Frauen und Kinder von Ausbeutung bedroht
Guwahati ist die Hauptstadt des Bundesstaates Assam. Als mit Abstand größte Ansiedlung im Nordosten des Landes ist die Stadt ein wichtiges Wirtschafts- und Handelszentrum. In den vergangenen Jahrzehnten hatte Guwahati ein rasantes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Die Stadt erstreckte sich in der Vergangenheit südlich des Flusses Brahmaputra, aber in letzter Zeit sind auch am gegenüberliegenden Ufer neue Stadtviertel entstanden, die als North Guwahati bezeichnet werden. Die Ausdehnung der Stadt belastet die Infrastruktur - es mangelt an sauberem Trinkwasser und einer Abfallentsorgung.
Trotz des wachsenden Dienstleistungssektors und verarbeitenden Gewerbes sind die Armuts- und Arbeitslosenraten sehr hoch. Der Bundesstaat Assam zählt zu den ärmsten Regionen Indiens. Schätzungen zufolge sind die Armutsraten in jüngster Zeit gestiegen. Die Bewohner der ländlichen Regionen führen ein sehr hartes Leben. Viele Menschen ziehen auf der Suche nach einem besseren Leben nach Guwahati. Dadurch sind in der ganzen Stadt informelle Siedlungen entstanden - Schätzungen zufolge leben über zehn Prozent der Bevölkerung in Elendsvierteln.
Frauen und Kinder leiden am meisten unter Folgen der hohen Armuts- und Arbeitslosenraten und der politischen Unruhen. Die Ungleichheit der Geschlechter ist in Indien ein großes Problem. So liegt die durchschnittliche Alphabetisierungsrate bei 78 Prozent, aber es gibt große Unterschiede zwischen den Geschlechtern - 81 Prozent der Männer, aber lediglich 74 Prozent der Frauen können lesen und schreiben. Mädchen und Jungen aus verarmten Familien müssen häufig die Schule abbrechen und zum Haushaltseinkommen beitragen. Meist werden Mädchen noch früher als Jungen aus der Schule genommen.
Auch der Menschenhandel ist in der Region ein ernstes Problem. Viele Familien fallen den falschen Versprechungen der Menschenhändler zum Opfer. Frauen und Kinder sind aufgrund ihrer schwachen gesellschaftlichen Position besonders gefährdet. Häufig werden sie zur Sexarbeit gezwungen oder als Hausangestellte unter sklavenartigen Bedingungen ausgebeutet.
SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit lokalen Dienstleistern zusammen
Guwahati war das dritte SOS-Kinderdorf in Assam. Wir arbeiten eng mit lokalen Dienstleistern und Basisorganisationen zusammen, um notleidende Familien ausfindig zu machen und ihnen bedarfsgerechte Unterstützung für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen zu bieten.
Unsere Arbeit in Guwahati
Ein zentraler Bestandteil der Arbeit von SOS-Kinderdorf in Guwahati ist die Unterstützung von Kindern und Familien aus der Umgebung. Unser Familienstärkungsprogramm bietet ein umfassendes Angebot an Hilfsmaßnahmen, damit Familien vor der Zerrüttung bewahrt werden und gut für ihre Kinder sorgen können. Wir organisieren Informations-veranstaltungen über Hygiene, Kinderrechte und förderliche Erziehungsmethoden. Notleidende Familien erhalten Nahrung, pädagogischen Beistand und medizinische Behandlungen. Zur Einkommensförderung der Eltern bieten wir Berufsbildungskurse, Berufsberatung und Hilfe bei der Suche nach Arbeit. Einige Frauen haben beispielsweise Nähkurse oder Lehrgänge über Viehzucht besucht. Andere konnten ein eigenes kleines Geschäft eröffnen.
Kinder, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in einer der 16 SOS-Familien ein neues Zuhause, in dem sie gemeinsam mit ihren Geschwistern aufwachsen können. Wenn nötig, kann der SOS-Kindergarten Tagesbetreuung für Kleinkinder anbieten. Ältere Kinder besuchen die nahegelegenen Schulen, schließen Freundschaften mit den Kindern aus der Nachbarschaft und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen, können in die SOS-Jugendeinrichtungen ziehen und werden von qualifizierten Fachkräften durch diese neue Lebensphase begleitet, in der sie eine Berufsausbildung beginnen, ein Studium aufnehmen oder sich eine Arbeit suchen. Die jungen Menschen werden ermutigt, eigene Zukunftsperspektiven zu entwickeln, lernen Verantwortung zu tragen und zunehmend eigene Entscheidungen zu treffen.