wird.