Wachsende Bevölkerung führt zu Ressourcenknappheit
Bylakuppe liegt im Distrikt Mysore im Bundesstaat Karnataka im Südosten von Indien. Hier wurden in den 1960er Jahren zwei tibetische Gemeinden gegründet. Anfänglich wurden in der Nähe von Bylakuppe 3000 Tibeter angesiedelt, aber die Gemeinde ist im Laufe der Jahrzehnte gewachsen. Heute leben mehr als 10 000 Menschen in den beiden Siedlungen, die zusammen die größte tibetische Minderheit in Indien außerhalb von Dharamsala bilden. Viele Besucher kommen in die Region, um die religiösen Tempel und Klöster zu besichtigen und das Leben der Tibeter kennenzulernen.
Im Laufe der Jahrzehnte hat die tibetische Gemeinde wichtige Schritte in Richtung der Selbstversorgung unternommen. Unter dem Einsatz moderner Anbaumethoden werden unter anderem Mais, Reis, Ingwer und Gemüse produziert. Neben der Landwirtschaft arbeiten viele Tibeter im Dienstleistungssektor und betreiben kleine Geschäfte oder Restaurants.
Obwohl die Zahl der Menschen in den Siedlungen gestiegen ist, haben sie dennoch nicht mehr Land zur Verfügung. Viele Bewohner haben keine indische Staatsangehörigkeit und somit keine Möglichkeit, Land zu erwerben.
Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit geraten immer mehr Menschen in Not. Die Bildungszentren und Kindertagesstätten sind durch das Bevölkerungswachstum überlastet. Manche Eltern müssen ihre kleinen Kinder unbeaufsichtigt zurücklassen, während sie zur Arbeit gehen. Aus diesem Grund hat Tibetan Children's Village eine Reihe von Kindertagesstätten eröffnet, in denen Kleinkinder betreut werden, während die Eltern ihren Lebensunterhalt verdienen.
Die tibetischen Kinder haben zwar Zugang zum Bildungssystem, aber der Besuch einer weiterführenden Schule gestaltet sich häufig problematisch. Jugendliche ohne indische Staatsangehörigkeit müssen hohe ausländische Studiengebühren zahlen, wenn sie indische Bildungseinrichtungen besuchen wollen. Ohne Stipendien können sich viele junge Tibeter den Besuch einer höheren Schule nicht leisten. Dadurch haben sie wenig Aussicht auf Beschäftigung. Viele sind gezwungen, sich auf dem informellen Sektor eine Arbeit zu suchen.
Unterstützung von Kindern aus der Autonomen Region Tibet der Volksrepublik China
Tibetan Children's Villages Bylakuppe liegt in der tibetischen Gemeinde Lugsum Samdupling etwa 90 km von Mysore entfernt. Das Dorf ist zwischen den beiden größten Siedlungen errichtet worden und unterstützt die lokale Bevölkerung seit über drei Jahrzehnten. Alle Kinder haben die elterliche Fürsorge verloren. Ungefähr die Hälfte sind Waisen; die Eltern der anderen Kinder leben in der autonomen Region Tibet der Volksrepublik China, oder in anderen Landesteilen.
Tibetan Children's Villages Bylakuppe
Tibetan Children's Villages beschloss den Bau eines Kinderdorfs in Bylakuppe, um die Tibeter im Bundesstaat Karnataka zu unterstützen. Das Kinderdorf leitet Kindertagesstätten sowie eine Grund- und Sekundarschule und leistet medizinische Versorgung. Das Kinderdorf betreibt eine eigene Farm, auf der überwiegend Mais angebaut wird.
Kinder ohne elterliche Fürsorge können gemeinsam mit ihren Geschwistern in einer der 32 Familien aufwachsen. Aufgrund der großen Zahl tibetischer Kinder haben die tibetischen Kinderdörfer meist wesentlich mehr Bewohner als andere Kinderdörfer. Manche Familien haben dreißig oder mehr Mitglieder.
Kleine Kinder gehen zum Kindergarten. Ältere Kinder besuchen die Grund- und Sekundarstufe der Schule, die einen exzellenten Ruf genießt.
In Bylakuppe gibt es auch mehrere Jugendhäuser, in denen junge Menschen mit der Unterstützung ausgebildeter Fachkräfte auf ihre Selbständigkeit vorbereitet werden.