Eine der ärmsten Regionen des Landes
Die Kleinstadt Nhlangano hat knapp über 9000 Einwohner und liegt im Südwesten von Eswatini im Verwaltungsbezirk Shiselweni, der mehr als 240 000 Bewohner zählt. Shiselweni gehört zu den ärmsten Regionen des Landes. Vor allem die ländlichen Gebiete sind extrem verarmt. In Eswatini herrscht eine zutiefst ungleiche Verteilung des Wohlstands: die reichsten 20 Prozent der Bevölkerung verfügen über rund 55 Prozent des Volksvermögens, die ärmsten 20 Prozent über lediglich 4,3 Prozent.
Im Jahr 2011 wurde Eswatini von einer schweren Wirtschaftskrise getroffen. Die öffentliche Versorgung brach völlig zusammen. Die Angestellten im öffentlichen Dienst, darunter auch Lehrer, Universitätsprofessoren und das Krankenhauspersonal, erhielten kein Gehalt mehr. Die meisten Schulen und Universitäten wurden geschlossen. Die Krankenhäuser litten an Engpässen bei der Medikamentenversorgung, da die Zulieferer nicht bezahlt worden waren und der Treibstoffmangel zu Transportausfällen führte. In den letzten Jahren hat sich die Situation nach und nach verbessert: strenge Kontrollmaßnahmen wurden eingeführt und internationale Hilfe wurde gesichert. Trotzdem sind noch viele Änderungen nötig, bevor sich das Leben der Familien bessert.
HIV/AIDS gefährdet das Leben Tausender Kinder
Für die ohnehin notleidende Bevölkerung von Eswatini hatten die jüngsten Entwicklungen verheerende Folgen. In den ländlichen Gebieten leben 60 Prozent der Bewohner in Armut. Ein Viertel der Bevölkerung ist mit HIV infiziert, und die Lebenserwartung zählt zu den niedrigsten der ganzen Welt. Kinder und junge Menschen sind in besonderem Ausmaß betroffen: Tausende Kinder haben ihre Eltern an HIV verloren und sind schutzlos auf sich alleine gestellt. Ein Viertel aller Kinder beendet nicht einmal die Grundschule. Bei Kindern ohne elterliche Fürsorge, oder Kindern, die in gefährdeten Haushalten leben (zum Beispiel in Familien, die von HIV/AIDS betroffen sind), ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Grundbildung abschließen, am geringsten.
Die Arbeitslosenrate ist landesweit sehr hoch, aber junge Menschen sind ganz besonders betroffen: die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei über 50 Prozent. Viele Swasis arbeiten auf dem informellen Sektor, verkaufen zum Beispiel Kleinwaren oder hausgemachte Lebensmittel auf der Straße. Dieses Leben bietet keinerlei Sicherheiten, kein geregeltes Einkommen und keine Unterstützung im Krankheitsfall, während einer Schwangerschaft oder im Alter.
Unsere Arbeit in Nhlangano
Das SOS-Kinderdorf Nhlangano wurde im Jahr 2001 eröffnet. Bis zu 110 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in elf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde und sind dadurch bereits von klein auf gut in ihre Umgebung integriert. Das SOS-Jugendprogramm unterstützt Jugendliche aus dem SOS-Kinderdorf bei Ausbildung, Studium und Arbeitssuche.
Die SOS-Familienstärkung in Nhlangano richtet sich an Familien in Not, damit diese nicht an Armut und sozialen Problemen zerbrechen. So stellen Mitarbeiter des SOS-Sozialzentrums in Nhlangano sicher, dass Kinder Zugang zu Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung erhalten. Wir leisten Lebensmittelhilfe, organisieren Alphabetisierungskurse und helfen bei der Renovierung von Häusern, unterstützen Familien bei der Einkommensförderung und dem Ausbau der elterlichen Kompetenzen. Wir zeigen Familien, wie sie Lebensmittel für den Eigenbedarf anbauen können und bieten Beratung und psychologischen Beistand. Unsere besondere Unterstützung gilt Familien, die an HIV/AIDS erkrankt sind. In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen setzen wir uns für die Stärkung gemeindebasierter Unterstützungssysteme für notleidende Familien ein.
Im SOS-medizinischen Zentrum in Nhlangano werden Kinder und Erwachsene behandelt. Das Zentrum bietet ärztliche Grundversorgung, Krankheitsprävention und freiwillige HIV/AIDS-Tests. Infizierte erhalten Beratung und Medikamente. Alle Angebote stehen allen Menschen aus der Gemeinde offen und richten sich an Familien in Not, die sich sonst keine Behandlung leisten könnten.