11. April 2024 | NEWS

Kinder auf der Flucht: Der vergessene Krieg im Sudan

Khartum - Hunger, Elend und eine weltweit beispiellose Massenflucht: Am 15. April jährt sich der Konflikt im Sudan, doch schon lange ist er aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden, verdrängt von den Kriegen in Nahost und in der Ukraine. Dabei ist laut den SOS-Kinderdörfern vor allem die Situation der Kinder nach einem Jahr Krieg verzweifelt. Fast 12 Millionen Menschen befänden sich innerhalb des Landes auf der Flucht, unter ihnen rund vier Millionen Kinder. "Die meisten Familien haben alles verloren, ihre Häuser, ihr Einkommen, ihre Hoffnung", sagt Abdelrahman Mubarak, Leiter der Hilfsorganisation im Sudan. "Ihre Gemeinden sind zerstört, das Gesundheits- und Bildungssystem kollabiert, es fehlt ihnen an Lebensmitteln, Wasser, Medizin, Kleidung und Unterkünften." Hundertausende Kinder litten unter Unterernährung, fast der gesamte Sudan sei von einer Hungerkrise bedroht.

Fliehende Menschen in Khartum Foto: AFP

"Die Menschen hausen in Flüchtlingslagern und Schulen", so Mubarak weiter. Letztere seien seit Ausbruch des Krieges geschlossen: "Ein Alptraum für die Familien. Es wird ihnen nicht nur ihre Gegenwart genommen. Indem man die Kinder von der Bildung abschneidet, nimmt man den Familien auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft."

Alle Geflüchteten könnten nur mit Unterstützung der internationalen Hilfsorganisationen überleben. Doch laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen sind viele der NGOs, die im Sudan aktiv sind, unterfinanziert, es käme nur ein Bruchteil der benötigten Hilfe an.  

Mubarak hofft, dass die internationale Öffentlichkeit trotz der Kriege in Gaza und der Ukraine wieder auf den Sudan schaut: „Die Kriegsparteien verüben Gräueltaten an der Zivilbevölkerung, an Frauen und Kindern, die humanitäre Lage ist katastrophal. Dieser Krieg kann nur enden, wenn die internationale Gemeinschaft wieder Notiz nimmt und Druck auf die Konfliktparteien ausübt.“

Auch die Einrichtungen der SOS-Kinderdörfer sind unmittelbar vom Krieg betroffen: Kurz nach Ausbruch war das SOS-Kinderdorf in der Hauptstadt Khartum von bewaffneten Truppen gewaltsam eingenommen worden. Die Kinder wurden in sichere Gebiete evakuiert, aber mussten erneut umgesiedelt werden, weil sich die Lage auch dort zugespitzt hatte. „Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Entscheidung richtig war. Es geht ihnen entsprechend gut. Sie sind psychologisch stabil", sagt Mubarak.

Die SOS-Kinderdörfer sind seit mehr als 40 Jahren im Sudan tätig. Um die Menschen im Krieg zu unterstützen, hat die Organisation ein Nothilfeprogramm gestartet und hilft Kindern und Erwachsenen mit Lebensmitteln, Bargeld, Hygieneartikeln und psychologischer Unterstützung. Die für viele Menschen überlebenswichtige Hilfe soll aufgestockt werden.

Kinder auf der Flucht: Nie zuvor waren so viele Kinder weltweit auf der Flucht: Allein zwischen 2010 und 2021 ist die Zahl der gewaltsam vertriebenen Kinder um schätzungsweise 230 Prozent auf 36,5 Millionen gestiegen. Insbesondere Kinder, die alleine auf der Flucht sind, erleben vielfach Gewalt, leiden Hunger und sind zahlreichen Risiken ausgesetzt. In der Serie "Kinder auf der Flucht" widmen sich die SOS-Kinderdörfer Fluchtbewegungen weltweit und ihren Auswirkungen auf die Kinder.

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