Beschneidung von Frauen und Mädchen

Die Position der SOS-Kinderdörfer zur Genitalverstümmelung

In vielen Ländern Afrikas wird weibliche  Genitalverstümmelung noch immer praktiziert. Foto: Mariantonietta Peru

Schätzungen zufolge wurden 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten. Die meisten von ihnen stammen aus Afrika, dem Mittleren Osten und Asien. Eine Beschneidung der Frau verursacht Schmerzen, Leiden und lebenslange, gesundheitliche Probleme. Die Prozedur ist erniedrigend und eine extreme Form der Gender-Diskriminierung.

Die aktuelle Lage

Genitalverstümmelung (englisch: Female Genital Mutilation, kurz FGM) wird noch immer von einigen Gemeinden praktiziert – trotz internationaler Bemühungen, die Beschneidung als gefährliches und unvertretbares Ritual zu beenden. Allein in Afrika werden jedes Jahr mindestens drei Millionen Mädchen beschnitten. UNICEF schätzt, dass es weltweit über 200 Millionen Mädchen und Frauen in rund 30 Ländern gibt, die bereits beschnitten wurden. Die Anzahl der betroffenen Frauen könnte deutlich höher sein, weil die Prozedur in der Regel im Verborgenen stattfindet und deshalb in den meisten Ländern nur schwer und unvollständig dokumentiert werden kann.

Bei der weiblichen Beschneidung werden die äußeren, weiblichen Geschlechtsteile teilweise oder vollständig entfernt. Auch ein Zunähen der Vagina und weitere Varianten werden je nach Gemeinde und Kultur praktiziert. Mit FGM soll die Reinheit und Keuschheit der Frau vor der Ehe sichergestellt werden. In einigen Kulturkreisen wird es auch als ein Übergangsritual vom Mädchen zur Frau verstanden.

Jedoch hat FGM keinerlei Nutzen für die Mädchen – die Beschneidung wird in der Regel im Kindes- oder Teenager-Alter durchgeführt – sondern richtet ausschließlich Schaden an: Meist führen traditionelle Beschneiderinnen ohne medizinische Ausbildung den Eingriff durch. Starke Blutungen, Schmerzen und Infektionen sind nur einige der Folgen, die während und nach der Beschneidung von Frauen auftreten können. Auch spätere Probleme wie Komplikationen bei der Geburt sowie ein erhöhtes Säuglingssterberisiko wurden in Langzeit-Studien zu FGM bewiesen.

Unsere Position

FGM ist eine extreme und gefährliche Form der Gender-Diskriminierung. Durch die Beschneidung müssen Mädchen grundlos Schmerz, Leid und Erniedrigung ertragen. FGM versagt jungen Frauen das Recht, über ihren Körper und ihr Wohlergehen selbst zu bestimmen.

Neben den körperlichen Konsequenzen hat die Genitalverstümmelung auch soziale Auswirkungen: Mädchen und ihre Familien, die FGM ablehnen, droht in vielen Gemeinden der Ausschluss aus der Gemeinschaft.

Laut den UN-Kinderrechts-Konventionen haben Kinder das Recht, in einer Welt aufzuwachsen, in der sie Hoffnung auf Geschlechter-Gleichstellung (Artikel 29) sowie auf “Gesundheit, Würde und Selbstachtung” (Artikel 39) haben. Darüber hinaus ruft auch die UN-Generalversammlung in ihren Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs 2030) zu einer Eliminierung von FGM auf.

Während viele Länder die Genitalverstümmelung lobenswerterweise verbannen konnten, ist die Prozedur leider in einigen traditionellen Gesellschaften noch weit verbreitet und wird in einer Handvoll Staaten sogar noch nahezu universell praktiziert. Dazu zählen beispielsweise Guinea, Dschibuti, Mali, Sierra Leone und Somalia.

Wir sind uns bewusst, dass es schwierig ist, kulturell und traditionell verankerte Überzeugungen mit dem Menschenrecht auf Gleichberechtigung in Einklang zu bringen. Nichtsdestotrotz ist jeder Staat verpflichtet, sicherzustellen, dass für Kinder gesorgt wird und die Grundrechte von Mädchen geschützt werden. Die Regierungen müssen Gesetze erlassen und ausführen, um die Mädchen vor physischem und psychischem Schaden zu bewahren.

Es gibt keinen Kompromiss, wenn es darum geht, dass Kinder in einem sicheren, behüteten und gesundem Umfeld aufwachsen, in dem beide Geschlechter mit demselben Respekt behandelt werden.

Unsere Antwort

Die SOS-Kinderdörfer treten für Kinderrechte ein, um sicherzustellen, dass Kinder eine sichere Betreuung und Unterkunft, Bildung sowie Schutz gegen physischen und psychischen Schaden haben. Wir nutzen unsere Beziehungen zu Regierungsautoritäten sowie unsere Partnerschaften mit internationalen Agenturen und Organisationen, um Kinder zu unterstützen und ihre Sicherheit, Rechte und Würde zu gewährleisten.

Für Respekt, die Betreuung und Liebe von Kindern zu sorgen, die ihre Eltern verloren haben oder denen der Verlust der elterlichen Fürsorge droht, ist unser Hauptanliegen. Wir haben daran gearbeitet und arbeiten weiterhin daran, dass die weibliche Genitalverstümmelung beendet wird, indem wir für Ausbildung, Aufklärung, medizinische Versorgung und den Schutz von Kindern sorgen und für ihre Rechte kämpfen.

Erreichen der SDGs

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ruft unmissverständlich zur Beseitigung von FGM auf (Ziel 5.3). Außerdem betont sie die Wichtigkeit der Sicherstellung der Gesundheit und Rechte zur Reproduktion (Ziel 5.6) Darüber hinaus unterstreicht die Agenda die Geschlechtergleichstellung und Stärkung von Frauen und Mädchen als fundamentale Basis, um alle SDGs erreichen zu können.

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