Mehr als eine Million Menschen leben im Distrikt Bogura in Armut
Das SOS-Kinderdorf Bogura liegt etwa 225 km westlich von Dhaka und 8 km nördlich der Stadt Bogura. Das reiche kulturelle Erbe der Region lockt zahlreiche Touristen an. Das Weltkulturerbe Mahasthangarh, eine der ältesten archäologischen Stätten des Landes und Heiligtum für Hindus, Buddhisten und Moslems, befindet sich ganz in der Nähe.
In der Umgebung von Bogura leben viele Menschen von der Landwirtschaft. Die meisten sind als Tagelöhner auf den Feldern beschäftigt, ihre Arbeit ist saisonabhängig und die Löhne niedrig. In den vergangenen Jahrzehnten haben vor allem in den Stadtzentren immer mehr Menschen eine Beschäftigung im Dienstleistungssektor gefunden.
Die Region weist eine hohe Armutsrate auf - offiziellen Angaben zufolge leben 23 bis 32 Prozent der Einwohner unterhalb der regional definierten extremen Armutsgrenze. Kinder leiden ganz besonders an den Folgen der Armut. Ihre Eltern kämpfen selbst ums Überleben - viele haben nicht genügend zu essen, und ein Schulbesuch ist oft kaum leistbar. Viele Kinder notleidender Familien müssen die Schule abbrechen und stattdessen arbeiten. Angesichts dieser prekären Verhältnisse ist die hohe Analphabetenrate in der Region keineswegs überraschend - 47 Prozent der Bevölkerung können weder lesen noch schreiben. Zahlreiche Kinder müssen aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Not ohne den Schutz einer Familie aufwachsen, und noch viele mehr sind vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht, wenn sie nicht rechtzeitig Unterstützung erhalten.
Kinder brauchen ein liebevolles Zuhause, Familien sind auf Unterstützung angewiesen
Nach dem Ende des Befreiungskrieges im Jahr 1971 blieben viele Kinder ohne elterliche Fürsorge zurück. Das Angebot von SOS-Kinderdorf zur Unterstützung notleidender Familien und die Idee eines liebevollen Zuhauses für Kinder ohne elterliche Fürsorge wurden vom zuständigen Ministerium sehr begrüßt. Heute konzentriert sich unsere Arbeit vorwiegend auf die Unterstützung von Familien, um sie vor der Zerrüttung zu bewahren. Sie erhalten materielle Hilfe, Schulungen und Beistand, bis sie selbst für sich sorgen können. Ihre Kinder müssen nicht arbeiten; einige erhalten auch Stipendien, um sich den Schulbesuch leisten zu können.
Unsere Arbeit in Bogura
SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit der Gemeinde zusammen. Um notleidenden Familien zu helfen, bieten wir in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden Familienstärkungsprogramme, damit Kinder Zugang zum Bildungssystem erhalten, medizinisch versorgt und ausreichend ernährt werden. Darüber hinaus leiten wir ein Berufsbildungszentrum und eine Kindertagesstätte für die Kinder erwerbstätiger Mütter. Im SOS-medizinischen Zentrum werden Familien und Kinder aus der Gemeinde behandelt und im Bereich der Krankheitsprävention geschult.
Bis zu 100 Kinder, die nicht länger bei ihren leiblichen Familien bleiben können, finden in zehn SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Aufgrund der hohen Analphabetenrate in Bangladesch ist die Arbeit der SOS-Hermann-Gmeiner-Schule, die Unterricht in der Primär- und Sekundarstufe bietet, von ganz besonderer Bedeutung. Die Schule steht allen Kindern offen, und durch die Stipendien des Familienstärkungsprogramms können sich zahlreiche Familien den Schulbesuch ihrer Kinder leisten.
Wenn junge Menschen dem Kinderdorf entwachsen und ein Studium oder eine Berufsausbildung beginnen möchten, bietet unser SOS-Jugendprogramm die Möglichkeit des betreuten Wohnens. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte entwickeln sie Perspektiven für ihre Zukunft, lernen Verantwortung zu tragen und zunehmend eigene Entscheidungen zu treffen.