"Fragt nicht nach Erlaubnis – schafft eure eigenen Räume!"

Miguel aus Brasilien setzt sich als Aktivist und Drag Queen für LGBTIQ*-Rechte ein

Vor sechs Jahren traf der heute 22-jährige Miguel eine lebensverändernde Entscheidung: Er wollte eine Drag Queen werden. Als Kind wuchs er in einem sehr religiösen Umfeld auf. Schon früh wurde ihm klar, dass er nicht den traditionellen Erwartungen entsprach, welche die Gesellschaft in Brasilien an junge Männer hat. Deshalb wurde er die meiste Zeit seiner Kindheit und Jugend gemobbt: "Ich wurde von meiner ganzen Klasse verprügelt, erst von den Jungen, dann von den Mädchen", sagt Miguel. "Alle beschlossen, mich zu hassen. Und ich wurde in der Kirche gemobbt, ich wurde überall belästigt."  

Drag-Queen-Auftritte als Antwort auf Mobbing

Als Drag Queen mit dem Künstlernamen Klaudia Kay steht Miguel auf den größten BühnenSao Paulos.

Aber er beschloss, dass er auf jeden Fall seinen eigenen Weg gehen würde. So entschied er, als Drag Queen auf den größten Bühnen Sao Paulos aufzutreten. Heute setzt sich Miguel als Aktivist für LGBTQ*-Rechte gegen Diskriminierung und Ungleichheit ein. Er ist auch ein bekannter Performer mit dem Künstlernamen Klaudia Kay und nutzt seine Auftritte, um seine Kritik an der Gesellschaft, der Politik und anderen Themen, die seiner Meinung nach geändert werden müssen, zum Ausdruck zu bringen. 

Neue Möglichkeiten und Inspiration

Miguel nahm an einem Programm der SOS-Kinderdörfer in Brasilien teil, das benachteiligte Jugendliche auf ihrem Weg ins Berufsleben fördert. Er erfuhr zum ersten Mal von SOS-Kinderdörfern in der High School, als Sozialarbeiter:innen seine Schule besuchten, um Jugendgruppen zu betreuen. Seitdem ist er Teil eines Netzwerks globaler Jugendleiter:innen, die mit den SOS-Kinderdörfern zusammenarbeiten und Unterstützung für ihre Arbeit erhalten: "Sie sahen in mir und in vielen anderen jungen Menschen die Möglichkeit, unabhängig zu sein und inspirierende Erwachsene zu werden", sagt Miguel.  

"Ich fühlte mich gestärkt und hatte das Gefühl, dass mir jemand den Rücken freihält", sagt Miguel. Er liebt die Malerei, Stand-up-Comedy, aber am meisten liebt er das Singen: "Meine Familie ist eine sehr musikalische Familie, und jeder in meiner Familie singt gerne. Ich habe in der Kirche angefangen zu singen."  

Mittlerweile lebt Miguel in Lorena, São Paulo, einer Stadt mit einer sehr hohen Gewalt- und Kriminalitätsrate. "Wir versuchen, die Gewalt in unserer Stadt zu verringern, denn Lorena ist die gefährlichste Stadt im Bundesstaat São Paulo. Und ich glaube, dass wir durch die Kunst die Stadt friedlicher machen", sagt er. 

Durch Kunst der Gewalt entfliehen 

Gemeinsam mit anderen junge Aktivist:innen hat Miguel "Sarau Na Rua" - oder "Sarau in den Straßen" - ins Leben gerufen, das es jungen Menschen ermöglicht, einen Weg aus Kriminalität und Gewalt zu finden und ihre eigenen kreativen Prozesse zu gestalten. "Sarau war eine Zusammenkunft von Künstler:innen, die ohne Gewinnabsicht für ein Publikum auftraten", erklärt Miguel. "Wir taten es einfach, weil wir es liebten. Der Name Sarau Na Rua kommt daher, weil wir öffentliche Plätze besetzten, um Musik zu machen, zu tanzen und Kunst auszustellen." Die Gruppe beschränkt ihren Aktivismus nicht auf die Verteidigung der Rechte von LGBTIQ*, sondern spricht sich gegen jede Form von Diskriminierung aus, sei es aufgrund des Geschlechts, der ethnischen Herkunft oder der Kultur.  

“Sei einfach da, mach dein Ding!”

Für Miguel ist die Gruppe "ein Ort, an dem man als junger Mensch eine Stimme hat". Seine Botschaft für junge Menschen, die wie er als Kind mit Diskriminierung und Mobbing konfrontiert waren, lautet, nicht darauf zu warten, dass andere sich ändern, sondern sich selbst zu ändern. "Du kannst dafür sorgen, dass es besser wird", sagt er. "Wenn es keinen Platz für alle gibt, werdet ihr eure eigenen Räume schaffen. Fragt nicht nach Erlaubnis. Sei einfach da, mach dein Ding, und die Leute werden dich respektieren müssen." 

 

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