Wachsende ländliche Armut - immer mehr Subsistenzbauern ohne Existenzgrundlage
Die Kleinstadt Belén liegt mitten auf dem südlichen Wendekreis im Departement Concepción und hat circa 12 000 Einwohner. Die Wirtschaft basiert hauptsächlich auf der Land- und Forstwirtschaft und der Erzeugung von „Yerba Mate“.
Offiziellen Schätzungen zufolge leben knapp 50 Prozent der ländlichen Bevölkerung Paraguays in Armut. Einer der Gründe ist die zunehmende Vorherrschaft transnationaler Unternehmen, besonders in der Produktion von Soja und Baumwolle. Mittlerweile gehören 85 Prozent der Ländereien in Paraguay den reichsten zwei Prozent der Bevölkerung. Für ländliche Kleinbauern, die ihr Land verloren haben, gestaltet sich die Versorgung ihrer Familien zunehmend schwierig.
Anhaltender Armutszyklus durch Kinderarbeit und Mangel an Bildung
Die Situation wird durch den Mangel an Bildung in den ärmsten Teilen der Gesellschaft weiter verschärft. 55,4 Prozent der Menschen in extremer Armut haben keinerlei Schulbildung oder lediglich die Grundschule abgeschlossen. Tausende Kinder müssen zum Haushaltseinkommen beitragen und haben nur wenige Chancen auf Bildung. Die Folgen sind Fehlzeiten in der Schule, schlechte Noten, Überalterung der Schüler und hohe Schulabbruchsraten.
Die Kinderarbeitsgesetze sind in Paraguay nur sehr vage formuliert und werden häufig missachtet. Schätzungen zufolge müssen über 50 Prozent der Kinder zwischen fünf und 17 Jahren Kinderarbeit verrichten. Die meisten arbeiten in privaten Haushalten als Bedienstete oder gegen ein kleines Entgelt. Zwanzig Prozent aller Frauen in Paraguay arbeiten als Hausangestellte, und fast 60 Prozent von ihnen sind jünger als 29 Jahre. Diese Mädchen und Frauen werden aufgrund ihrer ländlichen Herkunft und des Mangels an Bildung häufig diskriminiert.
Kinder und junge Menschen brauchen Unterstützung, damit sie - unabhängig von ihren familiären Umständen - Zugang zum Bildungssystem und die Chance auf ein besseres Leben als Erwachsene erhalten.
Unsere Arbeit in Belén
Das SOS-Kinderdorf Belén wurde im Jahr 2002 eröffnet. Das Dorf verfügt über einen großen Garten, in dem SOS-Mütter und Kinder Gemüse anbauen und Kleintiere wie Hühner, Enten oder Kaninchen züchten können, um zu ihrer Selbstversorgung beizutragen.
Betreuung in SOS-Familien: Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Eltern fürsorglich betreut.
Wo immer es möglich ist, arbeiten wir eng mit den Herkunftsfamilien der Kinder zusammen, damit diese in ihre Familien zurückkehren können. In diesem Fall unterstützen wir die Familien währen der Zeit des Wandels und der Anpassung.
Unterstützung für Jugendliche: Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften unseres SOS-Jugendprogramms im Dorf ziehen. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte können sie ihre Zukunft planen, Verantwortung zu übernehmen lernen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten.