Die Folgen der Apartheid sind auch heute noch spürbar
Mamelodi ist ein Township im Nordosten von Pretoria, der de-facto-Hauptstadt von Südafrika. Bis zum Sturz der Apartheid im Jahr 1994 war Mamelodi ein ausschließlich von Schwarzen bewohntes Gebiet. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Mamelodi hat vor allem aufgrund der Zuwanderung von ländlichen Migranten ein stetiges Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Derzeit leben hier rund 1,5 Millionen Menschen. Obwohl es auch kleine Backsteinhäuser gibt, lebt die Mehrheit der Einwohner in informellen Siedlungen in notdürftig aus Wellblech oder Plastikplanen zusammengeschusterten Baracken. Trotz der Bemühungen der Regierung zur Verbesserung der Lebensbedingungen in Mamelodi, beispielsweise durch kleine Darlehen zum Bau befestigter Häuser, ist das Township so überbevölkert und der Mangel an Wohnraum so groß, dass die Hilfe bei weitem nicht ausreicht.
Die Menschen in Mamelodi leiden an hohen Armutsraten und sozialer Ausgrenzung. Den Schulen fehlt es an Lehrpersonal, finanziellen Mitteln und häufig auch an Büchern und Unterrichtsmaterial. Zahlreiche Häuser haben keinen Zugang zu fließendem Wasser; viele Familien teilen sich einen öffentlichen Brunnen. Darüber hinaus fehlt es in den informellen Siedlungen an Strom und einer geregelten Abfallentsorgung.
Zunehmend erschwerte Lebensbedingungen
Abgesehen von der weit verbreiteten Not, dem Mangel an Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen und der hohen Arbeitslosigkeit ist auch Mamelodi wie ganz Südafrika in hohem Maße von der grassierenden HIV/AIDS betroffen. Viele Kinder leben mit einem chronisch erkrankten Elternteil und leiden an mangelnder Fürsorge. Andere haben ein oder beide Elternteile bereits verloren. In diesen Fällen müssen meist die ältesten Kinder den Haushalt weiterführen und sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern. Manchmal sorgen die Großeltern für die Kinder, aber häufig können auch sie nicht genügend Nahrung auf den Tisch bringen. Wieder andere Kinder sind von ihren Eltern zurückgelassen worden, die auf der Suche nach Arbeit in andere Städte gezogen sind.
Da das frühe Kindesalter sehr wichtig für die spätere Entwicklung ist, haben frühkindliche Entbehrungen enorme Auswirkungen auf die Zukunft eines Kindes. SOS-Kinderdorf versucht den Kindern von Mamelodi den Zugang zu Bildung, Sicherheit und medizinischer Versorgung zu gewährleisten, damit sie zu selbstbewussten, erfolgreichen Erwachsenen werden können.
Unsere Arbeit in Mamelodi
Das SOS-Kinderdorf Mamelodi wurde im Jahr 1987 eröffnet. Unser SOS-Sozialzentrum leitet heute ein gemeindebasiertes Betreuungsprogramm für Kinder und Unterstützungsmaßnahmen für die notleidende Bevölkerung. Wir stellen sicher, dass Kinder Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung erhalten. Unsere besondere Unterstützung gilt Familien, die an HIV/AIDS erkrankt sind, und wir führen Aufklärungs- und Präventionskampagnen zu HIV/AIDS durch. Darüber hinaus helfen wir notleidenden Familien beispielsweise durch die Übernahme von Schulgebühren oder die Bereitstellung von Schuluniformen.
Damit Familien unabhängig werden können, leitet das Sozialzentrum diverse Lehrgänge, u.a. in Schneiderei und Informatik. Bis zu 2000 Menschen nehmen an den Schulungen teil. Zusätzlich bieten wir Beratungen und psychologischen Beistand, helfen Eltern bei der Einkommensförderung und versuchen Familien vor der Zerrüttung zu bewahren, damit Kinder in einem liebevollen Zuhause aufwachsen können.
Bis zu 150 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 15 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde, schließen Freundschaften und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren oder sich eine Arbeit suchen möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen und werden von qualifizierten Fachkräften beim Übergang ins Erwachsenenleben begleitet. Sie bleiben natürlich weiter in engem Kontakt mit ihrer SOS-Mutter und ihren Geschwistern.