Weg von der Straße

Wie SOS einem Straßenkind den Weg zurück in ein normales Leben ebnet


Leben auf der Straße: Kinder kochen sich eine warme Mahlzeit
Grace war 13, als sie damals auf dem Wochenmarkt Josephine Rombo, eine Mitarbeitern des SOS Sozial- und Gesundheitszentrums in Nairobi, traf. Sie trug zwei verschiedenfarbige Sandalen, keine davon passte, und war gerade dabei  verdorbene Früchte aus einem Müllberg  auszusortieren. Ihre kranke Mutter konnte es sich kaum leisten Grace zu ernähren, oder sie zur Schule zu schicken. Deshalb musste Grace sich alleine durchzukämpfen, auf der Straße.

"Ein komischer Geruch ging von ihr aus. Heute weiß ich, dass  sie sich tagelang nicht waschen konnte, ins Bett gemacht hat und keine Kleider zum Wechseln hatte", so schildert Josephine Rombo ihre erste Begegnung mit dem jungen Mädchen. "Trotzdem, ihre rotbraunen Haare, das offene Lächeln,  Grace war ein hübsches Mädchen."  Graces Mutter war alleinerziehend und sehr krank. Ihr kleines Fischgeschäft, das der Familie das Nötigste eingebracht hatte,  ist Pleite gegangen. Was blieb waren ihre vier Kinder: Grace, die älteste Tochter, und ihre drei jüngeren Brüder.  Als sie noch zur Schule ging, musste Grace sich mit quälendem Hunger herumschlagen. Ihre Mitschüler zogen sie wegen ihres mageren Körpers auf, sagten, sie sähe aus wie ein Junge. Das Geld für Schulbücher, eine neue Uniform und natürlich die Schulgebühren war knapp. Grace schämte sich, wenn ihr ein Buch fehlte, ihre Uniform voll war von Löchern und Flecken, oder sie wieder einmal darum bitten musste, die Gebühren später bezahlen zu dürfen.  Deshalb blieb sie oft von der Schule fern und streunte in der Nachbarschaft herum.


Eine SOS-Sozialarbeiterin mit Straßenkindern in Nairobi
Obwohl ihre Mutter es ihr verboten hatte, stahl Grace sich auch nach der Schule immer öfter aus dem Haus. Anstelle der ihr auferlegten Hausarbeiten, wollte sie lieber etwas zu Essen suchen, für sich und ihre drei kleinen Brüder. Als Älteste fühlte Grace sich verantwortlich.  Ihre Mutter wusste sich bald nicht mehr zu helfen und fing an Grace mit Schlägen zu bestrafen, für die unverrichtete Arbeit und Graces ungehorsame, rebellische Art. Grace musste sich entscheiden: Wollte sie lieber die Schläge oder ihren Hunger in Kauf nehmen? Zunächst verbrachte sie deshalb einige Nächte fern von Zuhause, später wurden es Wochen, Monate und schließlich brach sie auch die Schule ganz ab. Das war in der dritten Klasse. Lawrence, einer ihrer Brüder, tat es ihr gleich und so wurden die beiden Straßenkinder.

Die Begegnung mit der SOS Sozialarbeiterin veränderte alles

Als Josephine Grace auf dem Wochenmarkt traf, erzählte sie ihr von einem Sozial- und Gesundheitszentrum in der Nachbarschaft. Ein Ort, an dem sie kostenlos Essen bekommen würde, wo sie duschen könnte, mit Menschen, die sich um sie kümmern würden. Schon am nächsten Morgen ging Grace dorthin.  Josephine Rombo berichtet: "Grace machte uns keine Schwierigkeiten. Sie wollte ihr Leben unbedingt verändern, passend dazu veränderte sie ihr Äußeres und trug stolz ihre neuen Kleider, die ihr SOS zur Verfügung stellte."  Bereits nach zwei Monaten war sie kaum wiederzuerkennen. Sie hatte aufgehört ins Bett zu machen und strahlte ein ganz neues Selbstbewusstsein aus. Schließlich wollte Grace wieder zur Schule gehen und bat außerdem die Sozialhelferin darum, Kontakt mit ihrer Mutter aufzunehmen.


Straßenkinder im SOS-Sozialzentrum des Kinderdorfs Nairobi
Grace und ihr Bruder gehen wieder zur Schule

Als Graces Mutter ins Sozial- und Gesundheitszentrum kam, war sie zunächst skeptisch über den Lebenswandel ihrer Tochter. Doch Grace bewies ihr, dass sie es ernst meinte. Sie ging zurück zur Schule und hat schon viel nachgeholt. Ihre Mutter ist sehr stolz und glücklich darüber, dass ihre Tochter jetzt regelmäßig zur Schule geht und auch wieder Zuhause schläft. Grace bekommt jetzt ihr Mittagessen in der Schule, kann sich deshalb besser konzentrieren und somit auch bessere Leistungen erzielen. Sie hat sich gut integriert und auch schon viele neue Freunde gefunden. Auch ihr Bruder Lawrence geht wieder zur Schule.

Das Gesundheits- und Sozialzentrum half auch Graces Mutter. Sie nahm an individuellen Beratungsgesprächen und Gruppensitzungen speziell für Eltern teil. Durch die medizinische Versorgung von SOS hat sich außerdem ihr Gesundheitszustand stark verbessert. Inzwischen kann sie sogar wieder arbeiten und verdient so Geld, um ihren Kindern ein Zuhause bieten zu können.

Das Straßenkinder-Programm des SOS-Sozialzentrums in Nairobi

Ziel des Straßenkinder-Programmes ist es insbesondere, die Familien der Kinder so zu stärken, dass sie dort wieder leben können. Daher ist es sinnvoll, mit Eltern und Kindern gemeinsam zu arbeiten. Außerdem folgt das Programm dem Grundsatz, das Recht der Kinder auf eine Grundausbildung durchzusetzen. Deshalb begleiten die Sozialarbeiter von SOS die Familien auch noch, wenn sie bereits wieder zusammen leben und die Kinder zur Schule gehen.  Dazu gehören Besuche der Mitarbeiter in den Schulen, Zuhause, sowie Freizeitaktivitäten mit den Kindern, die es ermöglichen weiterhin einen Einblick in ihr Leben zu erhalten.

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