Kenia: Ein Kinderdorf kämpft gegen die Beschneidung von Frauen

SOS in Meru will der Genitalverstümmelung von Mädchen ein Ende bereiten

Die Beschneidung von Frauen und Mädchen (Female Genital Mutilation, FGM) ist in verschiedenen Teilen Kenias stark verbreitet – obwohl die Regierung diesen Brauch für illegal erklärt hat! FGM wird einfach weiter im Verborgenen durchgeführt. Das SOS-Kinderdorf in Meru setzt sich dafür ein, dass dieser grausame Brauch abgeschafft wird.

Mädchen müssen vor Beschneidung geschützt werden - deshalb kämpfen die SOS-Kinderdörfer in Kenia gegen diesen Brauch. Foto: Hilary Atkins

Das SOS-Kinderdorf in Meru im Osten Kenias arbeitet bereits seit fünf Jahren mit einer örtlichen Non-Profit-Organisation, die als die "Muchui-Mütter für Waisen und gefährdete Kinder" bekannt ist, und der St. John-Kirche zusammen, um in der Gemeinde das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen der Beschneidung von Mädchen zu stärken. Das SOS-Programm wird in einer Region durchgeführt, die als Imenti North bekannt ist. Hier hat der Brauch vor allem eine symbolische Bedeutung – er ist ein Ritus, der den Übergang vom Mädchen zur Frau darstellt.

Kampf gegen Beschneidung

Im Bemühen, diesen Brauch und weitere Probleme zu beenden, setzen die SOS-Kinderdörfer und ihre Partner in Meru sich für folgende Maßnahmen innerhalb der Gemeinde ein:

  • Durchführung alternativer Übergangsrituale
  • Rettung von Mädchen vor Beschneidung und Kontaktherstellung mit Sozialarbeitern
  • Aufklärungsarbeit zu Aids
  • Häusliche Pflege für HIV-Kranke
  • Training in sexuellen Rechten und Gesundheit
  • Resozialisierung und Neubeschäftigung von Beschneiderinnen
  • Trainings und Workshops zur Verhaltens- und Kommunikationsänderung
  • Beratung für Mädchen und Eltern
  • Lebenskompetenz-Training
  • Schulungen zu Kinderrechten und Kinderschutz
  • Wirtschaftliche Unterstützung

Mädchen werden gestärkt

Unsere Maßnahmen gegen FGM waren bereits erfolgreich. Heute sagen viele Mädchen in Imenti North Nein zur Genitalbeschneidung und entscheiden sich für ein alternatives Übergangsritual. Sie durchlaufen zum Beispiel Trainings zu sexueller und reproduktiver Gesundheit sowie Selbstverwirklichung und erhalten eine Berufsberatung. Seit 2014 leisten die SOS-Kinderdörfer finanzielle Unterstützung für dieses Programm. In dieser Zeit haben insgesamt 442 Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren anstelle der Beschneidung ein alternatives Übergangsritual absolviert.

Teufelskreis der Beschneidung durchbrechen

Ausbruch aus dem Teufelskreis der Beschneidung: Diese Mädchen aus Kenia machen eine Ausbildung zur Elektrikerin. Foto: SOS-Archiv

Gleichzeitig haben etwa 200 Eltern in Trainings zur Verhaltens- und Kommunikationsänderung gelernt, welche Vorteile es hat, nicht am Ritual der Beschneidung teilzunehmen. Sie lernen in den Workshops Menschen kennen, die das Ritual umgangen und davon sozial und wirtschaftlich profitiert haben. Außerdem erhalten die Eltern Berufstrainings sowie wirtschaftliche Unterstützung und nehmen Beratung in Gesundheits- und Ernährungsfragen in Anspruch.

Eltern und insbesondere Frauen wirtschaftlich zu stärken, ist entscheidend, da das Beschneidungsritual hauptsächlich unter ungebildeten und armen Gemeindemitgliedern durchgeführt wird. Aufgrund ihrer Armut haben Frauen kein Mitspracherecht, wenn es darum geht, sich gegen Beschneidung zu entscheiden – selbst, wenn sie wissen, dass es ihnen schadet. Des Weiteren haben einige Beschneiderinnen in den letzten zwei Jahren aufgehört zu praktizieren und andere Erwerbsquellen gefunden.

Traditionelle Denkweisen verändern

Die vorherrschende Denkweise zu verändern, war und ist immer noch ein langwieriger Prozess. In Meru wurde Beschneidung von Mädchen über Jahre ungebremst praktiziert – es gehörte lange zur Lebensweise. Analphabetismus, Armut und Mangel an Bildung haben dazu beigetragen, die Flamme dieses traditionellen Rituals am Lodern zu halten. Und obwohl es in Kenia verboten wurde, wird es von Familien im Geheimen mithilfe von Beschneiderinnen – meist alten Frauen – noch immer durchgeführt. Dubiose Ärzte sind ebenfalls darin involviert, um sich einen finanziellen Vorteil zu verschaffen.

Die SOS-Kinderdörfer und deren Partner würden gern mehr Mädchen vor diesem Ritual bewahren, aber die Verschwörung zur Geheimhaltung macht dies unglaublich schwer. Im Falle einer Rettung sind oft Informationen von dem hilfebedürftigen Mädchen oder von Sympathisanten in der Gemeinde durchgedrungen. Gerettete Mädchen erhalten Hilfe von unseren Mitarbeitern oder von anderen Non-Profit-Organisationen, familiengeführten - und gemeindegestützten Organisationen, die den Mädchen medizinische Dienste, Beratungsangebote und eine sichere Unterkunft bieten.

Ein langer Weg zur Bekämpfung der Genitalverstümmelung

Durch die Sensibilisierungsarbeit der SOS-Kinderdörfer in Meru zeigt sich schon ein Teil der Gemeinde bereit, den Brauch der Genitalverstümmelung von Mädchen zu stoppen. Dennoch gibt es andere starrsinnige Gemeinde-Mitglieder, die am grausamen Ritual der Genitalverstümmelung festhalten und große Anstrengungen unternehmen, die traditionelle Praktik fortzuführen.

Um Beschneidung von Mädchen ganz zu stoppen,

  • bedarf es einer gemeinsamen Strategie, in welche die wichtigsten Interessensvertreter wie Gesetzeshüter, die Lokal- und Kommunalverwaltung, Non-Profit-Organisationen, familiengeführte Organisationen, Gemeindemitglieder, Schulen und die Medien mit einbezogen werden müssen.
  • müssen Lobbyaktivitäten, Schulungen sowie Unterstützungen bei der Lebensführung  intensiviert werden. Ebenso müssen Ressourcen mobilisiert werden, um diese Aktivitäten zu unterstützen.
  • sollten Informationsaustausch und Kooperationen innerhalb des Netzwerks verstärkt, sowie die Vernetzung zwischen den einzelnen Organisationen, die am Kampf gegen FGM beteiligt sind, gefestigt werden.

 

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