Ein Leben fern der Heimat aufbauen

Unterstützung für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge

Nasehullah floh mit 15 Jahren aus Afghanistan. Über ein Jahr lang war er unterwegs und musste auf der Flucht schlimme Erfahrungen machen. Inzwischen ist er in seiner neuen Heimat im österreichischen Vorarlberg angekommen. Die SOS-Kinderdörfer haben ihn dabei begleitet, erfolgreich Fuß zu fassen und seine Integration unterstützt.

Nur mit einer Tasche, zwei Hosen und ein paar T-Shirts verlässt Nasehullah mit 15 Jahren sein Heimatland Afghanistan. Zu groß ist dort die Gefahr für sein Leben. Er ist einer von vielen minderjährigen Flüchtlingen, die komplett auf sich allein gestellt den gefährlichen Weg in eine ungewisse Zukunft auf sich nehmen. 

Auf der Flucht erlebt Nasehullah Dinge, die ihn langfristig prägen. "Das war wirklich schwer. Wir hatten kein Essen und mussten uns immer in den Bergen aufhalten." Dreimal hat er versucht über die bulgarische Grenze zu kommen. Dort stößt er auf Widerstand, erlebt Gewalt, wird geschlagen. Über ein Jahr lang ist der heute 20-Jährige unterwegs, durchquert sechs Länder und gelangt schließlich nach Österreich. 

Mit dem Bruder wiedervereint 

Nach dem Aufenthalt in einer großen Flüchtlingsunterkunft kann Nasehullah in eine Wohngruppe in Vorarlberg ziehen. Dort geht ein großer Wunsch für ihn in Erfüllung: Er sieht seinen großen Bruder wieder – nach sieben Jahren! "Es war das allergrößte für uns, als wir uns endlich in die Arme schließen konnten. Das Gefühl, dass zumindest ein Teil der Familie im gleichen Ort ist, gibt Sicherheit und ist ein Trost. Meine Mutter vermisse ich natürlich trotzdem noch sehr", erzählt er. 

Angekommen in seiner neuen Heimat Österreich: Nasehullah aus Afghanistan. Foto: SOS-Kinderdorf Österreich

Von Anfang an hat Nasehullah das Ziel, in Vorarlberg Fuß zu fassen, die Sprache zu lernen und vor allem eines: einen Schulabschluss zu machen. "Ich wollte unbedingt zur Schule gehen", sagt er. Aufgrund seines Alters ist er nicht mehr schulpflichtig, schafft es aber, den Direktor der Mittelschule von seinem Vorhaben zu überzeugen. "Ich bin sehr dankbar dafür, dass es doch möglich war", erzählt er rückblickend. 

Das selbstständige Leben trainieren 

Schließlich zieht Nasehullah im Rahmen des betreuten Wohnens der SOS-Kinderdörfer in eine eigene Wohnung, die er sich mit einem Mitbewohner teilt. Eine so genannte Bezugsbetreuerin steht dabei an seiner Seite, bespricht mit ihm Themen wie Finanzen, Haushalt und Ausbildung, begleitet ihn zu Terminen und Behördengängen und hat ein offenes Ohr für seine Sorgen und Ängste.  

"Nasehullah hat sich wirklich sehr schnell in seiner neuen Heimat eingelebt. Er spricht fließend Deutsch, hat Freunde und Freundinnen gefunden, spielt in einem Verein Cricket und macht nun eine Lehre zum Elektriker", erzählt die Sozialpädagogin Sabine Flatz. "Ich bin sehr stolz auf Nasehullah und es berührt mich zutiefst, dass er trotz der herausfordernden Vergangenheit, immer mutig und entschlossen geblieben ist und sich ein eigenständiges Leben aufbauen konnte", erzählt sie.  

Ziel des Programms "betreutes Wohnen” ist es, Jugendliche schrittweise in die Selbstständigkeit zu begleiten, bei der Integration zu unterstützen und gemeinsam traumatische Erlebnisse aufzuarbeiten. 

Auch Nasehullah blickt positiv in seine Zukunft: "Ich bin jetzt im ersten Lehrjahr und die Ausbildung macht mir Spaß. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, danach als Elektriker zu arbeiten."  Jüngst machte er bei einem Filmprojekt der "Offenen Jugendarbeit Villa K."mit, bei dem es darum geht, Vorurteile gegenüber Geflüchteten aufzubrechen.

Sicherer Hafen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge 

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Krisen- oder Kriegsregionen finden in verschiedenen Einrichtungen der SOS-Kinderdörfer in Österreich professionelle Hilfe: Je nach Alter erhalten die geflüchteten Kinder und Jugendlichen in Gastfamilien, Wohngruppen oder im betreuten Wohnen individuelle Unterstützung. 

In den Einrichtungen wird nicht nur der Alltag der Jugendlichen, sondern auch Freizeit und Feiertage gemeinsam gestaltet. "Die gemeinsamen Feste gehören für mich auch zu meinem neuen Leben dazu. Ich mag alle Religionen und akzeptiere sie. Man kann sagen, ich bin angekommen.

 

Quelle:SOS-Kinderdorf Österreich

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